So geht es jetzt weiter Ethereum: Wie es nach dem Shapella-Upgrade weitergeht

Die vorhergesagte “Staking-Apokalypse” im Zuge des Shapella-Upgrades bei Ethereum ist offenbar nicht eingetreten. Fast zwei Wochen später ziehen wir Bilanz.

Johannes Macswayed
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Ethereum Staking

Beitragsbild: Shutterstock

| An Ethereum wird tagtäglich geschraubt

Viele hatten im Zuge des Shanghai-Upgrades (später Shapella) einen großen Abverkauf bei Ethereum vorhergesagt. Denn Investoren erhielten damit erstmals seit 2020 Zugriff auf gestakte ETH im Wert von rund 37 Milliarden US-Dollar. Die große Menge an freigeschalteten Coins würde zu massiven Kursturbulenzen führen, hieß es. Das Unheil blieb bisher jedoch aus. Ein Blick auf die On-Chain-Daten (laut Nansen) zeigt, wieso: Derzeit warten lediglich 4,5 Prozent der abhebbaren Coins darauf, ausgezahlt zu werden. Oder anders formuliert: mehr als 95 Prozent der Staker wollen ihre Coins vorerst nicht loswerden.

Zentrale Krypto-Börsen verlieren

Jeder ETH-Staker, der seinen Einsatz plus Belohnungen aus dem Staking-Mechanismus Ethereums abheben will, gelangt dabei zunächst in eine Warteschlange. Anhand dieser lässt sich ermitteln, woher die (bisher minimalen) Abhebungen kommen. Hier wird deutlich: Es sind überwiegend zentrale Krypto-Börsen, die ihre Coins abziehen. Und das vermutlich nicht einmal freiwillig.

ETH-Staker in der Warteschlange | Quelle: Nansen

Bis vor kurzem war Kraken für den Großteil dieser Abhebungen verantwortlich, inzwischen abgelöst von Binance und Coinbase. Alle drei gerieten in diesem Jahr an die Behörden in den USA. So war Kraken gezwungen, seine Staking-Dienste auf Anweisung der Börsenaufsicht SEC niederzulegen. Der harte Kurs von Gary Genslers Behörde zeigt hier nun seine Nachwirkungen. Auch Binance und Coinbase scheinen aufgrund dieser regulatorischen Unsicherheit Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und ihren Stake abzuziehen.

Und wenn nicht die Börsen selbst, dann vermehrt deren Kunden. Denn dezentrale Staking-Anbieter gewinnen in den vergangenen Tagen neue Nutzer dazu. Das spricht dafür, dass Kunden der Börsen ihre Coins von dessen Staking-Diensten hin zu Protokollen wie Lido, Rocket Pool oder neuen, dezentralen Alternativen wie Ether.fi bewegen.

Keine “Staking-Flucht”

Die Daten deuten auf eine gesunde Entwicklung der Staking-Landschaft von Ethereum. Nutzer erkennen zunehmend das regulatorische Risiko, bei zentralen Krypto-Börsen zu staken und vertrauen sich den dezentralen Alternativen an. Dort gibt es zudem mehr Rendite. Das Shapella-Upgrade hat offensichtlich für mehr Vertrauen in Ethereum gesorgt. Das zeigt auch die Tatsache, dass Validatoren, bis auf vereinzelte Tage, netto mehr einzahlen als sie abziehen.

Staking Ein- und Auszahlungen | Quelle: Nansen

Der anfängliche Schub von Auszahlungen zeigt weiter, dass Validatoren hier überwiegend ihre Belohnungen (im Bild gelb markiert), nicht aber ihren gesamten Einsatz (im Bild blau) abzogen. Für sie gibt es scheinbar keinen Grund, sich gänzlich aus dem Staking zurückzuziehen. Für viele Staker ging es wohl eher darum, die lange verschlossenen Belohnungen zu sichern.

Vereinzelt kommt es noch zu vollständigen Auszahlungen. Diese bilden jedoch bisher nur einen geringen Anteil von dem, was weiterhin auf der Chain verbleibt. Zudem handelt es sich dabei sicher in Teilen um oben genannte Börsen, die ihre Dienste herunterfahren oder Nutzer, die ihren gesamten Stake von einem Dienst zum anderen Dienst wechseln. Solche Schübe dürften also im weiteren Verlauf abnehmen.

Cancun Upgrade in Sicht

Ethereum ist ab jetzt eine voll ausgewachsene Proof-of-Stake-Blockchain. Nutzer haben nach dem Upgrade absolute Sicherheit darüber, dass sie ihre Coins (plus Zinsen) im Anschluss ans Staken zurückerlangen. Das sollte für einen neuen Andrang an Stakern sorgen. Derzeit werden nämlich nur knapp 15 Prozent aller möglichen ETH-Coins angelegt. Bei Konkurrenten wie Cardano oder Solana sind es zwischen 60 und 80 Prozent. Sollte Ethereum nun ebenfalls auf solche Zahlen zusteuern, würde sich das in Umlauf befindliche Angebot deutlich verknappen, was sich bei gleicher Nachfrage wiederum positiv auf den ETH-Kurs auswirken könnte.

Indes blicken Entwickler bereits auf das nächste Upgrade: die Cancun Hardfork oder auch EIP-4844. Hier dreht sich alles um die Skalierbarkeit der Blockchain, die mittels “Proto-Danksharding” vorangetrieben wird. Dabei wird die Netzwerklast auf einzelne Sidechains wie Arbitrum und Optimism aufgeteilt, die im selben Atemzug optimiert werden. Ethereums Layer-2-Lösungen könnten in der Folge um das 20-fache günstiger und schneller werden. Entwickler planen EIP-4844 für das dritte oder viertel Quartal dieses Jahres, sofern es zu keinen Verzögerungen kommt.

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