Wie stehen die Chancen? China Comeback: So könnte die Rehabilitierung von Bitcoin ablaufen

Seitens der chinesischen Notenbank lassen sich erstaunlich offene Töne gegenüber Bitcoin vernehmen. Warum China nicht ewig Bitcoin kleinhalten kann, wie eine schrittweise Öffnung aussehen kann und welchen Einfluss das auf den Krypto-Markt haben könnte.

Sven Wagenknecht
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Beitragsbild: Shutterstock

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China hat ein schwieriges Verhältnis zu Bitcoin und der Krypto-Ökonomie. Noch vor dem Platzen der ICO-Blase im Jahr 2017 hat China den Handel und das Bezahlen mit Kryptowährungen verboten. Der Kontrollverlust war zu groß, sodass die Regierung die Reißleine zog. Nun, rund vier Jahre später, hat sich einiges getan im Krypto-Sektor. Inzwischen sind es große Banken und Börsen, die vor allem im Westen einen regulierten Krypto-Handel ermöglichen. Der Staat hat verstanden, dass Bitcoin nicht anonym ist. Ein Bitcoin, den eine zentrale Depotstelle verwahrt, ist genauso gut oder schlecht zu kontrollieren, wie ein traditioneller Aktienfonds.

Die kürzlich getroffene Aussage von der chinesischen Zentralbank, dass Bitcoin als “Investment-Alternative” gesehen werden kann, versprüht die vorsichtige Hoffnung einer Krypto-Öffnung. Zwar nicht einer Öffnung, wie sie sich Krypto-Enthusiasten vorstellen, aber eine Öffnung, die zukünftig eine eingeschränkte legale Partizipation an Bitcoin und Co. für die chinesische Bevölkerung ermöglichen könnte.

Man kann Bitcoin zwar verbieten, es klappt halt nur nicht so gut

Die Idee eines Bitcoin-Verbots ist aktueller denn je. So hat die Türkei das Bezahlen mit Bitcoin untersagt und Nigeria und Venezuela den Krypto-Handel. Diese und andere Staaten, die aktuell gegen Kryptowährungen vorgehen, einigt, dass ihre nationalen Währungen von einer massiven Inflation betroffen sind und im Außenwert stark abwerten. Folglich ist in diesen Ländern die Kapitalflucht besonders groß. Dass Staaten eingreifen, um eine noch schlimmere Abwertung zu verhindern, ist aus diesem Blickwinkel durchaus nachvollziehbar.

Die Wirksamkeit dieser Verbote ist allerdings anzuzweifeln. So ist es bekannt, dass immer wieder Umwege von der Bevölkerung gefunden werden, die Verbote zu umgehen. Auch müssen sich die Staaten bewusst sein, dass sie sich langfristig damit massiv schaden. Schließlich bauen viele der zukünftigen Geschäftsmodelle auf Kryptowährungen auf. Kryptowährungen zu verbieten ist ein klein wenig so, wie das Internet abzuschalten. Eine Aussage, die wohlgemerkt von der SEC-Kommissarin Hester Peirce stammt und nicht von einem anarchistischen Bitcoin-Maximalisten.

Dass bei einem Bitcoin-Verbot signifikante negative Konsequenzen drohen, ist also auch unter Staaten kein Geheimwissen mehr. Wenn selbst die mächtige amerikanische Wertpapieraufsicht SEC äußert, dass es “idiotisch” wäre, Bitcoin zu verbieten und man es auch nicht für realistisch halte, dann sollte sich jeder andere Staat sehr gut überlegen, ob er an einem Verbot festhalten möchte. Eine einschneidende Restriktion von Kryptowährungen, die über “normale” Regulierung hinausgeht, ist nur eine verzweifelte und kurzfristige Lösung, um andere Symptome zu kaschieren.

Chinas Weg zurück an den Krypto-Markt

Im Gegensatz zur Türkei oder Venezuela hat der chinesische Renminbi nicht mit einer Abwertung zu kämpfen, ganz im Gegenteil. Die Regierung ist eher mit dem Problem konfrontiert, dass die heimische Währung zu stark aufwertet und damit den Export verteuert. Viel mehr dürfte im überwachungsvernarrten China die Sorge über Kontrollverlust die Hauptmotivation für Krypto-Verbote sein. Dass Zahlungsströme nicht zentral erfasst werden können, gilt es um jeden Preis zu verhindern, siehe digitales Zentralbankgeld (CBDC). Entsprechend muss der Monopol-Status des sich in der Erprobung befindlichen E-Yuan gesichert werden. Kryptowährungen im Sinne einer Währung dürften daher auch so schnell in China keine Chance haben. Anders sieht es aber aus, wenn man, wie bei Bitcoin inzwischen üblich, nicht den Währungsaspekt, sondern den Asset-Aspekt hervorhebt. So heißt es von Li Bo, seines Zeichens stellvertretender Notenbankdirektor der chinesischen Zentralbank (PBOC):

Sie sind grundsätzlich keine Währung. Die Hauptrolle, die wir für Krypto-Assets in Zukunft sehen, ist die einer Investment-Alternative.

Li Bo, stellvertretender Notenbankdirektor

Dieser Satz sagt sehr viel über das Verständnis von Bitcoin aus und lässt die Spekulation zu, dass China Bitcoin als Vermögenswert erlauben könnte. Als frei konvertible Währung würde Bitcoin hingegen verboten bleiben. Soll bedeuten, dass der Besitz von Kryptowährungen via Private Key nach wie vor verboten bleibt, nicht aber der Erwerb von Bitcoin-Finanzprodukten oder Bitcoin, die zentral von einer regulierten Stelle verwahrt werden. Vergleichbar mit PayPal aus den USA könnte es so vorstellbar sein, dass beispielsweise Alipay oder Tencent eine staatliche Lizenz erhalten, den Krypto-Handel via Custodial Wallets anzubieten, bei gleichen KYC-Bedingungen wie bei einer Bankkontoeröffnung und ohne die Möglichkeit, die Kryptowährungen an eine nicht-verifizierte Wallet zu senden.

Keine Wirtschaftsmacht ohne Plattform-Ökonomie

In diesem Kontext ist es denkbar, dass China seine Bevölkerung an der Wertschöpfung des Krypto-Sektors beteiligen möchte. Ohne wirtschaftliche Freiheiten und diverse Anlageoptionen wird das chinesische Volksvermögen nicht in dem Maße wachsen können, wie es notwendig ist, um China als Wirtschaftsmacht Nr. 1 zu positionieren. Auch ist in dem Kontext ein eingeschränkter Zugang zu Blockchain-Plattformlösungen denkbar, bei denen man sich via Utility Token in Teilen dem Zahlungsaspekt annähert. Diese Blockchain-Plattformen dürften wiederum regional begrenzt und damit kontrollierbar sein. Über staatliche Nodes wie dem Blockchain Service Network (BSN) können sehr wohl dezentrale Strukturen geschaffen werden, die innovative dezentrale Plattformlösungen erlauben, ohne aber zu viel Kontrolle abgeben zu müssen.

Schließlich gibt es für nahezu jede große amerikanische Internet-Plattform ein chinesisches Pendant. Man denke hier nur an Amazon und Alibaba oder Google und Baidu. Es ist daher gut möglich, dass China seine eigenen Blockchain-Protokolle schaffen wird. Diese könnten dann sämtliche Dienstleistungen beziehungsweise Smart-Contract-Funktionalitäten der “freien” Blockchain-Lösungen versuchen abzubilden.

Vorsicht mit zu hohen Erwartungen

Sollte der chinesische Staat eine langsame Öffnung für den “Investment-Markt” der Kryptowährungen in Betracht ziehen, dann ist dies ein sehr positives Signal für die Kurse der Kryptowährungen. Durch das legale und regulierte Umfeld würde sehr viel freies Kapital der chinesischen Haushalte und Unternehmen zusätzlich in den Markt drängen. Angesichts der hohen Wachstumsraten dürfte dies die Kurse nicht nur nachhaltig stabilisieren, sondern auch weiter gen Norden treiben.

Für Euphorie ist es allerdings noch zu früh. Der chinesische Staat wird sich hüten, von heute auf morgen die Schleusen für den Krypto-Markt zu öffnen. Die vorsichtige Äußerung der PBOC ist dabei lediglich ein erster Schritt, auf den noch sehr viele Folgen müssen, bis wirklich etwas passiert.

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