Der Messaging-Anbieter Telegram hat eine Klarstellung zu seinem geplanten Blockchain-Netzwerk Telegram Open Network (TON) und der damit verbundenen Kryptowährung Gram veröffentlicht. In der Bekanntmachung vom 6. Januar betont das Unternehmen, dass es sich bei Grams nicht um Wertpapiere beziehungsweise Security Token handelt. Genau das wirft die US-amerikanische Wertpapieraufsicht SEC jedoch Telegram vor, weshalb zwischen der Behörde und dem Unternehmen bereits seit Monaten ein Rechtsstreit schwelt.
„Lasst euch nicht betrügen“
Zunächst bemüht sich Telegram darum, klarzustellen, dass es noch keine Grams im eigentlichen Sinne gibt. Telegram sammelte 2018 rund 1,7 Milliarden US-Dollar von (nach Unternehmensangaben: akkreditierten) Investoren ein. Diese haben seinerzeit jedoch keine Gram Token gekauft, sondern sogenannte SAFTs (Simple Agreement for Future Tokens). Ein SAFT gewährt dem Investor einen Anspruch auf den Erhalt von Token (hier: Grams), sobald dieser lanciert ist. Ohne TON keine Grams:
Grams gibt es noch nicht, niemand kann sie kaufen oder verkaufen, bevor wir die Einführung der TON Blockchain verkünden. Lasst euch nicht betrügen,
warnt der Messaging-Dienstleister.
Telegram verspricht, keine Rolle in TON zu spielen
Telegram betont ferner, dass es keine Kontrolle über das geplante TON-Netzwerk ausüben wird – schließt dabei jedoch nicht aus, dass auch Telegram-Mitarbeiter Grams halten können, sobald TON online geht. Man habe sich auf freiwilliger Basis dazu entschieden, sich nicht an Abstimmungsprozessen in TON zu beteiligen.
Telegram oder seine Mitarbeiter können nach dem Start der TON Blockchain Grams halten, verpflichten sich aber nicht dazu. Soweit sie dies tun, werden sie nicht an Abstimmungen oder Validierungen im Zusammenhang mit der TON Blockchain teilnehmen. Diese freiwillige Entscheidung wurde getroffen, um den Eindruck zu vermeiden, dass Telegram oder seine Mitarbeiter nach der Einführung der TON Blockchain die Kontrolle über die TON Blockchain ausüben können oder werden.
Ohnehin seien Grams nicht als Investitionsprodukt, sondern vielmehr als Tauschmittel innerhalb von TON zu verstehen, argumentiert Telegram weiter. Man solle sich beim Kauf von Grams über diesen Umstand genauso bewusst sein wie über das Risiko des Wertverfalls, das generell mit dem Erwerb von Kryptowährungen verbunden sei. Keinesfalls handele sich bei Grams um Wertpapiere, die den Investoren Besitz- oder Genussrechte an Telegram einräumen:
Wenn Sie irgendwann in der Zukunft Grams kaufen, heißt das nicht, dass Sie „ein Stück Telegram besitzen“. Grams geben ihren Inhabern keine besonderen Rechte, ebenso wenig wie der Besitz von Euro keinen Besitz an der Europäischen Union verbrieft,
betont das Telegram Team.
Ein juristischer Winkelzug
Die Stellungnahme verdeutlicht die Argumentationslinien in dem Rechtsstreit. Telegram beharrt darauf, dass der (Miss-)Erfolg von Grams und TON nicht von den Aktivitäten des Unternehmens abhänge. Das Telegram Team zieht den Vergleich mit der Architektur:
Ähnlich wie ein Architekt, der einen Wolkenkratzer entworfen hat, kann er nicht kontrollieren, was mit dem Gebäude passiert, nachdem es fertig ist – einschließlich dessen, was um das Gebäude herum, im Inneren oder auf dem Gebäude gebaut wird.
Ferner sollen Grams auch nicht direkt in den Messenger eingebunden werden. Dass es sich bei der Stellungnahme um ein juristisches Manöver handelt, verdeutlicht vor allem der folgende Absatz:
Bitte beachten Sie, dass das Folgende alle früheren Materialien oder Mitteilungen bezüglich der TON Blockchain und Grams im Ausmaß eines Konflikts oder potenziellen Konflikts ersetzen soll, einschließlich der Informationen und Details, die in den TON White Papers oder allen früheren Mitteilungen oder Materialien durch Telegram oder andere Personen dargelegt werden.
Auffällig ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung: Die SEC hat erst kürzlich per Eilantrag an das zuständige New Yorker Gericht versucht, Einblick in die Finanzen von Telegram zu erhalten. Telegram hat sich dagegen gewehrt. Die Behörde unterstellt Telegram, nicht registrierte Wertpapiere veräußert zu haben. Heute, am 7. Januar, soll Telegram CEO Pavel Durov in der Sache aussagen.