Zeit für Plan ₿? Das bedeuten die Corona-Rettungsmaßnahmen für die Altersvorsorge

Die Staats- und Notenbankhilfen dürften nicht ohne Konsequenzen für die Altersvorsorge vieler Menschen bleiben. Was gerade die deutschen Sparer von ihren europäischen Nachbarn unterscheidet, wieso eine positive Rendite mit Riester und Co. kaum darstellbar ist und wieso die „Inflationsrate“ von Bitcoin deutlich an Attraktivität hinzugewinnt. Ein Kommentar.

Sven Wagenknecht
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Riester-Rente, poor

Beitragsbild: Shutterstock

Im Gegensatz zur Finanzkrise 2007, besteht bei der Bekämpfung der CoronaKrise die Befürchtung, dass es diesmal nicht nur bei einer Inflation von Vermögenswerten bleiben wird. Während wir in der letzten Dekade acht Prozent und mehr Inflation bei Immobilien, Aktien und Kunst beobachten konnten, blieb die offizielle Inflation, die sich vor allem an realwirtschaftlichen Gütern und Dienstleistungen bemisst, unter zwei Prozent.

Verbraucher und Sparer hatten bislang wenig Anlass dazu, sich über Inflation auf ihre Bank- bzw. Spareinlagen zu sorgen. Zwar ist ihnen eine vergleichsweise hohe Rendite entgangen, die sie an den Aktien- oder Immobilienmärkten hätten erzielen können, ihre Kaufkraft konnte aber dennoch weitestgehend auf Tagesgeldkonten und kapitalgedeckten Lebensversicherungen erhalten bleiben. Genau das dürfte sich demnächst ändern. Nicht unbedingt durch eine Hyperinflation, aber zumindest durch eine trabende (2-10 Prozent) bis hin zu einer galoppierenden (bis zu 50 Prozent) Inflation. Denn diesmal fließt das Geld nicht überwiegend in den Finanzsektor, wie nach 2007, sondern auch in die Realwirtschaft.

Deutschland trifft es besonders hart

Der Schaden dürfte gerade für deutsche Anleger besonders hart sein, da sie im Vergleich zu anderen EU-Ländern eine geringe Aktien- und Immobilienquote besitzen. Bei Immobilien ist Deutschland fast Schlusslicht in der EU und bei Aktien sieht es unwesentlich besser aus. Bei Sparvermögen und kapitalgedeckten Lebensversicherungen stehen wir hingegen ganz oben auf dem Treppchen. Aktuell existieren rund 83 Millionen Lebensversicherungspolicen in Deutschland, also praktisch eine pro Bundesbürger. Viele davon dienen auch zum Kapitalaufbau beziehungsweise zur privaten Altersvorsorge. Für diese Policen beträgt der bereits abgesenkte Garantiezins nur noch 0,9 Prozent.

Nimmt man hier die staatlich geförderte Form der kapitalgedeckten Lebensversicherung, die Riester-Rente, dann zeigt sich ein großes Manko: Versicherungsgesellschaften haben kaum eine Möglichkeit eine höhere Rendite als 0,9 Prozent zu erwirtschaften, selbst dann nicht, wenn das Geld auch in Fonds fließen darf. Wie man auf Wikipedia nachlesen kann, muss nämlich der nominelle Kapitalerhalt garantiert werden:

Anbieter von Fondssparplänen und fondsgebundenen Rentenversicherungen müssen den Kapitalerhalt garantieren. Da sich die Garantie nicht durch Aktienfonds darstellen lässt, verwenden Fondsgesellschaften und Versicherungen Anlagekonzepte, bei denen Rentenfonds mit Schuldnern hoher Bonität sichere Renditen erwirtschaften. 

Die schlechteste aller Anlageformen

Durch die maximal expansive Geld– und Niedrigzinspolitik stehen die Chancen auf höhere Zinsen schlecht. Auch dürften die Zinsen von Staatsanleihen nicht sonderlich steigen. Schließlich könnten dann insbesondere Länder wie Italien, Spanien und Frankreich nicht mehr ihren Schuldendienst leisten. Gleichzeitig erhöhen die billionenschweren Rettungspakete die Geldmenge, sowohl in der Finanz- als auch der Realwirtschaft.

Wer jetzt noch Geld auf dem Tagesgeldkonto oder eben in einer privaten Rentenversicherung respektive Rürup- oder Riester-Rente besitzt, kann nach Abzug der Inflation, die nach Abschluss der aktuellen Deflationsphase zu steigen beginnen sollte, nur noch schwer eine positive Rendite erwirtschaften.

Dass Riester-Rente und Co. eine nicht empfehlenswerte Form der Altersvorsorge sind, dafür gibt es auch noch ganz andere Argumente wie hohe Verwaltungskosten, Schlechterstellung bei Berufswechsel, Benachteiligung einkommensschwacher Beitragszahler und so weiter, die hier aber gar nicht ins Gewicht fallen sollen.

Riester-Rente ein patriotischer Akt mit Verlustgarantie

Im Kern geht es darum, dass die Vermögenswerte, die für diese Form der Altersvorsorge in Frage kommen, nicht mehr in der Lage sind, die Kaufkraft langfristig abzusichern. Die tollsten Steuerersparnisse bringen nichts, wenn das Investment keine Zinsen bringt oder gar abgeschrieben werden muss.

Wer monatlich in die Riester-Rente und Co. einzahlt, finanziert damit vor allem die steigenden Staatsschulden beziehungsweise die Anleihenblase. Aus systemischer Sicht tragen diese Anleger einen wichtigen Beitrag zur europäischen Stabilisierung bei. Von dieser Dankbarkeit können sich Sparer und Riester-Einzahler nur leider nichts kaufen.

Bitcoin statt Bundesbank-Nostalgie

Ein möglicher Erklärungsansatz für das nachteilige Anlageverhalten vieler Deutschen liegt in der Geldwertstabilität der D-Mark. So hat die Bundesbank mehr als jede andere Notenbank für eine hohe Geldwertstabilität gesorgt, sodass bei gleichzeitig hohen Zinsen, trotz inflationärer Phasen wie Ende der 70er Jahre, positive Renditen mit Spareinlagen und Versicherungspolicen erzielt werden konnten. Anders als Länder wie Italien oder Spanien, wo die instabile Währung lieber schnell in die eigene Immobilie investiert wurde, hatten deutsche Anleger diesen Druck also nicht.

Entsprechend sollten Anleger, die es noch nicht getan haben, jetzt schnell umschalten. Eine Notenbankpolitik wie zu D-Mark-Zeiten wird es auf absehbare Zeit nicht geben. Stattdessen sollten sich Anleger mit Aktien, Immobilien, Rohstoffen und natürlich Bitcoin auseinandersetzen.

Im Gegensatz zum Euro halbiert der Bitcoin nämlich seine aktuelle „Inflationsrate“ von rund 3,6 Prozent auf rund 1,6 – 1,8 Prozent im Mai. Dann findet das nächste Halving statt, sodass die Bitcoin-Emission pro Block um die Hälfte reduziert wird. Die „Geldpolitik“ von Bitcoin steht damit in krassem Gegensatz zu allen anderen Fiatwährungen. So sehr sich Euro und Co. als gut funktionierende Zahlungsmittel eigenen, dürften sie in ihrer Wertspeicherfunktion an Attraktivität verlieren.

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