“Shanghai” ist das größte Ethereum Upgrade seit dem Merge und soll am 12. April 2023 auf der Blockchain implementiert werden. Neben einer Reihe von technischen Verbesserungen und Veränderungen, die unter anderem die Skalierbarkeit und Benutzerfreundlichkeit von Ethereum verbessern sollen, hat das Upgrade, insbesondere für Staker, weitreichende Folgen.
Das Shanghai-Upgrade besteht insgesamt aus vier Ethereum Improvement Proposals (EIPs):
- EIP-3651: Warm COINBASE
- EIP-3855: PUSH0-Anweisung
- EIP-3860: Initcode begrenzen und messen
- EIP-4895: Staking-Abhebungen
Für Ethereum-Inhaber ist das EIP-4895 das wichtigste Upgrade. Durch EIP-4895 wird es nämlich erstmals möglich, gestakte Ether auszahlen zu können. Theoretisch heißt das, dass durch das Shanghai Upgrade Ether im Wert von knapp 36 Milliarden US-Dollar oder rund 16 Prozent des gesamten Angebots erstmals abgehoben und verkauft werden können. Praktisch sieht das Ganze jedoch etwas anders aus.
Was Shanghai für Ethereum Staking bedeutet
Nach Shanghai können gestakte ETH zwar erstmals entstakt und abgehoben werden, jedoch gelten für diesen Vorgang einige Einschränkungen. Es wird nämlich unterschieden, ob gestakte ETH aus verdienten Staking-Belohnungen stammen oder ob sie Teil der 32 ETH sind, die ein jeder der 563.000 ETH-Validatoren zum Aufsetzen eines ETH-Staking-Validators hinterlegen muss.
Etwa eine Million Ether stammen aus Staking-Belohnungen, die zu Redaktionsschluss rund 1,9 Milliarden US-Dollar wert sind. Sollten sich alle Inhaber nach Shanghai dazu entscheiden, ihre Staking-Belohnungen zu verkaufen, dann ließen sich diese ETH, laut der Krypto-Investmentfirma Delphidigital.io, innerhalb von vier bis fünf Tagen verkaufen. Dadurch entstünde ein Verkaufsdruck von knapp 230.000 Ether oder rund 430 Millionen US-Dollar pro Tag auf Ethereum. Da Ethereum täglich ein Handelsvolumen von etwa 10 Milliarden US-Dollar hat, dürfte der Verkaufsdruck, der durch die Freisetzung dieser ETH entstehen wird, keine allzu großen Auswirkungen auf den Kurs haben. Wie sieht es jedoch mit den restlichen Ether der Validatoren aus?
Der Krypto-Investmentfirma Delphidigital.io zufolge dürfte sich der zu erwartende Verkaufsdruck der restlichen gestakten ETH aufgrund der im Code von Shanghai festgelegten Beschränkungen auf maximal 58.000 ETH oder 108 Millionen US-Dollar pro Tag belaufen – im bearishsten Szenario. Bei einem täglichen Ethereum-Handelsvolumen von rund 10 Milliarden US-Dollar scheint auch diese Zahl relativ gering.
Ein massiver Ether-Abverkauf infolge des Shanghai-Upgrades scheint aus fundamentaler Sicht somit unwahrscheinlich. Es ist jedoch schwer vorherzusagen, wie die Mehrheit der Marktteilnehmer das Upgrade einschätzt. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass viele auf einen Abverkauf spekulieren.
Warum Shanghai bullish für Ether sein könnte
Andererseits gibt es aber auch Gründe, die für ein bullishes Ereignis sprechen. Tatsächlich ist es möglich, dass Shanghai in den kommenden Monaten sogar noch mehr ETH-Staking fördern wird, was die Stabilität und das Wachstum des Netzwerks weiter festigt. Dies geschieht aus verschiedenen Gründen, etwa dem erhöhten Vertrauen in die langfristigen Aussichten des Netzwerks durch die Fähigkeit der Ethereum-Entwickler, bedeutende Änderungen am Protokoll durchzuführen.
Zudem ermöglicht das Shanghai-Upgrade eine verbesserte Benutzererfahrung, da die gestakten ETH auch abgehoben werden können. Dadurch wird eine wichtige Einschränkung des aktuellen Staking-Systems behoben. Diese erhöhte Flexibilität dürfte mehr Benutzer dazu bewegen, am Staking teilzunehmen. Insbesondere für institutionelle Investoren, die darauf angewiesen sind, dass ihre Investments flexibel bewegt werden können, dürfte das Staking deutlich attraktiver machen als zuvor.
Je mehr Benutzer ETH staken, desto größer werden zudem Sicherheit und Stabilität des ETH-Netzwerks, was einen positiven Rückkopplungseffekt erzeugt. Ein sichereres und stabileres Netzwerk wird noch mehr Benutzer zum Staking bewegen und das Wachstum des Ökosystems weiter vorantreiben.