Happy Finanzkrise! Satoshi, Bitcoin und die Lehman Brothers

Der Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise feiert am 15. September ihr trauriges 10-jähriges Jubiläum. Die US-amerikanische Großbank Lehman Brothers brach zusammen. Grund genug, sich eine Alternative zum bestehenden Währungssystem auszudenken. Die Bitcoin-Geschichte: Lehman Brothers, Satoshi Nakamoto und das Bitcoin-White-Paper.

Phillip Horch
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Beitragsbild: shutterstock

Die Bitcoin-Geschichte hängt mit der Finanzwelt zusammen wie der Bitcoin-Kurs mit dem US-Dollar verbunden ist. Irgendwie kommen sie nicht voneinander los, obwohl der eine streng genommen die Alternative zum anderen ist. Da nehmen wir den heutigen Tag, den 15.09.2018, zum Anlass, die Geschichte, wie Bitcoin in die Welt gerechnet wurde, noch einmal zu erzählen. Zum 10-jährigen Jubiläum der Bankenkrise hier ein (leicht abgewandelter)

Auszug aus der Bitcoin Bibel:

Zwei millionenschwere Pizzen

Die Weltwirtschaftskrise

Wir schreiben das Jahr 2008. Die Weltwirtschaftskrise ist in vollem Gange – die Immobilienblase der Vereinigten Staaten ist geplatzt, andere Länder ziehen nach. Am 15. September erreicht das Geschehen seinen vorzeitigen Höhepunkt, als die US-amerikanische Großbank Lehman Brothers zusammenbricht. In der Folge zwingt die Finanzkrise Staaten dazu, die Existenz von Banken wie die UBS oder die Commerzbank durch hohe Geldsummen zu retten.

Die Verschuldung vieler Staaten stieg in schwindelerregende Höhen. Konzerne wie General Motors meldeten Insolvenz an, die Versicherung American International Group wird notverstaatlicht. Im Oktober des Jahres schätzt der Internationale Währungsfonds den Wertverfall von Hypotheken auf insgesamt 580 Milliarden US-Dollar.

Das White Paper von Satoshi Nakamoto

Im folgenden Monat, am 1. November 2008, machte eine verschlüsselte E-Mail eines gewissen Satoshi Nakamoto in einer Mailing-Liste die Runde, die hohe Wellen schlagen sollte:

Ich habe an einem neuen elektronischen Geldsystem gearbeitet, das komplett auf Peer-to-Peer-Basis und ohne vertrauenswürdige dritte Partei auskommt. Das Paper dazu ist auf http://www.bitcoin.org/bitcoin.pdf verfügbar.

Neben den Haupteigenschaften seines geplanten elektronischen Geldsystems fügte er eine Notiz an, die das Geldsystem erklärte. Hier der übersetzte Originaltext:

Exposé: Eine reine Peer-to-Peer-Version elektronischen Geldes würde es ermöglichen, Online-Zahlungen direkt von einer Partei zur anderen zu senden, ohne dabei eine Finanzinstitution als Mittler zu benötigen. Digitale Signaturen können dies zwar bereits teilweise leisten, die größten Vorteile gehen jedoch trotzdem verloren: Um ein Double Spending zu verhindern, ist nach wie vor das Vertrauen in eine dritte Partei notwendig. Wir schlagen eine Lösung für das Double-Spending-Problem vor, indem wir ein Peer-to-Peer-Netzwerk nutzen. Das Netzwerk versieht Transaktionen mit einem Zeitstempel, indem sie in eine fortlaufende Kette vom so genannten Hash-based Proof of Work eingefügt wird. Diese Kette stellt dann ein unveränderliches Protokoll dar.

Die längste Kette dient nicht nur als Beweis der Reihenfolge, in der die Vorgänge abgelaufen sind, sondern beweist zudem, dass die größte Menge an Computer-Rechenleistung dafür aufgebracht wurde. So lange die Mehrheit der Rechenleistung von Nodes kontrolliert wird, die nicht miteinander kooperieren, um das Netzwerk anzugreifen, werden diese die längste Kette generieren und Angreifer abhängen. Das Netzwerk selbst benötigt nur eine minimale Struktur. Nachrichten werden nach dem Best-Effort-Prinzip überbracht und Nodes können das Netzwerk beliebig verlassen und wieder beitreten, indem sie die längste Proof-of-Work-Kette als Beweis dessen akzeptieren, was in der Zeit ihrer Abwesenheit geschehen ist – Satoshi Nakamoto

Absender: Unbekannt

Wer diese Nachricht verfasst hat, ist bis heute nicht geklärt. Immer wieder versuchten Neugierige, die Person oder die Personengruppe hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto ausfindig zu machen. Anfangs arbeitete er mit einem Open-Source-Team zusammen. Er legte sehr viel Wert darauf, keine persönlichen Daten bekannt zu geben.

Im Jahr 2009 veröffentlichte Satoshi Nakamoto den ersten Bitcoin-Client und kommunizierte fortan bis Ende 2010 mit der Bitcoin-Community. Danach verschwand er spurlos von der Bildfläche. Analyseverfahren des White Papers aus der Kriminalistik, Recherchen auf Foren oder Nachfragen in seinem Dunstkreis führten letztlich nicht zu genauen Ergebnissen.

Laszlo und die Bitcoin-Pizzen

Am 18. Mai 2010 erschien im Online-Forum bitcointalk.org eine weitere Meldung, die ähnlich hohe Wellen schlagen sollte:

Ich zahle 10.000 Bitcoins für ein paar Pizzen. Vielleicht zwei große, dass ich am nächsten Tag noch etwas übrig habe. Ich mag Pizzareste, um später noch daran rumzuknabbern. Ihr könnt die Pizza selbst machen und mir nach Hause bringen oder sie mir bei einem Lieferservice bestellen. Was ich möchte, ist Essen im Austausch gegen Bitcoins geliefert zu bekommen, ohne dass ich sie selbst zubereiten muss. Wie bei einer Frühstücksplatte im Hotel oder so – die bringen dir einfach was zu essen und du bist glücklich! Ich mag Zwiebeln, Paprika, Würstchen, Pilze, Tomaten, Salami etc. Aber nur das Standard-Zeug, nix komisches mit Fisch oder so. Ich mag auch ganz einfache Käsepizzen, die sind vielleicht günstiger zuzubereiten oder zu bekommen. Wenn jemand interessiert ist, lasst es mich wissen und wir können einen Deal aushandeln. Danke, Laszlo.

Nach vier Tagen verkündete Laszlo dann, dass er für seine 10.000 Bitcoins Pizza bekommen hat. Was er nicht wusste: Die 10.000 Bitcoins sollten schon im November desselben Jahres über 2.000 Euro, zwei Jahre später knapp 40.000 Euro und im Dezember 2017 über 160 Millionen Euro wert sein. Indem er jedoch Bitcoins in den Warenkreislauf einschleuste, hat er wichtige Pionierarbeit geleistet. Denn nur so konnten die digitalen Münzen einen Gegenwert bekommen.

Auszug Bitcoin-Bibel Ende (Die Komplettversion gibt es hier).

Die Party geht weiter

Seit Satoshi sein White Paper veröffentlichte und Laszlo Pionierarbeit geleistet hat, indem er Bitcoin zum Tauschobjekt machte, ist viel passiert bei Bitcoin. Den ökonomischen Höhepunkt hatte die Bitcoin-Geschichte wohl im Dezember letzten Jahres: Da schwoll die oft zitierte Blase so weit an, dass mehr Spekulation als Nutzwert im Spiel war – es war einfach zu viel Luft in Bitcoin gepumpt worden. Doch auch die aktuellen Geschehnisse um Mt.Gox, Dread Pirate Roberts und die mysteriöse Wallet 1933p zeigen: Mit seinen zarten zehn Jahren muss der gute Bitcoin noch ordentlich wachsen.

Dennoch wünschen wir: Happy Finanzkrise und Happy Bitcoin Birthday!

BTC-ECHO

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