Bitcoin ETFs: Geht den Indexfonds die Luft aus?

Die Bitcoin ETFs brechen derzeit Rekorde. Wie lange können die Indexfonds dieses Tempo noch beibehalten und wie abhängig sind wir eigentlich? Die Bitcoin Spot ETFs sind der Heilsbringer, den der Krypto-Space nach über zwei Jahren Durststrecke sehnsüchtig erwartet hat. Die Zuflüsse in die Finanzprodukte von BlackRock, Fidelity und Co. brechen Rekorde und entpuppen sich als wichtigste Kurstreiber in der aktuellen Rallye. Unabhängig von der derzeitigen Marktkorrektur stellt sich die Frage: wie lange können die Bitcoin ETFs dieses Tempo aufrechterhalten? Geht den Finanzprodukten vielleicht sogar die Puste aus? BTC-ECHO hat bei Experten nachgefragt. Bislang erwiesen sich die Bitcoin ETFs als die erhofften Gamechanger. Bei ihrem Börsendebüt legten die Indexfonds mal eben einen der erfolgreichsten Handelsstarts in der Geschichte der USA hin. Kaum ein anderer ETF stieß auf solch ein Interesse. Und der kometenhafte Aufstieg Bitcoins an der Wall Street sollte hier nicht enden. Erst vor kurzem stellten die Finanzprodukte von BlackRock, Fidelity und Co. einen weiteren Rekord auf: Nettozuflüsse von einer Milliarde US-Dollar – und das an nur einem Tag. Trotz dieser Mega-Performance stellt sich die Frage, wie lange die ETFs dieses Tempo weiter aufrechterhalten können. Nach den Regeln der freien Marktwirtschaft müsste irgendwann eigentlich eine Sättigung auf der Nachfrageseite einsetzen, oder? Hinweise darauf finden sich in den aktuellen Inflows. Die gingen zuletzt deutlich zurück. "Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht" Dass das Interesse nach einer gewissen Zeit abebbt, sei völlig normal, sagt Alexander Höptner. Für den ehemaligen CEO der Kryptobörse Bitmex und designierte Geschäftsführer von AllUnity hätten die Bitcoin ETFs das "Ende der Fahnenstange" aber noch lange nicht erreicht. Gegenüber BTC-ECHO sagt er: Viele institutionelle Anbieter sind aus regulatorischen Gründen noch gar nicht in den ETFs investiert. Produkte, in die beispielsweise Investment- oder Pensionsfonds investieren dürfen, müssen eine gewisse Historie aufweisen. Die müssen bislang noch warten. Alexander Höptner gegenüber BTC-ECHO Wie lange die Wartezeit für diese institutionellen Player beträgt, hänge stark von der Governance der Unternehmen ab. "Manche können erst nach sechs Monaten Historie in die Bitcoin ETFs investieren, andere müssen vielleicht sogar ein Jahr warten. Das ist relativ individuell", sagt Höptner. Dem Krypto-Experten sei es demzufolge wahrscheinlich, dass die Anstiege in den Inflows in mehreren Wellenbewegungen verlaufen würden. Die Rekordzuflüsse der letzten Tage und Wochen seien für ihn zwar ein erfreuliches Zeichen, "aber setzt man das ins Verhältnis zum klassischen Finanzmarkt, dann ist da noch Luft nach oben." Was könnte die Bitcoin ETFs ausbremsen? Dennoch seien Szenarien denkbar, die die Nachfrage nach den Bitcoin ETFs ausbremsen könnte, erklärt Dr. Ulli Spankowski, CDO und CPO der Börse Stuttgart Digital. Durch die neuen Indexfonds können institutionelle Investoren nun nicht mehr nur in den klassischen Aktien-, sondern auch in den Krypto-Markt investieren. "Eine Korrektur an den Aktienmärkten könnte auch zu einem Rückgang des Krypto-Exposures führen", sagt der Experte. Auch am klassischen Finanzmarkt herrscht derzeit Party-Laune, nicht nur an der deutschen Börse, sondern auch beim S&P 500 oder dem Tech-Index Nasdaq 100, die allesamt neue Allzeithochs feiern. "Die derzeitige außergewöhnlich positive Entwicklung der Aktienmärkte könnte zu Verunsicherungen führen und einen Rücksetzer verursachen", meint Spankowski weiter. Generell geht aber auch Spankowski davon aus, dass diese positive Dynamik die Bitcoin ETFs in den kommenden Wochen weiter begleiten wird. Wie lange, ließe sich zwar nur schwer abschätzen. Weiteren Aufwind könnte es geben, wenn die SEC noch in diesem Jahr ähnliche Finanzprodukte für Ethereum zuließe, oder die Zentralbanken wieder schrittweise Zinssenkungen vornähmen. Ist Bitcoin zu abhängig von den ETFs? Bleibt nur noch eine generelle Frage zu klären: Entsteht durch die Rekord-Inflows und dem steigenden Interesse institutioneller Investoren nicht eine zu große Abhängigkeit zwischen dem Bitcoin-Kurs und den ETFs? Nein, meint Spankowski und erklärt weiter: Institutionelle Anleger gehen nun verstärkt über ETFs in den Krypto-Markt. Das heißt für mich aber, dass Bitcoin per se nicht von ETFs abhängig ist, sondern immer mehr von institutionellen Investments. Dr. Ulli Spankowski gegenüber BTC-ECHO In der Vergangenheit wies Bitcoin eine starke Abhängigkeit von sogenannten "Walen" auf, Großinvestoren mit einer beträchtlichen Menge Bitcoin. Das habe sich mit dem zunehmenden Einstieg von Kleinanlegern zwar verbessert, dennoch gebe es "immer noch einige wenige Wale, die großen kursbewegenden Einfluss auf Bitcoin und andere Kryptowährungen haben". Mehr Bitcoin-Produkte = Weniger Abhängigkeit? Für Alexander Höptner sei eine Abhängigkeit zwischen Bitcoin und den ETFs in der Theroie möglich. "Das wäre dann der Fall, wenn die ETFs als einzige Bitcoin-Produkte blieben und folglich ein immer höheres Volumen vereinnahmen würden", erklärt er. Schaue man aber auf den aktuellen Erfolg der ETFs, sei es durchaus denkbar, dass weitere Produkte auf der Basis von Bitcoin gebaut würden. Die Folge, weniger Abhängigkeit: "Das würde dazu führen, dass die Produktpalette verbreitert und die Abhängigkeit verringert wird." Ob der Zertifikatehandel oder auch ein Optionsmarkt in der Größenordnung der ETFs, Potenzial gäbe es, meint der Krypto-Experte.

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