Es wird heiß: Heute ist es so weit. Kaum ein anderes Wertpapier wurde so sehnlichst erwartet wie das des jungen Unternehmens aus San Francisco. Nun wird Coinbase nach monatelangem Warten, endlich seinen Börsengang an der US-Tech-Börse NASDAQ (Handelskürzel: COIN) vollziehen. Damit tritt Coinbase in die ruhmreichen Hallen von Apple, Amazon, Google, Microsoft und Facebook ein.
Genau genommen handelt es sich bei dem Parkettdebüt jedoch um kein Initial Public Offering (IPO), sondern ein Direct Public Offering (DPO). Dabei unterscheiden sich beide Börsengänge in bestimmten Schlüsselbereichen voneinander. Ein Kernunterschied liegt beispielsweise in der Haltefrist für Altaktionäre. Während ein IPO eine Haltefrist von bis zu einem halben Jahr vorschreibt, gibt es bei einem DPO keine. Das bedeutet, dass der Aktienkurs kurz nach dem DPO wieder sinken könnte, wenn Aktionäre schnelle Gewinne realisieren möchten.
Ein genauer Ausgabepreis ist zwar noch nicht festgelegt, Coinbase gab jedoch Mitte März bekannt, dass der Durchschnittspreis seiner vorverkauften Aktien 343,58 US-Dollar betrug. Daraus ließe sich auch ein erster konkreter Unternehmenswert von etwa 68 Milliarden US-Dollar betragen. Experten schätzen diese Kennzahlen sogar noch höher. Demnach sei eine Bewertung von 100 Milliarden US-Dollar und mehr nicht auszuschließen. Auch der aktuelle Krypto-Bullrun dürfte dabei positive Auswirkungen auf die Schätzungen haben.
Die überaus positiven Geschäftszahlen des ersten Quartals 2021 unterstützen ebenfalls letztere Annahme. Mit einem Umsatz von 1,8 Milliarden US-Dollar und einem Nettogewinn zwischen 730 und 800 Millionen US-Dollar, konnte der Umsatz von Coinbase, im Vergleich zum vierten Quartal 2020, damit um ganze 208 Prozent wachsen, während sich der Nettogewinn gar vervierfachte.
Coinbase-Aktie: Pro und Contra
In seinem Freitagskommentar hat BTC-ECHO Chefredakteur Sven Wagenknecht ausführlich das Für und Wider der Aktie erläutert.
Auf der PRO-Seite seien dabei vor allem die Entwicklungen von Coinbase hin zum “Universal-Finanzinstitut” zu nennen. So entwickelt sich die Produktpalette stetig weiter und neue Angebote können für immer größere Umsätze sorgen. Zudem könne Coinbase durch die Listung auf der NASDAQ nun sehr stark von Mittelzuflüssen der ganz großen Fonds und Pensionskassen profitieren. Auch die Nutzerzahlen der Krypto-Börse wachsen. Als größter und bekanntester Krypto-Broker in den USA dürfte Coinbase also auch weiterhin enorm von dem Marktwachstum profitieren. Darüber hinaus ist Coinbase profitabel, das zeigen die letzten Quartalszahlen. Zu guter Letzt könnte der Service für institutionelle Investoren Coinbase zu einer Art “Krypto-Hausbank” der Großanleger machen.
Auf der Contra-Seite sieht Wagenknecht vor allem die Bewertung von Coinbase, die Taxierung sei euphorisch und das Enttäuschungspotenzial folglich entsprechend groß. Zudem schlafe die Konkurrenz nicht. Auch andere Krypto-Finanzdienstleister positionieren sich am Markt und setzen alles daran, Marktanteile zu gewinnen. Dadurch sei die Handelsplattform in Zukunft auch gezwungen, Gebühren zu senken, wodurch sich die Gewinnmarge verkleinern würde. Zudem sei die nach wie vor ungeklärte regulatorische Situation ein Problem für Coinbase. Die Kypto-Börse sei sehr vom Wohlwollen der Politik und der SEC abhängig. Schließlich seien dezentrale Finanzanwendungen ebenfalls eine Baustelle, der sich die zentrale Handelsplattform langfristig stellen müsse.
Ob sich ein Investment in die Aktie lohnt, wird wohl jeder Anleger für sich selbst entscheiden müssen. Coinbase hat mit seinem Börsengang auf jeden Fall das Potenzial eines der Parkettdebüts des Jahres hinzulegen. Die Finanzwelt schaut gebannt nach New York und wartet gespannt auf das Läuten der Börsenglocke.