Tschüss China  Der große Exodus: Die neue Bitcoin-Mining-Macht USA?

Die Bitcoin-Mining-Hochburg China fällt in sich zusammen. Es hat ein großer Exodus von Mining-Kapazitäten stattgefunden, der eine Region zum Profiteur der chinesischen Sanktionen macht: die USA. Wie die Chancen stehen, dass die USA zur neuen Bitcoin-Mining-Supermacht aufsteigen und warum auch die traditionelle Gas- und Ölindustrie von dieser Entwicklung profitieren kann.

Sven Wagenknecht
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USA Flagge, die Bitcoin Mining symbolisieren soll

Beitragsbild: Shutterstock

Dass China gegen private Kryptowährungen vorgeht und diese als ernstzunehmende Bedrohung wahrnimmt, ist kalter Kaffee. Mit dem seit Mai dieses Jahres harten Vorgehens gegen die Bitcoin-Mining-Industrie hätte dennoch nicht jeder gerechnet. Nicht nur hat das den Bitcoin-Kurs unter Druck gesetzt und kurzzeitig die Mining-Difficulty zum Abfallen gebracht, auch flieht nun eine ganze Industrie aus dem Land. Von dem Miner-Exodus profitiert eine Nation ganz besonders: die USA.

Auf Wiedersehen China: Glück im Unglück?

Was als negative News für den Markt daherkommt, kann sich langfristig betrachtet als Glücksfall erweisen. Wie bereits im Kommentar vorheriger Woche erläutert, bietet der Exodus der chinesischen Miner die Chance, die Mining-Zentralisierung in China signifikant zu reduzieren. Schließlich befinden sich je nach Quellen respektive Angaben zwischen 50 und 70 Prozent der Mining-Kapazitäten in China. Eine große Abhängigkeit für das eigentlich dezentrale Bitcoin-Netzwerk.

Die Re-Dezentralisierung der Mining-Ressourcen bietet also die Chance, Bitcoin noch stabiler vor politischen Einflüssen zu machen, als auch Vorbehalte seitens westlicher Investoren abzubauen. Gerade China-kritische Investoren dürften sich über die Neuverteilung freuen. Damit es allerdings wirklich zu einer Mining-Dezentralisierung kommt, müssten sich die neuen Anlagen allerdings auch auf verschiedene Regionen verteilen. Aus einer politisch neutralen Brille ergibt es keinen Sinn, wenn die China-Kapazitäten eins zu eins auf ein einzelnes anderes Land übergehen.

Zwischenstation Kasachstan?

Dass sich die Mining-Kapazitäten nun fair auf verschiedene Regionen der Welt verteilen, ist eine Wunschvorstellung, die sicherlich nicht in Erfüllung gehen wird. Auch wenn China seine Führungsposition abgibt, dürften es nur wenige Länder sein, in denen sich das Gros der Bitcoin Hashrate neu versammelt. Der alles entscheidende Faktor der Energiekosten reduziert die Optionen der zukünftig führenden Mining-Stätten auf eine überschaubare Anzahl an Regionen.

Ein Profiteur ist Kasachstan, in dem sich immer mehr Miner niedergelassen haben. Allerdings dürfte dies vor allem ein kurzfristiger Trend sein. Schließlich bietet das Land nur eine geringe politische Stabilität, die gerade für Investoren sehr wichtig ist. Vielmehr dürfte das zentralasiatische Land von der geografischen Nähe zu China sowie überaus günstigen Strompreisen und niedrigen (Umwelt-) Auflagen profitieren. Langfristig dürfte der größte Gewinner hingegen der amerikanische Kontinent sein.

Kein Tag ohne Meldung

An positiven News, die ebenjene amerikanisch-kanadische Miner-Expansion untermauern, mangelt es nicht. Hier die wichtigsten Meldungen, nur aus dem Monat Juli 2021:

  • Stronghold Digital Mining aus Pennsylvania möchte Börsengang von 100 Millionen US-Dollar durchführen
  • Hive aus Kanada hat 3.000 neue Bitcoin Miner erworben; Steigerung der operativen Hashrate um bis zu 46 Prozent
  • In Ohio entsteht ein neues Bitcoin-Mining-Zentrum, das mit 1.000 MW Atomenergie gespeist werden soll
  • Genesis Digital Assets hat 125 Millionen US-Dollar eingesammelt, um ihre Mining-Expansion in Skandinavien und USA fortzusetzen
  • Das kanadische Mining-Unternehmen 8 Hut Mining hat Bitcoin Miner für 44 Millionen US-Dollar erworben
  • Das australische Krypto-Unternehmen Mawson Infrastructure hat hunderte Mining-Geräte vom chinesischen Mining-Unternehmen Canaan aufgekauft, um diese in USA (Georgia) aufzustellen

Die Milliarden, die nun in die neuen Standorte investiert werden, zeugen nicht nur von einem hohen Investorenvertrauen in die Zukunft des Krypto-Minings, sondern auch, dass sehr wahrscheinlich ein Großteil der Hashrate zukünftig in den USA generiert wird. Fred Thiel von Marathon Digital schätzt, dass bis Ende nächsten Jahres rund 40 Prozent der globalen Hashrate aus den USA stammen. Dies entspräche in etwa einer Verdopplung der gegenwärtigen amerikanischen Hast-Leistung.

Kanada und USA: Alte Hasen im neuen Geschäft

Wenn es um das Mining von physischen Edelmetallen geht, dann ist Kanada weltweit die Nr. 1. Ganze 75 Prozent aller Mining-Unternehmen haben dort ihren Hauptsitz. Entsprechend naheliegend ist es, dass sich auch immer mehr Krypto-Mining-Unternehmen dort gründen, auch wenn sie operativ woanders tätig sind. Auch der große Nachbar, die USA, machen ihrem Ruf als Rohstoff-Nation alle Ehre. So profitieren die Amerikaner innerhalb ihrer eigenen Landesgrenzen vor allem von sehr günstigen Energiepreisen. Nicht zuletzt die Fracking-Industrie hat dafür gesorgt, dass die USA ihre Abhängigkeit von fossilen Energieträgern reduzieren konnte.

Insbesondere in Texas empfängt man die Krypto-Mining-Industrie mit offenen Armen. Nirgendwo sonst ist in den USA der Strom günstiger als dort. Zumal auch die Politik, konträr zu China, die Mining-Unternehmen als neue Industrie dort ansiedeln möchte. Neben Texas ist als heißer Kandidat auch der Bundesstaat Wyoming zu nennen, der die progressivste Krypto-Regulierung in den USA aufweist.

Wenn aus physischen Rohstoffen digitales Gold wird

Dabei müssen es nicht immer neue Unternehmen beziehungsweise Krypto-Start-ups sein, die Bitcoin und Co. minen. Auch die traditionellen Rohstoffförderunternehmen für Öl und Gas, insbesondere Fracking, können zusätzliche Einnahmen durch das Krypto-Mining erzielen. So versuchen einige Firmen, überschüssige Energie, die bei der Öl- und Gasförderung generiert wird, für das Bitcoin Mining zu nutzen. Die Firma Great American Mining (GAM) hat sich darauf spezialisiert und neben Ölfeldern Container mit Bitcoin Mining Rigs aufgestellt, die mit dem überschüssigen Gas versorgt werden.

Auch die bekannten Winklevoss-Brüder – Betreiber der Krypto-Börse Gemini – haben in einen Energieproduzenten investiert, der das überschüssige Gas für das Mining von Kryptowährungen nutzt. Dabei handelt es sich um das texanische Unternehmen Crusoe Energy Systems. Auch das kanadische Ölunternehmen Black Pearl Resources soll auf diese Weise seine Profitabilität steigern. Das Unternehmen Upstream Data wiederum hat sich sogar auf Mining Rigs für Energieproduzenten spezialisiert.

Bitcoin Mining: Mehr Partizipation für Investoren

Der Miner-Exodus gen Amerika könnte auch für Investoren einige Vorteile mit sich bringen. Neben der größeren politischen Stabilität profitieren sie von den Finanzmarkt-affinen Jurisdiktionen. Viele der börsengehandelten Gesellschaften im physischen wie im digitalen Mining sind in Kanada und USA gelistet. Der neue Schwung, der nun ins Geschäft kommt, kann für Investoren spannende Einstiegsgelegenheiten bieten. Auch das M&A-Geschäft könnte dadurch in den nächsten Monaten angeheizt werden und die Marktanteile im Ökosystem neu verteilen.

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