Dezentral ist anders Das CBDC-Ideal der Zentralbanken

In einem neuen Report eruieren sieben Mitglieder der BIZ, welche Eigenschaften eine CBDC haben sollte, um die Vorzüge einer digitalen Währung mit dem gemeinsamen Ziel der Erhaltung der Finanzmarktstabilität zu vereinbaren.

Christopher Klee
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Beitragsbild: Shutterstock

Die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ist ein Zusammenschluss der Notenbanken von 62 Jurisdiktionen. Ihr gehören unter anderen die Deutsche Bundesbank, die Europäische Zentralbank (EZB), die Chinesische Volksbank sowie das US-amerikanische Federal Reserve System an. Auch „Zentralbank der Zentralbanken“ genannt, hat die BIZ das Ziel, die Geldpolitik ihrer Mitgliedsbanken zu koordinieren. Central Bank Digital Currencies – kurz: CBDC – gehören zu den Themen, die den internationalen Notenbankern spätestens seit dem Alleingang der chinesischen Zentralbank derzeit besonders unter den Nägeln brennen.

Wie muss eine „CBDC“ ausgestaltet sein?

Die Autoren des am Freitag 9. Oktober erschienen Reports – neben der EZB gehören dazu die Zentralbanken von England, Schweden, Japan, Kanada, der Schweiz und den USA – beleuchten zunächst drei Prinzipien, die es bei der Erschaffung beziehungsweise der Herausgabe einer CBDC unbedingt zu beachten gebe.

An vorderster Stelle steht dabei der Grundsatz, dass eine CBDC nicht das Kerngeschäft einer Zentralbank, die Gewährleistung eines stabilen Finanzmarkts, negativ beeinträchtigen soll. Anstatt in Konkurrenz zu einer Landeswährung zu treten, soll eine CBDC diese ergänzen beziehungsweise unterstützen. Dies soll beispielsweise durch einen festen Wechselkurs von 1:1 zur jeweiligen Fiat-Währung garantiert werden.

Damit einher geht der zweite Grundsatz, den die Autoren des Reports bei einer CBDC umgesetzt sehen wollen: die Koexistenz verschiedener Geldformen. Die Einführung einer CBDC solle nicht das Ende von Bargeld markieren. CBDC, Bargeld und Buchgeld sollen parallel existieren und die Notenbanken weiter Bargeld herstellen, „so lange die Nachfrage gegeben ist“.

Als dritten Grundpfeiler umreißen EZB und Co. .das Thema „Innovation und Effizienz“. Darin beschreiben die Autoren die Notwendigkeit einer CBDC angesichts der wachsenden Zahl an alternativen Zahlungsmöglichkeiten, denen sich Verbraucher gegenüber sehen.Wenn auch nicht explizit erwähnt, ist davon auszugehen, dass die Autoren dabei vor allem Facebooks geplanten Stable Coin Libra sowie Kryptowährungen im Hinterkopf hatten, als sie schrieben:

Ohne kontinuierliche Innovation und Wettbewerb zur Steigerung der Effizienz des Zahlungssystems einer Gerichtsbarkeit können die Nutzer andere, weniger sichere Instrumente oder Währungen verwenden. Letztlich könnte dies zu Schäden für Wirtschaft und Verbraucher führen, die möglicherweise die Währungs- und Finanzstabilität beeinträchtigen.

Libras Weckruf hallt in der BIZ bis heute nach

Befürchtungen, die man von der BIZ und ihren Mitgliedern bereits seit 2018 vernehmen kann, als Facebook sein ambitioniertes Stable-Coin-Projekt vorstellte. Ein „Weckruf“ für die Zentralbanken, so die vielzitierte Reaktion vom damaligen EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Cœuré. Seit diesem Jahr ist er Chef des „Innovation Hub“ bei der BIZ.

Die These, dass es den Vorstoß aus der Privatwirtschaft in Form von Libra brauchte, damit die Zentralbanken sich ernsthaft mit der Entwicklung rein digitaler Staatswährungen auseinandersetzen, wird von einer Grafik aus dem BIZ-Report unterstützt. Diese zeigt einen deutlichen Anstieg der CBDC-Forschung bei Zentralbanken im Jahr 2018. Die wenigsten sind bislang jedoch über die Theorie hinausgekommen und haben einen Piloten lanciert.

Eigenschaften einer „guten“ CBDC

Der Report beschreibt weiter 14 Kerneigenschaften, die eine digitale Staatswährung erfüllen muss, um den oben beschriebenen Prinzipen gerecht zu werden. Beispielsweise sollen für den Endverbraucher bei der Verwendung einer CBDC keine beziehungsweise nur geringe Kosten entstehen; das gilt auch für etwaige Hardware-Anschaffungskosten. Auch die Akzeptanz und Verfügbarkeit sollen weitestgehend sichergestellt sein. Eine CBDC sollte idealerweise überall dort verwendet werden können, wo auch Bargeld akzeptiert wird. Auch die Möglichkeit, offline Transaktionen durchzuführen, gehört dazu.

Darüber hinaus sollte eine CBDC sowohl vor Cyberangriffen als auch äußeren Einflüssen wie Umweltkatastrophen gefeit sein.

Wer nun glaubt, dass die BIZ deshalb eine Distributed Ledger Technologie als Basis für eine CBDC empfiehlt, wandelt freilich auf dem Holzweg:

Während Systeme, die auf der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) basieren, prinzipiell Vorteile in Bezug auf die Ausfallsicherheit bieten können, könnte dies auch ein zentralisiertes Ledger mit einer kleinen Anzahl von Datenzentren leisten.

Der zentralisierte Ansatz soll dabei – gerade vor dem Hintergrund von offline-Transaktionen – auch weiterhin die Kontrolle beziehungsweise Zensur der Geldströme durch die Zentralbanken ermöglichen:

Die Verbesserung des Benutzerkomforts durch die Möglichkeit von Offline- und Peer-to-Peer-Zahlungen würde jedoch zusätzliche Schutzmaßnahmen erfordern, um dem Betrugsrisiko entgegenzuwirken, da Sicherheitsmerkmale und zentralisierte Kontrollen (z.B. um gestohlene Gelder zu „sperren“ oder verdächtige Transaktionen abzufragen) auf einem verteilten System schwieriger zu implementieren sind.

Die Forschung geht weiter

Der Bericht schließt mit der Ankündigung der Autoren, weiterhin ihre Erkenntnisse in Sachen CBDC in die BIZ einzubringen. Der BIS Innovation Hub wird gleichzeitig dazu aufgerufen, die CBDC-Bestrebungen der Zentralbanken mit technologischen zu unterstützen. Im Gegenzug geloben die Autoren, mit dem Innovation Hub besonders bei den Fragen der Interoperabilität zwischen verschiedenen CBDCs zu kooperieren.

Die Chinesische Volksbank kocht unterdessen ihr eigenes Süppchen und verteilt ihren digitalen Renminbi schon einmal in roten Briefumschlägen.

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