Exklusiv Geheimtreffen in Sichuan: Warum China Bitcoin Mining nun doch nicht verbieten will

Das Geschäft mit dem Mining ist einfach zu lukrativ. Anders ist es nicht zu erklären, dass Miner entgegen der pessimistischen Berichterstattung der letzten Wochen wohl doch eine Zukunft in China haben. Wir berichten exklusiv.

David Scheider
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Staudamm in China

Beitragsbild: Shutterstock

Nachdem die chinesische Regierung Bitcoin Minern im Mai das Leben abermals schwer gemacht hatte, bahnen sich Lockerungen an. Denn offenbar plant ein Konglomerat aus Regierungs-, Mining- und Energie-Branchenvertreter:innen die Schaffung von Regulierungsstandards für die Bitcoin-Industrie in China. Dies hat BTC-ECHO im exklusiven Gespräch mit Peter Marggaff erfahren. Marggraff ist Managing Director der Crypto Supply GmbH, eines deutschen Vertriebes und Hosting-Services für Mining Rigs.

“Die chinesische Regierung hatte am 2. Juni zu einem Treffen mit Vertreter:innen aus der Mining-Branche geladen.” Dabei soll es um einen geregelten Umgang mit Strom für das Bitcoin Mining gegangen sein. Marggraff, selbst Experte für den Betrieb von Rigs, steht in engem Kontakt mit einem Teilnehmer an dieser Konferenz, der namentlich nicht genannt werden will. Marggraff zufolge betreibt der Kontakt “über 10.000 Rigs in China” und ist daher einer der führenden Stakeholder in der Causa.

Der Energiemix macht’s

Aus unserem Gespräch ergab sich, dass der Mining Ban vor allem aus Erfahrungen mit “schmutzigen” BTC-Minen in der Inneren Mongolei erwachsen sei. Schließlich stamme ein Großteil des dort produzierten Stroms aus Kohlekraft, einer Energiequelle, die sehr CO2-intensiv ist und daher zum Klimawandel beiträgt. Das Mining in China pauschal zu verbieten, könnte aber ein Schnellschuss gewesen sein, den die Regierung nun rückgängig machen will.

“Was ich wahrgenommen habe, ist, dass die chinesische Regierung das dreckige Image des Minings loswerden will und die Miner aus der Inneren Mongolei rausschmeißen möchte”, so Marggraff.

Erneuerbares Krypto-Mining wolle man aber nach wie vor zulassen, heißt es aus Teilnehmer:innen-Kreisen. Denn der Strom aus den wasserreichen Regionen Chinas ist deshalb so günstig, weil es schlicht zu wenige Abnehmer gibt. “Ohne die Abnahme der großen Energiemengen an den Wasserkraftwerken durch die Miningfarmen, würde der überschüssige Strom teilweise einfach in den Boden geleitet werden”, so Marggraff.

Auch hier zeigt sich: Für die Bewertung der Umweltbilanz des Minings von Proof-of-Work-Kryptowährungen ist der Energiemix entscheidend. Denn anders als häufig dargestellt, bedeutet die Stromgewinnung nicht gleich Ausstoß von Treibhausgasen. Wenn BTC etwa durch Wasserkraft gewonnen wird, scheint auch die chinesische Regierung kein Problem damit zu haben.

China will Bitcoin nicht verbieten

Dass China beim Mining ein Wörtchen mitreden will, ist Marggraff zufolge indes nicht verwunderlich. Schließlich seien alle Wasserkraftwerke – etwa in Shanxi, einer wasserreichen Provinz im Norden der Volksrepublik – in Regierungsbesitz. Dass Miner sich an dem staatlich subventionierten Billigstrom laben, scheint der Regierung weniger gut zu schmecken. Peking will nun ein Stück vom Kuchen abhaben.

China will Vorreiter in Sachen erneuerbares Mining werden. Gleichzeitig will die Regierung signalisieren, dass sie Kryptowährungen als ein virtuelles Assets ansieht und Bitcoin nicht verbannen will,

sagt Marggraff gegenüber BTC-ECHO. Allerdings könnte Mining in Zukunft auch in China teurer werden. Marggraffs Quelle in China zumindest befürchtet höhere Steuern auf Mining-Erträge.

Exporte nehmen zu

Nicht zuletzt deshalb ist in letzter Zeit ein kleiner Mining-Exodus aus dem Reich der Mitte zu beobachten. Immer mehr Unternehmen aus der Branche wandern in den globalen Norden ab. So sagt Ebang International, ein Hersteller von Rigs aus dem chinesischen Hangzhou, gegenüber Reuters, dass es immer noch Lieferengpässe für ASICs gäbe – trotz des Wegfalls der Binnennachfrage. Grund dafür sei gesteigertes Interesse aus dem Ausland. Auch bei Canaan, ebenfalls ein Hersteller von ASICs, klingeln die Kassen aufgrund der Nachfrage aus Übersee. Das Nasdaq-gelistete Unternehmen verzeichnet 78 Prozent seines Umsatzes aus dem Export von Mining Rigs ins nicht-chinesische Ausland. Dies geht aus dem Geschäftsbericht für das erste Quartal dieses Jahres hervor.

Insgesamt sendet das Treffen zwischen Industriellen und chinesischen Regierungsvertreter:innen ein positives Signal. Schließlich scheint der generelle Mining Ban vorerst vom Tisch. Sofern tatsächlich nur dreckige Kohlestrom-Miner verboten werden, wäre das ein positives Signal sowohl für Bitcoins Dezentralität als auch für das Klima.

Umweltfreundliches Schürfen ist en vogue. Das zeigt auch die Gründung des Bitcoin Mining Council in den USA. Denn wie wir hier ausführlicher berichteten, verpflichten sich die größten Miner des Landes fortan, für eine saubere Mining-Zukunft im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu sorgen.

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