(Crowd-)Funding exklusiv: Warum Kleinanleger von den meisten Security Token Offerings ausgeschlossen werden

Die größte Aufmerksamkeit von allen Token Sales bekommen derzeit Security Token Offerings (STOs). Die als Wertpapiere klassifizierten Token werden auch außerhalb der Krypto-Community als Zukunft der modernen Börsengänge gehandelt. Das Problem ist nur, dass es an Projekten für Kleinanleger fehlt. Viele Projekte sind nur institutionellen Investoren zugänglich. Hinzu kommt, dass nur wenige Projekte wirklich vielversprechend sind. Was die Gründe für die Startschwierigkeiten von Börsengängen auf der Blockchain sind.

Sven Wagenknecht
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Beitragsbild: Shutterstock

Dass STOs in Zukunft traditionelle Börsengänge und Kapitalmaßnahmen immer stärker für sich vereinnahmen werden, wird kaum bezweifelt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Unter anderem betragen die Kosten nur einen Bruchteil herkömmlicher Aktien- oder Anleiheemissionen, die Abwicklung bzw. Verbuchung ist signifikant schneller und auch GmbHs können so Zugang zum Kapitalmarkt erhalten, der vorher nur Aktiengesellschaften vorbehalten war. Allein diese drei Gründe sollten schon dafür sorgen, dass das Modell STO in kürzester Zeit durchstartet. Aktuell kommen aber Zweifel auf, wieso?

Kleinanleger bleiben bitte draußen: (Crowd-)Funding exklusiv

Um an Kleinanleger Wertpapiere herausgeben zu dürfen, bedarf es in Deutschland eines Wertpapierprospekts. Ohne einen solchen Prospekt ist es bis auf wenige Ausnahmen nur für institutionelle Investoren möglich, in die jeweiligen Unternehmen zu investieren. Die tokenisierten Anteils- oder Schuldscheine können somit in der Regel nur von Investoren erworben werden, die sich auch als solche qualifizieren. Eine Qualifikation ist jedoch nicht zwangsläufig an einen bestimmten rechtlichen Status gebunden. Oft reicht es aus, in der Lage zu sein, über 100.000 Euro zu investieren. Wer so viel Kapital aufbringen kann, wird dann nicht mehr als schützenswert vom Gesetzgeber angesehen und darf Investitionen tätigen, die sonst nur Vermögensverwaltungen, Wagniskapitalfirmen etc. vorbehalten sind.

Doch warum lassen Unternehmen dann keinen Wertpapierprospekt erstellen, um den Kreis an potentiellen Geldgebern zu vergrößern und auch Kleinanleger mit ins Boot zu holen? Die Antwort ist relativ einfach: Weil es sich oftmals nicht lohnt und gegen die Unternehmensinteressen spricht.

Start-ups und Wertpapierprospekte passen nur bedingt zusammen

Zum einen ist die Erstellung eines Wertpapierprospektes sehr teuer und kann schnell mal 50.000 Euro oder mehr kosten. Das ist Kapital, das im Vorfeld zunächst aufgebracht und zweitens durch signifikante Investorengelder im Nachhinein wieder eingeholt werden muss. Neben den Kosten kommen Fristen und bürokratische Verwaltungsvorgänge hinzu, die das ganze Prozedere in die Länge ziehen können. Nur weil die Blockhain-Technologie und Token-Emission effizient sind, sind das Behörden und Anwälte noch lange nicht.

Zum anderen ist mit einem öffentlichen Börsengang ein hoher Kommunikationsaufwand verbunden. Das bedeutet hohe Marketingkosten und eine Kommunikation, die auch auf weniger versierte Anleger zugeschnitten ist. Gerade für Start-ups, die sich in einer noch sehr frühen Phase befinden und nicht viel mehr als eine abstrakte Produktidee haben, ist dies ein oft unnötig hoher Aufwand. Es fehlen schlichtweg die Kapazitäten, um einen professionellen Börsengang durchzuführen.

Börsenhandel? Welcher Börsenhandel?

Genau wie die meisten Aktiengesellschaften nicht an einer Börse gehandelt werden, werden auch die meisten Unternehmen mit Security Token nicht an einer Börse gehandelt. Nicht jedes Unternehmen, das Aktien oder Anleihen herausgibt, hat auch ein Interesse an einem Börsenhandel im Freiverkehr, an dem jeder teilhaben kann. Wenn ein Unternehmen drei Millionen Euro von zwölf institutionellen Investoren einsammelt und im Gegenzug entsprechende Security Token herausgibt, wie soll dann ein liquider Börsenhandel aussehen? Sowohl die Marktkapitalisierung als auch die Verteilung der Token des Unternehmens sind zu gering. Deswegen ist man weit davon entfernt, ein Handelstreiben wie im DAX zu erreichen.

Auch hier stellt sich gerade für junge Start-ups die Frage, ob sie sich die Mühe machen, eine Börse zu finden und Investorenpflege auch für Kleinanleger betreiben. STOs nehmen für viele Start-ups daher mehr die Funktion bzw. Rolle einer erweiterten VC-Finanzierung ein. Mit dem Börsengang einer sogenannten Volks-Aktie wie der Deutschen Telekom hat das nur sehr wenig zu tun.

Erwartungen anpassen

Security Token Offerings haben das Potential, Börsengänge zu demokratisieren – daran besteht kein Zweifel. Zugangsbeschränkungen und Transaktionskosten werden sowohl für Unternehmen als auch für Investoren deutlich reduziert. Dennoch heißt das noch lange nicht, dass jedes Unternehmen ein Interesse daran hat und sämtliche bürokratische Hürden von heute auf morgen verschwinden. Dass sich viele STOs nicht für Kleinanleger öffnen, ist also absolut nachvollziehbar und in vielen Fällen wirtschaftlich sinnvoll, insbesondere solange die Erteilung eines Wertpapierprospektes mit so hohen Kosten verbunden ist.

Auch braucht es Pionier-Unternehmen, die sich trauen, diese neue Form der Kapitalmaßnahme durchzuführen. Bislang sind dies oftmals nur Unternehmen, die selbst aus der Krypto-Branche stammen. Den Schraubenhersteller oder Automobilzulieferer aus Baden-Württemberg vermisst man gegenwärtig noch. Entsprechend sind es vor allem Risiko-Unternehmen, die gegenwärtig ein STO durchführen und den Weg für etablierte Unternehmen ebnen. Dabei handelt es sich um einen Kultivierungsprozess, der über mehrere Jahre reifen muss. Kleinanleger-Partizipation und liquider Börsenhandel sind also vor allem eine Frage der Zeit und der entsprechenden Unternehmen.

Leider sind gegenwärtig nur sehr wenige Unternehmen dabei, die substanziell wirken und ein Investment rechtfertigen. Ähnlich wie bei den Initial Coin Offerings haben sich auch bei STOs viele Unternehmen eingeschlichen, die nur vermeintlich innovativ sind. Investoren sollten sich hier immer im Klaren sein, dass Regulierung nicht vor einem schlechten Business Case schützt.

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