Finanzmarkt im Überblick  Das wird für Bitcoin und Co. in dieser Woche wichtig

Anleger im Krypto-Space sollten in der aktuellen Handelswoche diese Wirtschafts- und Finanzdaten genau im Blick haben.

Stefan Lübeck
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BNY Mellon

Beitragsbild: Shutterstock

| Die älteste Großbank der USA hat kürzlich erste Schritte gen Krypto-Space getätigt. Nun stehen die Quartalszahlen an.

Bitcoin konnte sich im Vergleich zu den US-Aktienindizes in der vergangenen Woche erneut gut behaupten. Während Nasdaq100 und S&P500 im Zuge verfehlter Quartalsergebnisse und verhaltener Unternehmensausblicke in dieser Handelswoche neue Jahrestiefs ausbildeten, nutzten mutige Krypto-Anleger den Rücksetzer am Donnerstag für Zukäufe. Zudem nahm die Anti-Korrelation mit dem US-Dollarindex DXY trotz eines anhaltend starken US-Dollars zuletzt etwas ab.

In der aktuellen Handelswoche schauen die Marktteilnehmer wieder vermehrt nach Europa. Zur Wochenmitte veröffentlichen das britische Königreich sowie die Eurozone frische Inflationsdaten für den abgelaufenen Handelsmonat September. In Anbetracht der anhaltend hohen Teuerungsrate in den USA ist jedoch auch für die Eurozone nicht mit fallenden Verbraucherpreisen zu rechnen. Des Weiteren startet die Berichtssaison der großen US-Unternehmen diese Woche voll durch. Mit Goldman Sachs, IBM, Netflix und Tesla präsentieren mehrere Branchenschwergewichte ihre Quartalsergebnisse.

Quartalszahlen im Fokus

Montag, 17. Oktober 2022: Mit der Bank of America sowie der BNY Mellon melden um 14:00 Uhr (MEZ) zwei US-Großbanken ihre aktuellen Zahlen. Gute Unternehmenszahlen könnte den klassischen Markt zumindest kurzfristig stützen. Nach Börsenschluss öffnet der Bergbauriese RioTinto seine Bücher und veröffentlicht Zahlen für die letzten drei Monate. Rückläufige Umsätze bei der Rohstoffnachfrage würden die rezessive Tendenz der US-Wirtschaft untermauern, weshalb auch die US-Währungshüter mögliche Umsatzeinbrüche genau beobachten werden, um bei der nächsten Notenbanksitzung am 3. November notfalls reagieren zu können.

Neben den Zahlen zum letzten Quartal werden Investoren abermals genau auf die Prognosen für die kommenden Quartale schauen. Die sogenannte Forward Guidance gibt Auskunft darüber, wie Unternehmen die Unternehmensentwicklung für das kommende Quartal einschätzen. Dass sämtliche US-Großbanken in der Vorwoche keine genauen Umsatz- und Gewinnprognosen für das nächste Quartal lieferten, untermauert die Ungewissheit über die mittelfristigen Auswirkungen der monetären und politischen Unsicherheitsfaktoren auf die wirtschaftliche Entwicklung der Weltwirtschaft.

Chinesisches Bruttoinlandsprodukt

Dienstag, 18. Oktober: In China liefert das National Bureau of Statistic um 04:00 Uhr (MEZ) das Zahlenwerk für das dritte Handelsquartal. Anhand der BIP-Daten aus China erhoffen sich Marktexperten Rückschlüsse auf die aktuelle wirtschaftliche Lage in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Nach einem sehr schwachen letzten Handelsquartal, in der die chinesische Wirtschaft, auch bedingt durch die aggressive 0-Covid Politik der Regierung, sowie massiven Problemen im eigenen Immobiliensektor, um lediglich 0,4 Prozentpunkte wachsen konnte, prognostizieren die Experten nun ein Wachstum von 3,4 Prozent. Eine Erholung der chinesischen Wirtschaft könnte neben binnenwirtschaftlichen Verbesserungen zudem darauf hindeuten, dass die Lieferkettenproblematiken der letzten Quartale zumindest teilweise der Vergangenheit angehören und China zuletzt wieder mehr in die USA und nach Europa exportierte. Das könnte als ein Indiz für eine mögliche Entspannung an den Weltmärkten gewertet werden. Mittelfristig dürften auch die USA sowie Europa von dieser Erholung profitieren.

Goldman Sachs und Netflix

Als letztes der großen US-Finanzunternehmen öffnet Goldman Sachs vorbörslich gegen 14:00 Uhr (MEZ) seine Bücher für das zurückliegende Quartal. Ob der Investment-Banking-Spezialist besser als seine Konkurrenz durch die letzten schwierigen Monate manövrierte, ist unwahrscheinlich, der Investment-Bereich ist in ausgeprägten wirtschaftlichen Korrekturphasen an den Märkten anfällig für verfehlte Quartalsergebnisse.

Nach Börsenschluss schauen Investoren dann auf das Zahlenwerk vom Streaming-Riesen Netflix. Die Anzahl neuer Bezahlkunden ist ein wichtiges Indiz für die generelle Konsumfreudigkeit unter Endverbrauchern weltweit. Rückläufige Kundenzahlen aufgrund erhöhtem Sparbewusstsein unter den Konsumenten wären ein weiteres Indiz einer anhaltenden wirtschaftlichen Abkühlung.

Neue Verbraucherpreisdaten aus Europa

Mittwoch, 19. Oktober: Das Office for National Statistics in Großbritannien um 8:00 Uhr (MEZ) aktualisierte Inflationsdaten für den Monat September. Experten rechnen wie bereits im Vormonat mit einer weiter steigenden Inflationsrate im Vereinigten Königreich. Marktbeobachter rechnen mit einer leichten Zunahme der Teuerungsrate von 9,9 Prozent auf 10,0 Prozentpunkte. Sollte der Verbraucherpreisindex wider Erwarten unter den Expertenprognosen liegen, ist mit einer bullishen Reaktion am Markt zu rechnen.

Um 11:00 Uhr (MEZ) folgt die Veröffentlichung des Verbraucherpreisindex (VPI) in Europa für den Monat September. Die Inflationsrate für den Euroraum stieg zuletzt sogar deutlich stärker an als von Marktakteuren vermutet. Mit 10,0 Prozent liegt die Expertenschätzung ebenfalls im zweistelligen Prozentbereich. Sollte der Verbraucherpreisindex die Schätzungen sogar übertreffen, wird die Europäische Zentralbank EZB die Leitzinsen bei der nächsten Sitzung Ende Oktober weiter erhöhen müssen. Sollte der Verbraucherpreisindex indes niedriger als prognostiziert ausfallen, könnte der Finanzmarkt zu einer Erholungsrallye ansetzen. Der Druck auf die EZB, weitere drastische Zinsschritte in 2022 vorzunehmen, würde zumindest temporär etwas nachlassen.

IBM und Tesla

Nach Börsenschluss öffnen IBM und Tesla die Bücher und veröffentlichen Zahlen für die letzten drei Handelsmonate.

Da IBM aufgrund seines breiten Produktportfolios als wichtiger Gradmesser für den Technologiebereich gewertet wird, sollten Anleger mit Argusaugen auf die Performance von IBM schauen. Rückläufige Umsätze und Gewinne dürften den Technologiesektor weiter belasten.

Zudem präsentiert Tesla die abschließenden Zahlen für das letzte Handelsquartal. Verfehlt Tesla die Analystenerwartungen und bleibt beim Umsatz hinter der Prognose zurück, wäre das eine zusätzliche beachtenswerte Bestätigung für eine sich abschwächende Konjunktur. Auch bei Tesla sollten Anleger den Geschäftsausblick beachten. Eine Verlangsamung der Transformation des Autosektors hin zur umweltschonenderen E-Mobilität könnte die eingeleitete Entwicklung schneller ausbremsen als von Politik und Wirtschaft geplant. Nachhaltig hohe Rohstoffpreise und Probleme bei der Beschaffung könnten sich daher auch im Geschäftsausblick des größten E-Autobauers niederschlagen. Da Tesla aktuell jedoch keine Bitcoin-Position hält, hat der Quartalsbericht von Tesla nicht mehr die Relevanz für den Kryptomarkt wie noch in den Vorquartalen.

Verkaufszahlen bestehender Häuser in den USA

Donnerstag, 20. Oktober: Neue Verkaufszahlen für bestehende Immobilien im Monat August werden veröffentlicht. Die monatlich vom Verband der US-Immobilienmakler erhobenen Daten spiegeln das aktuelle Konsumniveau der Bürger wider. Höher als prognostizierte Verkaufszahlen indizieren steigende Verbraucherausgaben in den USA. Sollten die Hausverkäufe von Bestandsimmobilien wie im Vormonat weiter zurückgehen, und die von Marktanalysten erwartete Anzahl von 4,69 Millionen Immobilienverkäufen unterboten werden, würde sich der negative Trend einer anhaltenden Kaufzurückhaltung der Verbraucher weiter verfestigen. Noch im Vormonat wechselten 4,8 Millionen Häuser den Besitzer. Schwache Verkaufszahlen wirken sich statistisch tendenziell negativ auf die Stärke des US-Dollars aus. Wie schon zuletzt könnten sich negative Marktdaten in der aktuellen Lage positiv auf die Kurse am Aktien- und Kryptomarkt auswirken, da die US-Notenbank Fed einen Totalabsturz des für die USA so wichtigen Immobilienmarktes verhindern wollen wird.

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