Frick-Bank-CCO Hubert Büchel: „Die Skepsis anderer Marktteilnehmer teilen wir nicht“

Das liechtensteinische Bankhaus Frick steht der Blockchain-Technologie wohlwollend gegenüber und dient als Verwahrstelle für den Postera- sowie für andere Krypto-Asset-basierte Fonds. Ein Interview mit Hubert Büchel, CCO der Bank Frick.

Christian von Fellenberg
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Vor wenigen Tagen hat BTC-ECHO über regulierte Krypto-Fonds geschrieben. Verschiedene Interviews zeigen, dass auch die Old Economy mehr und mehr Interesse an Kryptowährungen zeigt. Diesbezüglich scheint Liechtenstein ein immer wichtigerer Standort in Europa zu werden, wie die Äußerungen von Prinz Michael von und zu Liechtenstein zeigen. Die liechtensteinische Bank Frick ist dank des Debakels um Savedroid auch in Kryptokreisen bekannter geworden. Der PR-Stunt von Yassim Hankir war gelinde gesagt nicht vollständig durchdacht, die Antwort des Bankhauses Frick jedoch souverän, ruhig und angemessen:
„Alle in den ICO der savedroid AG investierten Gelder sind sicher und hätten aufgrund der treuhänderischen Sorgfalt unter keinen Umständen abgezogen werden können. Bank Frick hat keinerlei Verständnis für den PR Stunt des savedroid CEO Yassin Hankir und bevorzugt die Zusammenarbeit mit professionellen Marktteilnehmern.“
Sowohl diese Form der Reaktion als auch die treuhänderische Verwahrung der durch den ICO akqurierten Funds zeigen, dass das Bankhaus aus Liechtenstein den Kryptomarkt kennt.

Verwahrstelle für Krypto-Assets

Guten Tag, Herr Büchel. Können Sie uns erklären, was unter einer Verwahrstelle für Krypto-Assets genau zu verstehen ist? Ähnlich wie beim traditionellen Banking geht es grundsätzlich darum, Vermögenswerte zu verwahren. Während die Menschheit allerdings über Jahrtausende gelernt hat, analoge Werte und Risiken einzuschätzen, stellen uns die rein digitalen Krypto-Assets vor neue Herausforderungen. So können sie schlimmstenfalls unwiederbringlich verlorengehen. Herkömmliche Ansätze konzentrieren sich vor allem auf das Absichern von natürlichen Risiken, Unfällen oder unerlaubtem Zugriff. Die Bank Frick verfügt über weltweit einmalige Kompetenzen, indem wir nicht nur die bekannten Risiken beherrschbar machen, sondern darüber hinaus auch politischen Risiken begegnen. Unsere Kunden haben es dafür einfach: Die gehandelten Assets werden wie eine gewöhnliche Börsentransaktion über das Depot bzw. die Konten verbucht. Welche Sicherheitsvorkehrungen treffen Sie als Bank für Krypto-Assets? Sicherheit bedeutet die Integrität der Private Keys um jeden Preis und die Begrenzung des Zugangs soweit wie möglich. Die Integrität sichern wir dabei mittels Geo-Redundanz. Die Einschränkung des Zugangs geschieht zulasten der Verfügbarkeit, reduziert die Risiken jedoch auf ein Minimum. Technisch verunmöglichen wir den Fernzugriff durch permanente physische Isolierung und mehrfache Verschlüsselung. Transaktionen finden nur in einem hohen Vertrauensumfeld statt und erfordern mehrere Personen. Zudem besitzen wir ein sehr gutes Monitoring-System und können auf Änderungen schnell reagieren.

Ein gewaltiges Potential

Was halten Sie von der Skepsis anderer Banken? Die Skepsis anderer Marktteilnehmer teilen wir nicht. Was wir sagen können, ist: Das große Interesse der Investoren sowie die stetig wachsenden Anwendungsfälle der Kerntechnologie dahinter bezeugen das gewaltige Potenzial eines gerade entstehenden Marktes — insbesondere für regulierte Produkte und Dienstleistungen auf der Blockchain, welche wir als Bank jetzt schon anbieten. Natürlich haben wir demgegenüber Verständnis, dass man solchen Technologiesprüngen teilweise „vorsichtig“ entgegensieht. Welche Projekte plant die Bank Frick im Krypto-Asset Bereich? Aktuell geniesst das Thema Tokenisierung von klassischen Vermögenswerten bei der Bank Frick viel Aufmerksamkeit. Ein Token stellt dabei den Wert der zugrundeliegenden Assets dar. Hier besteht die Schwierigkeit aktuell noch im Handel. Da es sich um Security-Tokens handelt, ist die Handelbarkeit nur über entsprechende Anbieter möglich, die hierzu befugt sind. Wir sind darum sehr gespannt, wie sich der Markt der Exchanges und Broker in Zukunft verändern wird. […] Unser Fokus richtet sich hier auf die Entwicklung von AlF-Fonds und so haben wir mit dem Postera Fund den weltweit ersten Kryptofonds mitentwickelt, der nach europäischem Recht gestaltet ist. Ebenso interessiert sich unser Payment Service Provider Team natürlich für die Optimierung von Bezahllösungen auf Basis der Blockchain-Technologie. Daneben gibt es weitere Entwicklungen und Möglichkeiten, die wir laufend prüfen und eng verfolgen — zu denen wir uns jetzt aber aus Wettkampfgründen nicht äußern wollen.

Zusätzlicher Schub

Was hat sich für die Bank Frick geändert, seitdem die Nachricht veröffentlicht wurde, dass der Postera Fonds von der FMA zugelassen wird? Wir haben schon vor Erhalt der ersten Bewilligung enorm viel Anfragen erhalten. Insbesondere in den Bereichen Blockchain-Unternehmen, ICOs und Funds. Die Meldung hat dem Ganzen natürlich nochmals zusätzlichen Schub verliehen und die Marke „Bank Frick“ weiter in der Kryptoszene verbreitet und gefestigt. Was halten Sie von der Arbeit der FMA bisher? Was würden Sie sich von den liechtensteinischen Behörden in Bezug auf Regulierung wünschen? Den Austausch mit der Finanzmarktaufsicht dürfen wir durchwegs als kooperativ, zielführend und wertvoll bezeichnen. Die FMA hat in kurzer Zeit ein enormes Wissen aufbauen und uns somit maßgeblich in der Realisierung unserer Vorhaben unterstützen können. Durch das von Regierungschef Adrian Hasler angekündigte Blockchain-Gesetz erwarten wir grundsätzlich eine noch höhere Rechtssicherheit — gerade in Bezug auf neue Geschäftsmodelle. Es bestätigt unsere Strategie und das begrüßen wir natürlich. Zugleich zeigt sich Liechtenstein dadurch als Vorreiter im europäischen Umfeld und wir möchten helfen, diese Rolle zu etablieren. BTC-ECHO
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