Nach dem Börsengang Coinbase ebnet den Weg für den Krypto-Mainstream

Seit Mitte April ist das Unternehmen auf der NASDAQ gelistet – kann Coinbase das Anleger-Versprechen halten und sich zum “Apple der Kryptowelt” etablieren?

Paol Hergert
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Bitcoin-Münze, im Hintergrund das Coinbase-Logo

Beitragsbild: Shutterstock

Am 14. April hat das US-amerikanische Unternehmen Coinbase ein neues Kapitel im Krypto-Markt eingeleitet: Die Handelsplattform ist seitdem an der New Yorker Tech-Börse NASDAQ gelistet, jenem Aktienmarkt, der auch Größen wie Apple, Amazon, Microsoft, Tesla und Google-Mutter Alphabet beherbergt. Im Vorfeld des DPOs wurde viel spekuliert über den Schritt – würden sich Anleger auf $COIN stürzen und den Kurs direkt durch die Decke schießen, oder wäre der Markt noch nicht bereit für eine Krypto-Handelsplattform auf dem Parkett der Hochfinanz?

Der Krypto-Space durchlebt derzeit einen Wandel. Angetrieben von den Investitionen der Institutionellen, dem Hype von Influencern und CEOs, die ihr Vertrauen in die Entwicklungen von Bitcoin und der Blockchain auf Twitter und Co. kundtun und Projekten, die durch rasante Entwicklungsfortschritte immer bessere Produkte anbieten, erleben fast alle Kryptowährungen derzeit Hochkonjunktur – wenngleich der Flash Crash aus der Mitte des vergangenen Monats so manchen Hodler skeptisch werden ließ. 

Dennoch: Neben zahlreichen Neuanlegern, die die Gunst der Stunde für Investitionen genutzt haben und dadurch binnen kurzer Zeit enorme Renditen einfahren konnten, profitiert vor allem eine Unternehmenssparte von dem – bis auf kleinere Aussetzer – bestehenden Bullenmarkt und der Aufmerksamkeit, die Bitcoin, Ethereum, Cardano und auch Dogecoin derzeit genießen: die Handelsplattformen. Eine dieser Plattformen, die nun ihr Debüt auf dem Parkett der Hochfinanz feierte, ist Coinbase.

Unpraktisches Fiatgeld und der Weg in den Mainstream

Gegründet wurde Coinbase im Juni 2012 von Brian Armstrong, der bis dahin als Software-Entwickler für Airbnb tätig war, und Fred Ehrsam, einem ehemaligen Goldman-Sachs-Trader mit dem Ziel, Krypto-Fans den Handel mit Coins zu ermöglichen. Der damals 29-jährige Armstrong war bereits 2010 über das von Satoshi Nakamoto publizierte Whitepaper gestoßen, dass den Grundstein für die Krypto-Szene legen sollte. Bei Airbnb sah er sich ständig der Problematik ausgesetzt, über einhundert verschiedene Währungen aus den Ländern, in denen Airbnb-Nutzer ihre Wohnungen, Zimmer und Häuser anboten, unter einen Hut zu bringen, wie er im vergangenen Jahr gegenüber dem Wirtschaftsmagazin Forbes einräumte. 

Das erste Startkapital erwirtschafteten die zwei Unternehmer dank des Gründerzentrums Y Combinator, die das junge Unternehmen mit 150.000 US-Dollar versorgten – und den Launch der Plattform im Oktober des gleichen Jahres ermöglichten.

Den Aufstieg in die “Big League” feierte das junge Team bereits ein Jahr später, als die Risikokapitalgesellschaft Union Square Ventures Coinbase im Zuge einer Series-A-Finanzierungsrunde 5 Millionen US-Dollar bescherte. Weitere 25 Millionen USD sollten noch im selben Jahr folgen, unter anderem dank dem Investment von Andreessen Horowitz. Dass die Investitionen sich lohnten, dafür sprachen auch die Nutzerzahlen – die magische Marke von einer Million wurde 2014 gebrochen.

Ebenfalls 2014 dann die ersten Anzeichen, dass es sich bei Coinbase um mehr als nur ein Tool für die Techies der Krypto-Nische handeln sollte, als das Unternehmen mit einer kleinen Anzahl von US-Firmen kooperierte, um diesen Bitcoin-Inzahlungsnahmen zu ermöglichen – Dell, Expedia und Time Inc. gehörten dazu: große Schritte in Richtung Mainstream.

Heute ist der Coinbase-Gründer Brian Armstrong 38 Jahre alt und 10 Milliarden US-Dollar schwer. Quelle: Ethan Pines, Coinbase

Ein Platz am Erwachsenentisch

Trotz der Millionen, die Coinbase von Jahr zu Jahr in Finanzierungsrunden einnehmen konnte – laut dem Portal TechCrunch waren es 2017 bereits 117 Millionen US-Dollar – so richtig ernst nahmen die Big Player der Wall Street das kalifornische Start-up nicht. Spätestens seitdem Coinbase jedoch mit einem Unternehmenswert von 1,6 Milliarden US-Dollar, den das Team im August desselben Jahres erreichte, den Rang des ersten “Krypto-Unicorns” für sich beanspruchte, bekam Coinbase die Aufmerksamkeit, die es verdiente. Daran konnte auch die Bärenstimmung, die den Krypto-Markt von Anfang 2018 bis Ende 2019 beherrschte, nichts ändern.

Gerüchte um einen eventuellen Börsengang des Unternehmens machten seit Jahren die Runde. Konkretisiert wurden sie jedoch erst im Dezember vergangenen Jahres, als Coinbase Global das Bestreben auf ein Direct Public Offering (DPO) erstmals gegenüber der US-Finanzaufsichtsbehörde SEC äußerte.

Seitdem überschlägt sich die Krypto-Berichterstattung mit Nachrichten zu dem Schritt. Krypto-Portale und Wirtschaftsmagazine ließen keine Gelegenheit aus, über die Auswirkungen dieses ersten Krypto-Börsengangs zu mutmaßen. Von Unternehmenswerten bis hin zu 100 Milliarden US-Dollar wurde gesprochen, von einem Börsengang, der die Finanzwelt für immer verändern sollte.

Klarheit schuf dann der 14. April dieses Jahres, als es endlich so weit war: Zu einem Startpreis von 381 US-Dollar ging Coinbase unter dem Tickersymbol $COIN auf der US-Tech-Börse NASDAQ an den Start. Den ersten Handelstag beendete die Aktie mit 328,28 US-Dollar, seitdem bewegt sich der Kurs langsam in Richtung Süden, handelt zu Redaktionsschluss (3. Juni, 16:59 Uhr) um die 237-US-Dollar-Marke – unter anderem geplante Steuererhöhungen der Biden-Administration haben der Aktie (wie dem Gesamtmarkt) einen Dämpfer verpasst. Damit blieb die Kursexplosion, die sich einige Anleger sicher erhofft hatten, zwar aus. Ein Grund für eine Nicht-Investition sollte das jedoch nicht sein – die sind eher in der immer größer werdenden Konkurrenz zu sehen.

Coinbase gegen den Rest der Welt

So erreichte uns erst vor wenigen Wochen die Nachricht, dass die ebenfalls in Kalifornien ansässige Krypto-Handelsplattform Kraken Unterstützung vom milliardenschweren Investmentfonds RIT Capital Partners erhält. Der Grund? Laut Medienberichten ein eventuell bevorstehender Börsengang. Gleichzeitig wagen auch etablierte NASDAQ-Player immer größere Schritte in Richtung Krypto-Adaption.

So bieten sowohl Paypal als auch dessen Tochterunternehmen Venmo der US-amerikanischen Kundschaft den Handel und die Verwahrung von Kryptowährungen an – Zahlungen per Bitcoin und Co. in abertausenden Shops inbegriffen. Für Coinbase kann das nur eine Kampfansage bedeuten – und ein Duell, dass Armstrong und sein Team für sich entscheiden müssen.

Und dann wäre da noch die SEC, die zwar unter US-Präsident Biden mit Gary Gensler einen Krypto-affinen neuen Chef verpasst bekommen hat, gleichzeitig jedoch über die Macht verfügt, Coinbase und Co. nicht nur Steine, sondern unüberwindbare Berge in den Weg zu setzen. Und während Paypal einen Verlust des Kryptogeschäfts wohl wegstecken könnte, bedeutete ein Krypto-Handelsverbot, wie es von einigen gefordert wird, für Coinbase den totalen Verlust jeglicher Geschäftsgrundlage.

Brian Armstrong selbst muss sich darum freilich keine Sorgen machen. Im Zuge des Direct Public Offerings hat der einen großen Teil seiner Unternehmensanteile für insgesamt 291,8 Millionen US-Dollar verkauft.

Disclaimer

Dieser Artikel wurde geprüft und aktualisiert und wurde zuerst in der Mai-Ausgabe unseres monatlich erscheinenden Magazins Kryptokompass veröffentlicht. Für Informationen rundum ein Abonnement geht es hier entlang.

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