Alles heiße Luft? Helium und T-Mobile starten 5G-Mobildienst

IoT-Blockchain Helium und T-Mobile arbeiten zusammen an einem dezentralen 5G Netzwerk. Kann sich das Projekt von der jüngsten Kontroverse lösen?

Johannes Macswayed
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Helium Minirouter

Beitragsbild: Shutterstock

| Teilnehmer stellen mit Helium-Miniroutern anderen IoT-Geräten Internet zur Verfügung.

Am 20. September gaben die Gründer hinter dem IoT-Netzwerk Helium eine Partnerschaft mit dem Mobilfunkanbieter T-Mobile bekannt. Gemeinsam wollen beide an einem dezentralen 5G Netzwerk, genannt Helium Mobile, arbeiten. Dieses bezeichnet sich als weltweit erster “Krypto-Carrier”.

Starten soll der Dienst Anfang 2023 in den USA. Sowohl T-Mobiles als auch Heliums 5G Netzwerk sollen dann leistungsfähiges, mobiles Internet auf die Smartphones der User bringen. Wie auch bei gewöhnlichen Mobilfunkanbietern soll es verschiedene Tarife geben. Diese sollen bereits ab fünf US-Dollar monatlich verfügbar sein und wären damit deutlich günstiger als gängige Tarife. Außerdem können Kunden sogenannte MOBILE Token schürfen.

Helium Mobile verspricht sogar: je größer das Netzwerk, desto geringer die Kosten. Das klingt erstmal nach einer vielversprechenden Vision. Ganz ohne Kontroverse war das IoT-Projekt in den letzten Wochen aber keinesfalls.

Vorwürfe gegen Gründer

Die Vision eines globalen, dezentralen Netzwerks für das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) bescherte Helium den Ruf des “People’s Network”. Ein Bericht des Wirtschaftsmagazins Forbes erhob zuletzt aber schwere Vorwürfe gegen die Gründer der Blockchain. Diese sollen zum Start des Projekts einen Großteil der HNT-Token gehortet haben. Ein Viertel der Token seien laut Forbes bereits in den frühen Monaten der Blockchain von Insidern geschürft worden.

Kein besonders “menschennahes” Image für das Projekt. Zumal dieses von seinen zahlreichen Knotenpunkten, in Form von individuellen Nutzern, lebt. Das Konzept hinter Helium ist nämlich in der Tat vielversprechend. Über den ganz eigenen “Proof-of-Coverage”-Konsensmechanismus beweisen Nutzer, dass sie über ihre Module Bandbreite zur Verfügung stellen. Dadurch schürfen sie die HNT-Token. So soll das Netzwerk weltweit für Konnektivität ohne zentral errichtete Infrastruktur sorgen.

Sinkende Belohnungen

Helium ist inzwischen enorm gewachsen. Und eigentlich sollte dieses Wachstum den einzelnen Knotenpunkten zugutekommen. Doch in den letzten Monaten gab es seitens der Nutzer Beschwerden über zunehmend fallende Belohnungen beim Schürfen. Das Reddit-Forum des Projekts ist übersät mit Posts von Usern, die nur noch wenige bis keine HNT verdienen. Die Module zur Bereitstellung von Bandbreite kosten aber oft mehrere hundert US-Dollar. Für viele Knotenpunkt-Betreiber wird sich dies langfristig nicht rechnen. Einige könnten ihre Geräte ganz abschalten. Tech-Entrepreneur Liron Shapira kritisierte das Projekt hierfür scharf.

Wechsel zu Solana

Inmitten der Debatte um fallende Belohnungen verkündete das Projekt seine Infrastruktur auf die Solana Blockchain wechseln zu wollen. Weite Teile der Helium-Blockchain, darunter der Token, die Governance-Struktur als auch der Proof-of-Coverage-Konsensmechanismus, sollen dann auf Solana laufen. Die Entwickler hinter Helium erhoffen sich dadurch mehr Skalierbarkeit und Interoperabilität des Protokolls.

Solana war in den letzten Monaten jedoch eher bekannt für seine Netzwerk-Ausfälle als für erweiterte Skalierbarkeit. Technisch gesehen befindet sich das Mainnet der Blockchain in der Beta-Testphase. Weitere Ausfälle könnten auch für Störungen im Ablauf des zukünftigen Helium-Netzwerks sorgen. Es ist daher fraglich, warum die Entwickler Heliums ihre eigene, bisher vergleichsweise gut laufende Blockchain diesem Risiko aussetzen wollen.

Die Community war sich jedenfalls über den Wechsel einig: 81 Prozent stimmten immerhin dafür. Sie versprechen sich davon scheinbar ein neues Erblühen des IoT-Projekts.

Denn trotz des sich aufbauenden Gegenwinds: In Helium steckt weiterhin das Potenzial einer führenden Web3-Anwendung. Das Projekt leidet, wie viele junge Blockchain-Projekte auch, an den üblichen Kinderkrankheiten. Die Vision ist vielversprechend, die Technologie jedoch noch nicht ganz reif.

Die Partnerschaft mit T-Mobile könnte Helium einen Schub in Richtung Massenadoption verpassen. Seinen Nutzern muss das Projekt aber dafür treu bleiben.

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