New Coins on the Block – Bitcore (BTX)

Mit Bitcore haben wir einen vergleichsweise “kleinen” Coin aus deutschen Landen. Der Name erinnert stark an Bitcoin, sodass sich der Gedanke einer Hard Fork aufdrängt. Bitcores anderer Ansatz sowie die Eigenheiten dieser Kryptowährung sollen hier etwas beleuchtet werden.

Dr. Philipp Giese
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Beitragsbild: Bitcore

Ein großer Fokus der New-Coins-on-the-Block-Reihe sind Coins mit einem hohen Marktkapital. Wir schauen auf Coins, welche abrupt in den Top 20 auftauchen, betrachten diese kritisch und versuchen zu ermitteln, warum dieser Coin in den letzten Monaten stark anstieg.

Mit dieser Ausgabe der Reihe möchte BTC-ECHO den Fokus nicht verschieben, sondern ergänzen: Alle zwei Wochen soll auf kleinere Coins geschaut werden, um so Hidden Champions von wahren Shitcoins zu unterscheiden.

Der Vorwurf des Shillings kann bei kleinen Coins schnell aufkommen. Genauso kann umgekehrt der Vorwurf des unbegründeten Verreißens eines Coins im Raum stehen. Deshalb sei hier und für alle weiteren Posts gesagt, dass es sich hier nicht um „Kaufempfehlungen“ oder ähnliches handelt. Es wird die Technologie hinter den Coins betrachtet und eine begründete Einschätzung zu dem zugrunde liegenden Use-Case, zur Implementation und dem hinter dem Coin stehenden Team geliefert.

Zu Beginn soll auf einen Coin aus deutschen Landen geschaut werden: Bitcore (BTX) orientiert sich, wie der Name suggeriert, an Bitcoin. Mitte Oktober letzten Jahres wurde ein Sponsored Article dazu auf BTC-ECHO veröffentlicht, es ist also höchste Zeit, einen neutralen Blick auf den Coin aus Deutschland zu werfen.

Beim Namen Bitcore sowie dem Logo drängt sich die Assoziation Bitcoin auf, sodass man eine Hard Fork vermutet. Es handelt sich jedoch dabei nicht um eine im Stil von Bitcoin Cash, Bitcoin Gold oder anderen. Vielmehr handelt es sich um eine Mischung aus Hard Fork und Airdrop, auch Hybrid Fork genannt: Aus der Bitcoin-Blockchain wurden die Adressen extrahiert und dadurch sozusagen ein Snapshot der Bitcoin-Blockchain, wie sie am 2. November 2017 aussah, als Basis genommen. Allen bestehenden und übertragenen Adressen wurden 0,5 BTX pro BTC gutgeschrieben. Diese können von jenen, die im Besitz des Private Keys für ihre Bitcoin Wallet sind, auch wieder geclaimt werden.

Zusätzlich können jene, die in einer Adresse mehr als einen BTX gespeichert haben, jede Woche an einem Airdrop teilnehmen. Dazu können sich Interessierte auf der Webseite mit dieser Adresse registrieren. Dabei erhält jede registrierte Adresse mit mehr als 1 BTX Deposit an jedem Montag Ausschüttungen. Aktuell sieht das Airdrop-Modell wie folgt aus:

Im Januar wurde der Betrag um 5 % aufgestockt, im Februar sollen es 6 % sein, im März 7 % und so weiter. Dies soll so lange weitergehen, bis die erste Wallet leer ist. Den aktuellen Stand desselben kann man über einen Bitcore Explorer verfolgen. Das Airdrop-Modell ist, anders als verschiedene andere in der Krypto-Szene genutzte Modelle, interessant, da hier keine Werte aus dem Nichts geschaffen werden, sondern eine transparente Umverteilung stattfindet.

Bitcore arbeitet wie auch Bitcoin auf Basis des Proof-of-Work-Konsens. Dabei wird als Mining-Algorithmus nicht auf SHA256, sondern auf einen Mining-Algorithmus namens timetravel10 gesetzt. Timetravel10 ist dabei so konzipiert, dass nicht mit ASICs, sondern primär mit GPUs geminet werden kann, um so einer Mining-Zentralisierung entgegenzuwirken. Blöcke werden in Bitcore alle 2,5 Minuten geminet. Der Block Reward ist durch diese kürzere Block Time geringer als im Fall von Bitcoin und liegt bei 3.125 BTX (plus Transaktionsgebühren). Innerhalb von 10 Minuten ist die Menge der neu generierten Coins genauso hoch wie bei Bitcoin. Eine Anpassung der Difficulty findet ungefähr alle drei Stunden statt.

Besonders zu betonen ist noch, dass Bitcore Segregated Witness unterstützt und entsprechend Dinge wie Schnorr-Signaturen, Lightning Network, Atomic Swaps und effektiv größere Blöcke ermöglicht. Zusätzlich ist das Bloom-Protokoll aktiviert, welches im Fall von Bitcoin zur einfachen Prozessierung von Transaktionen (oder genauer zur simplified payment verification) dient. Leider wird die Rolle dieses Alleinstellungsmerkmals im Fall von Bitcore an keiner Stelle genauer erklärt.

Bitcore – dank Hybrid Fork (noch) kleine Blockchain

Da es zu keiner wirklichen Hard Fork kam, ist die Blockchain deutlich kleiner als die Bitcoin-Blockchain und umfasst aktuell ungefähr 400 MB. Das “aktuell” ist zu betonen: Sollte es zu einer großen Massenadoption kommen und Bitcore sich besonders großer Beliebtheit erfreuen, würde das bei 10-MB-Blöcken alle 2,5 Minuten bedeuten, dass die Blockchain um 240 MB pro Stunde anwachsen würde.

Bis es jedoch so weit ist, wird einiges an Zeit vergehen müssen; die Blöcke umfassen aktuell wenige Kilobyte und decken im Durchschnitt ungefähr ein Dutzend Transaktionen ab. Eine sehr grobe Abschätzung führt also zu dem Schluss, dass, eine gleich bleibende Transaktionsgröße angenommen, erst ab einem Transaktionsvolumen von 8.000 Transaktionen pro Minute derartige Probleme auf das Netzwerk zukommen.

Zum Vergleich: Bitcoin selbst hat aktuell ein Transaktionsvolumen von ungefähr 150 Transaktionen pro Minute und selbst das Ripple-Netzwerk kann zu Hochzeiten “nur” 1.200 Transaktionen pro Minute vorweisen.

Referenzprojekte mit Bitsend, B3 und Bitcloud

Auf den ersten Blick etwas unbefriedigend ist, dass unter dem Punkt “Team” lediglich die Vornamen der Mitwirkenden aufgeführt sind, sodass eine Überprüfung der angegebenen Kompetenzen schwierig ist. Zwischen den Teams hinter B3 coin, Bitsend und Bitcloud auf der einen Seite und Bitcore auf der anderen bestehen jedoch Überschneidungen, sodass zumindest einem Teil des Teams hinter den Kryptowährungen tiefgreifende Developer-Erfahrung im Bereich Blockchain-Technologie bestätigt werden kann.

An manchen Stellen wirkt die Webseite noch etwas schnell zusammengebastelt, sodass verschiedene Tutorial-Links sich im Nichts verirren. Man vermisst auch ein wenig mehr technische Information, beispielsweise zum angesprochenen Mining Algorithmus. Außerdem ist das Marketing etwas zu reißerisch, Phrasen wie “#1 payment coin” und das Betonen einer “zweiten Chance”, die Leute nun haben, die ihre Chance bei Bitcoin 2011 verpasst hatten, hat den Charakter von Bauernfängerei. Ein Abkühlen der Rhetorik würde hier der Seite gut tun – die Einführung auf ihrem Github liest sich deutlich niveauvoller.

Von diesen Seiten abgesehen ist der Coin sicherlich interessant und kann eine aktive Community vorweisen. Insbesondere die Idee eines Snapshots der gesamten Blockchain könnte auch für weitere Fork-Projekte ein gangbarer Weg sein, der einen wichtigen Teil des Skalierungsproblems vielleicht nicht langfristig löst, aber zumindest temporär die Situation für Node Hoster durch eine kleine Wallet entspannt. Wer mehr über das System erfahren möchte, sei auf die Webseite verwiesen.

BTC-ECHO

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