SAP ist ein Weltkonzern. Hauptprodukt des nach Marktkapitalisierung mit Abstand wertvollsten deutsche Unternehmen ist dabei eine Softwarte-Komplettlösung für die Abwicklung von Geschäftsprozessen. Beispielsweise beim Management von Lieferketten bestehen indes offensichtliche Überschneidungen zu Use Cases der Distributed-Ledger-Technologie. Tatsächlich ist SAP bereits seit längerem an Blockchain interessiert. Das Unternehmen aus Walldorf beteiligt sich an Projekten, die private Blockchain-Lösungen von Unternehmen nutzen. Zusätzlich besteht ebenfalls die Möglichkeit der Integration des SAP-Programms mit öffentlichen Chains, wie etwa dem Ethereum Mainnet.
Dass dem so ist, beweist ein SAP-Blogpost vom 21. August. Kevin Small gibt SAP-Nutzern dort einen Crashkurs in Sachen Blockchain und Ethereum. Aus Unternehmensperspektive diskutiert er die Vor- und Nachteile des Mainnet und zeigt an einem Beispiel, wie Smart Contracts in das SAP-System einbindbar sind.
Öffentlichkeit von Ethereum ist Fluch und Segen
Als wesentlichen Vorteil des Ethereum Mainnet führt Small den Klassiker ins Feld. Denn als öffentliche Blockchain lockt das Mainnet mit dem altbekannten Versprechen von Dezentralität und Vertrauen. Im Kontrast zu IBMs Hyperledger Fabric und vergleichbaren Blockchain-Projekten steht es somit prinzipiell jedem Anwender offen: „Sie können sich vorstellen, dass sich das Mainnet wie ein einziger, globaler, betrieblicher Servicebus verhält.“
Das Mainnet bietet sich folglich als Ort für die Abwicklung von Transaktionen zwischen verschiedenen Unternehmen an. Diese könnten zudem über Smart Contracts automatisiert werden, die laut dem Blogpost ohne größeren Aufwand in das SAP-System integrierbar sind. In der Öffentlichkeit des Netzwerks liegt jedoch auch der wesentliche Knackpunkt, denn:
Mainnet ist von Natur aus öffentlich. Der gesamte Smart Contract Code ist öffentlich. Alle zugehörigen Daten, die es speichert, sind öffentlich. Alle Transaktionen sind öffentlich. Sie bekommen eine Vorstellung – das ist für Unternehmen oft nicht passend.
Unternehmen sind meist nicht daran interessiert, sensible Transaktionsdaten über das Internet preiszugeben. Für Small liegt hier die wesentliche Hürde für eine breite, betriebliche Nutzung des Ethereum Mainnet. Er merkt jedoch an, dass es für diese Problematik bereits verschiedene Lösungen gibt. Neben Zero Knoweledge Proofs verweist er auf das Baseline Protocol, das etwa von Microsoft und AMD entwickelt wird.
SAP im Blockchain-Land
Abseits des Ethereum Mainnets und der SAP-ERP-Plattform ist der deutsche Konzern an zahlreichen kleineren DLT-Projekten beteiligt. Gemeinsam mit der Blockchain-Firma Chroniceld erarbeitet es beispielsweise ein System für die Verifizierung von verschreibungspflichtigen Medikamenten in den USA.
SAP kooperiert ferner mit dem Unternehmen Blockchain Wine aus Singapur. Hierbei geht es um die Entwicklung einer Plattform, mit der sich Echtheit von Qualitätswein überprüfen lässt. Die Ethereum-Infrastruktur bildet hierbei den technischen Unterbau.