Kommentar Sam Bankman-Fried (FTX): Überheblichkeit hat ihren Preis!

Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Die Tage vom Aufstieg der Kryptobörse FTX sind gezählt. Die Aufarbeitung, wie es nur so weit kommen konnte, wird uns in den kommenden Tagen und Wochen intensiv beschäftigen. Ein Kommentar.

Sven Wagenknecht
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Beitragsbild: Shutterstock

Fans der freien Märkte kommen auf ihre Kosten. Frei von Kartellbehörden können Marktführer “fusionieren”. Der Kapitalismus funktioniert im Kryptosektor. Binance kauft, wen und was es will. Man könnte fast meinen, dass die größte Kryptobörse der Welt unendlich tiefe Taschen besitzt, eine Art Notenbank, der niemals die Liquidität ausgeht.

Ganz im Gegensatz zu FTX mit ihrem Wunderjungen Sam Bankman-Fried. Der heute 30-Jährige hat bereits im Alter von 25 Jahren FTX gegründet und einen filmreifen Aufstieg hingelegt. Die Marktanteile von Konkurrenten wie beispielsweise BitMEX wurden von FTX regelrecht aufgesogen. Solange, bis man selbst aus dem Markt gespült wurde und in Liquiditätsengpässe geriet. Sam Bankman-Fried hat die Kontrolle über FTX verloren und dabei Geschichte geschrieben. Noch nie hat sich der Reichtum eines Multimilliardärs in so kurzer Zeit in Luft aufgelöst. Die Causa FTX ist ein Paradebeispiel für die schnelle Vergänglichkeit von Macht und Reichtum, insbesondere im Kryptomarkt.

FTX: Die Tragödie betrifft uns alle

Das Fatale: Es mag sich nur um ein einzelnes Unternehmen handeln, das am Abgrund steht und dennoch betrifft es den gesamten Kryptomarkt. Jeder große Player steht pars pro toto für das gesamte Ökosystem, trägt eine Verantwortung fürs Krypto-Kollektiv, ganz gleich, was seine spezielle Dienstleistung beinhaltet. Die Frage, wie es so weit kommen konnte, dass einer der größten und vermeintlich stärksten Player im Markt kollabiert, ist eine systemische. Sie betrifft uns alle: Verbraucher, Unternehmer, Behörden etc.

Im Kern geht es dabei um Vertrauen, das Fundament des Finanzsektors, das Schmiermittel, von dem alles abhängt. Was mühsam aufgebaut wurde, ist in wenigen Stunden zusammengebrochen. Dass wir alle paar Wochen einen Lehman-Brothers-Moment erleben – man denke hier nur an den Zusammenbruch von Celsius oder Terra Luna – offenbart sektorspezifische Überheblichkeit, Gier und Naivität.

Sam Bankman-Fried: Risikomanagement ist kein Hobby!

Der Vorfall FTX reiht sich ein in eine Chronologie des Exzesses ein. Auch FTX hat wie beispielsweise Crypto.com bei wahnwitzigen Marketing- und Sponsorendeals mitgemacht. Hunderte Millionen US-Dollar für Sportmannschaften ausgegeben, die das Logo auf ihrem Ärmel tragen. Sam Bankman-Fried hat ein Imperium auf dem Glauben aufgebaut, dass es nur nach oben gehen kann, ohne Zwischenfälle, ohne Gegenwind.

Ein Unternehmen, das mit dem Geld anderer Menschen hantiert, darf nicht von dem Ego einer einzelnen Person abhängen. Genau wie in jeder großen Bank oder Vermögensverwaltung braucht es Mechanismen, die ein Risikomanagement gewährleisten. Der FTX-Zusammenbruch ist mehr als nur “Pech”. Es gewinnen am Ende nicht die coolsten, sondern die, die ihre Hausaufgaben gemacht haben. Sam Bankman-Fried: Setzen, Sechs!

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