Krypto-Start-ups in finanzieller Not Die fetten Jahre sind vorbei

Pleitewelle oder große Chance? So blicken deutsche Investmentfonds auf den jüngsten Crash – und seine Folgen für Krypto-Start-ups.

Giacomo Maihofer
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Start-ups

Beitragsbild: Picture Alliance

| Die Party des schnellen Geldes ist vorbei.

Knappes Geld, crashende Kurse, Massenentlassungen: Im Tech- und Kryptomarkt braut sich nach Rekordwachstumsjahren ein böser Sturm zusammen. Die Zeichen stehen für viele Marktbeobachter auf Rezession. Mit fatalen Konsequenzen: Finanzierungsrunden fallen aus, Start-ups kämpfen ums Überleben. “Bereitet euch auf das Schlimmste vor”, warnte kürzlich Y-Combinator, einer der wichtigsten US-Inkubatoren und Wagniskapitalgeber, in einem offenen Brief an die Gründerszene.

Noch im zweiten Quartal pumpen Wagniskapitalfirmen fast 10 Milliarden US-Dollar in Krypto-Start-ups. Ein Rekord. In 2020 waren es gerade einmal 3,1 Milliarden US-Dollar –  und 25 Milliarden in 2021. Alex von Frankenberg, Geschäftsführer vom Hightech-Gründerfond, erinnert sich im Gespräch mit BTC-ECHO an die Euphorie am Markt:

Der November 2021 war schon außergewöhnlich. Bitcoin und Nasdaq kletterten nur wenige Tage voneinander entfernt auf ihre Allzeithochs. Gleichzeitig zogen dunkle Wolken am Horizont auf: Das Wirtschaftswachstum verlangsamte sich, Energiepreise und die Inflation gingen nach oben. Corona war noch am Lodern, Lieferketten waren gestört – irgendwie fühlte sich der Boom ein wenig surreal an.

Alex von Frankenberg

“Krise wird den Bullshit vom Markt spülen”

Der Hype spielt den Start-ups in die Hände. Sie können sich ihre Investoren fast aussuchen. Das macht manche Gründer auch arrogant, erzählt Benjamin Horvath vom Investmentfonds Blockrocket gegenüber BTC-ECHO:

Da kann es auch schon mal vorkommen, dass manche Gründer nach 1-2 kurzen Interviews direkt ein Investment wollen. So arbeiten wir nicht. Wenn der Hype jetzt abflacht, ist das für uns von Vorteil: Start-ups müssen sich mehr rechtfertigen. Ich glaube, die Krise wird so einiges an Bullshit vom Markt spülen, den wir in den letzten Monaten gesehen haben. Das ist gut für alle, die echte Innovationen verfolgen.

Benjamin Horvath

DeFi, NFTs, Metaverse: Die jungen Märkte verzeichnen seit 2020 ein explosives Rekordwachstum, steigen teils um mehrere tausend Prozent. Jetzt sinken die Marktanteile rasant, Suchanfragen auf Google gehen zurück. Brutal wird es jetzt vor allem für die jungen Unternehmen, die noch in der Frühphase ihrer Entwicklung sind. “Start-ups erfolgreich aufzubauen, ist extrem hart. Es wird viele geben, die es nicht überleben werden”, meint Benjamin Horvath. Die Krise setzt eine Abwärtsspirale in Gang:

In den early Stages eines Start-ups läuft es so: Du setzt mit den Investoren einige Meilensteine und bekommst dafür Geld, meist für 8-12 Monate, dann steht die nächste Finanzierungsrunde an. Doch in einer Krise gehen die Bewertungen der Firmen nach unten, die Ziele für die Meilensteine nach oben. Heißt: Du musst unter schwierigeren Bedingungen größere Erfolge nachweisen. Sonst läuft dir die Zeit aus – und somit das Geld.

Benjamin Horvath

Aus Sicht der Investmentfonds sind die nächsten Monate aber vor allem eins: eine Bewährungsprobe für die wahren Talente unter den Gründern. “Die Spreu trennt sich vom Weizen”, meint Alex von Frankenberg:

In Krisen werden oft die besten Unternehmen gegründet. Zum Beispiel Microsoft nach der ersten Ölkrise 1975 oder Facebook Anfang 2004 ganz nah am Tiefpunkt der geplatzten Dotcom-Bubble. DeFi, NFTs und das Metaverse werden nicht verschwinden. Im Gegenteil: Nach dem reinigenden Gewitter werden neue Champions entstehen.

Alex von Frankenberg

So sieht das wohl auch einer der berühmtesten US-amerikanischen Krypto-Großinvestoren, Andreessen Horowitz. Während die meisten Investoren den Finanz-Gürtel enger schnallen, legt er jetzt einen neuen Investment-Fond für Krypto-Start-Ups auf, mit über 5 Milliarden US-Dollar. Fast zwei Milliarden davon sind allein für Seed-Investments, der frühsten Phase eines Start-ups. Ein Rekord. Mitten in der Krise.

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