Mithilfe von NFTs Proteste in China gegen Zero-Covid-Politik

Während die chinesische Regierung versucht, die Proteste gegen die Zero-Covid-Politik aufzulösen, greifen die Demonstranten auch auf unkonventionelle Mittel zurück. Unter anderem NFT-Kollektionen sollen auf die Missstände aufmerksam machen.

Dominic Döllel
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China

Beitragsbild: Picture Alliance

| Seit Jahrzehnten hat es Bilder wie diese aus China nicht mehr gegeben.

Tausende Menschen protestieren derzeit in China offen auf der Straße. Ein weißes Blatt Papier wird zum Symbol der Bewegung. Gegenwehr kommt von der Regierung. In weißen Schutzanzügen gekleidete Wachen kontrollieren die protestierende Menge. Zur Not mit Gewalt. Seit mehr als 30 Jahren gab es in China keine derartigen landesweiten Proteste mehr. Seit 1989, als eine pro-demokratische Demonstration auf dem Tian’anmen-Platz gewaltvoll niedergeschlagen wurde, hat die chinesische Regierung ähnliche Aufstände erfolgreich unterdrückt. Die unabhängige Faktenlage ist damals wie heute dünn, denn China ist Medienzensur allgegenwärtig. Auch die jüngsten Ausschreitungen finden einen eher inoffiziellen Weg an die Öffentlichkeit – mittels Twitter und NFTs.

Der Aufschrei in China

Von außen abgesperrte Wohnungstüren, zugeschweißte Hauseingänge und in der Luft patrouillierende Hightech-Drohnen: Die chinesische Bevölkerung lebt seit geraumer Zeit im wohl härtesten Lockdown weltweit. Die Regierung führt die sogenannte “Zero-Covid-Politik” seit Monaten konsequent voran. Entsprechend unzufrieden sind die Menschen innerhalb der Volksrepublik mit der Coronapolitik, die die Kommunistische Partei Chinas und Staatspräsident Xi Jinping entschlossen vorantreiben.

Protest in China. Quelle: Max M. (Name von der Redaktion geändert).

Am vergangenen Wochenende kam es zu massiven Protesten. Mehrere Menschen waren in Urumqi, der Hauptstadt der nordwestchinesischen Provinz Xinjiang, bei einem Wohnungsbrand ums Leben gekommen, weil sie das brennende Gebäude aufgrund von zugeschweißten Ausgängen nicht rechtzeitig verlassen konnten. Die Menschen strömten anschließend zu tausenden auf die Straße und äußerten ihren Unmut. Angesteckt davon brachen im ganzen Land empörte Chinesen die Ausgangssperre und fordern seither unter anderem: “Nieder mit der Kommunistischen Partei, nieder mit Xi Jinping! Wir wollen Freiheit.” Gegenüber BTC-ECHO beschrieb der in China lebende Max M. (Name von der Redaktion geändert) die Situation:

Die Stimmung war in Peking einigermaßen friedlich – anders als in Schanghai. Dort soll es aufgeheizter gewesen sein, was vermutlich auch daran lag, dass die Bevölkerung von den drastischen Lockdowns traumatisiert ist. Für viele Chinesinnen und Chinesen war es der erste Protest überhaupt. Das war schon einigermaßen skurril, da viele überhaupt nicht wussten, wie man überhaupt demonstriert. Hätte die Demo in Deutschland stattgefunden, wäre sie vollkommen unspektakulär gewesen. In China waren es aber die größten Proteste seit 1989, das war schon historisch. [Am 4. Juni 1989 fand das sogenannte Tiananmen-Massaker statt, bei dem etliche Protestierende von den staatlichen Sicherheitskräften getötet wurden, Anm. d. Red.]

NFT-Kollektion bewegt

Silent Speech” ist der Name einer den Protesten gewidmeten NFT-Kollektion auf OpenSea. Die 135 angebotenen Kunstwerke zeigen Bilder des Aufruhrs. Auch die “Blank Paper Movement“-Kollektion stellt Non-fungible Token zur Schau, die unter die Haut gehen.

“Kreuzung” von SUOLE. Quelle: OpenSea.

Über die Beweggründe der Künstler kann zu diesem Zeitpunkt nur gemutmaßt werden. Beide Anfragen vonseiten BTC-ECHO blieben bisher unbeantwortet. Dennoch: die NFTs setzen ein erstes Zeichen gegen die Kontrollsucht des Machtregimes Chinas.

Ukraine und Belarus: NFTs als Gegenwehr

Die Nutzung von NFTs als Mittel zum Zweck ist derweil nicht neu. Schon seit Beginn des Ukraine-Krieges setzt die Regierung auf Non-fungible Token. Mittels der “Avatars for Ukraine”-Kollektion hat man ukrainische Kriegshelden und Zivilisten auf der Blockchain verewigt. Auch im Nachbarstaat Belarus bekämpft man den unterdrückenden Präsidenten mithilfe von NFTs. Allerdings weniger legal.

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