Bitfury-Surround-CEO Stefan Schulz: „Im Gegensatz zu Apples iTunes ist bei uns die gesamte Musikindustrie an der Plattform beteiligt.“

Das niederländische Krypto-Unternehmen Bitfury kennt man als Hersteller von Mining-Hardware. Nun möchte das Unternehmen mit seiner eigenständigen Tochter Bitfury Surround mit Sitz in Berlin die Musikbranche erobern. Mit SurroundTM schafft Bitfury eine digitale Plattform für die Monetarisierung und gemeinsame Nutzung von geistigem Eigentum. Wie das ambitionierte Vorhaben gelingen soll, warum Künstliche Intelligenz eine entscheidende Rolle spielt und Utility Token nicht in Frage kommen, hat uns CEO Stefan Schulz im Interview erklärt.

Sven Wagenknecht
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Beitragsbild: Stefan Schulz

Stefan Schulz im Interview: Künstliche Intelligenz, Security Token und SurroundTM aus dem Hause Bitfury.

BTC-ECHO: Du hast selbst bei Universal gearbeitet und kennst die Musikindustrie. Was glaubst du, wie wird die Musikindustrie auf eine dezentrale Open-Source-Musikplattform reagieren?

Schulz: Das wird ein längerer Prozess. Denn wenn du Transformation anschiebst, hast du nicht nur Fans. Ich weiß aber, dass die Industrie offen für eine solche kollaborative und dezentrale Infrastruktur ist. Viele Marktteilnehmer warten sogar darauf, dass jemand dieses Thema auf Unternehmensebene anschiebt und somit Blockchain-Technologie in ihre internen Abläufe integrierbar macht.

BTC-ECHO: Welche Mittelsmänner sollen hierbei konkret umgangen werden?

Schulz: Die Mission, Mittelsmänner zu umgehen, gibt es definitiv nicht. Es geht vielmehr darum, Ineffizienz, Ungerechtigkeit sowie mangelnde Geschwindigkeit und fehlende Innovationskraft anzugehen. So wollen wir aus jedem Stakeholder das Beste hervorbringen – und keine Teilnehmer aus der Kette herausdrängen. Abgesehen davon, dass wir gar nicht in dieser Position sind, wäre es in unserem Vertical auch nicht sinnvoll. Denn die Musikindustrie ist zwar eine ziemlich fragmentierte, aber eben auch sehr kollaborative Industrie. Kaum ein Unternehmen in dieser Branche kann ein Produkt im Alleingang durchsteuern.

BTC-ECHO: Und wie werden die Künstler auf eurer Musikplattform vergütet?

Schulz: Grundsätzlich gibt es das Problem, dass der durchschnittliche Asset Value im Copyright-Bereich sinkt. Auf der anderen Seite nimmt die Nutzung der Inhalte zu. Das liegt vor allem am fortschreitenden Erfolg von Streaming sowie der Erschließung von Emerging Markets wie China und Indien.

Gleichzeitig ist die Musikindustrie aber eine Branche, die noch nicht mit der Plattform-Ökonomie mithalten kann. Deshalb liegt die Marktmacht weitestgehend in den Händen der Plattform-Ökonomie – und die nutzt die Möglichkeiten, die sie hat, natürlich aus. Deshalb ist das Wachstum hier zehnmal so groß, wie das der Musikindustrie insgesamt.

Das Problem ist aber vielschichtiger. Heute habe ich zum Beispiel nicht einmal die Möglichkeit, ein Copyright online rechtlich bindend zu registrieren. Allein die Registrierung kostet enorm viel Zeit und ist ineffizient. Ein zentraler Bestandteil unserer Infrastrukturlösung wird daher eine globale Plattform für die Copyright-Registrierung sein.

Aus dieser Transformation ergeben sich drei wesentliche Vergütungsebenen: Erstens ermöglichen wir eine Einzelwertbetrachtung, die den Musikmarkt in ihrem Wert als Ganzes optimiert. Zweitens verbessern wir die Prozesseffizienz – wodurch die Marge für jeden einzelnen Teilnehmer steigt. Und drittens wird jeder Teilnehmer der Musikwirtschaft an der Plattform beteiligt, das ist ein essentielles Asset der Blockchain-Welt.

BTC-ECHO: Wie sieht die Strategie aus, um schnell Künstler auf die Plattform zu bekommen?

Schulz: Wir sind weiter, als wir zu Beginn angenommen haben, Bereitschaft und Begeisterung sind größer als gedacht. Im Gegensatz zu Apple zum Start von iTunes setzen wir das System so auf, dass jeder, der teilnimmt, an entstehenden Transformationsgewinnen für die Branche partizipiert. Nicht nur an denen für sein eigenes Produkt. Das wird also ein kollaboratives Businessmodell, das sich über eine Industrie-umfassende Blockchain-Plattform gewährleisten lässt.

BTC-ECHO: Auch soll Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen. Nur ein Marketing-Buzzword oder steckt mehr dahinter?

Schulz: Bitfury investiert massiv in Künstliche Intelligenz. Vor allem bei Datenströmen kann das hilfreich sein. Wenn Daten aus der Musikindustrie auf der Plattform vorliegen, müssen diese natürlich auch angereichert werden – und das läuft über Künstliche Intelligenz (KI).

Blockchain und KI sind in Verbindung die Killer-Kombination: Mit der Blockchain sorgst du für eine saubere Datenintegrität und mittels KI kannst du noch den „Turbo“ einer Datenanalyse darüberlegen.

BTC-ECHO: Wie unzählige Projekte aus dem Krypto-Sektor gezeigt haben, ist es extrem schwierig, eine Token Economy aufzusetzen bzw. einen Token herauszugeben, der wirklich genutzt wird. Wie wollt ihr dieses Problem lösen, um nicht wie die meisten anderen ERC20-Projekte zu scheitern?

Schulz: Zum einen muss man feststellen, dass wir über ein Ökosystem sprechen, das auf realen Wirtschaftsgütern aufbaut. Das heißt, alles was wir machen, hat auch einen realen Gegenwert; das sind branchenweit etwa 50 Millionen US-Dollar pro Tag. Zurzeit wird dieser Wert allerdings noch in Landeswährungen wie dem US-Dollar oder dem Euro gemessen. Ich will aber nicht ausschließen, dass es in naher Zukunft auch einen Token gibt. Dann wird dieser Token definitiv auch ein Security Token sein – optimiert auf das Asset Copyright. Wir denken da auf keinen Fall an Utility Token. Genau wie man Immobilien mithilfe von Token besitzen kann, kann man auch die Copyright-Besitzverhältnisse eines Hits aus den 80ern tokenisieren. Das Copyright ist ein ganz normales Asset.

Zumal heutzutage sogenannte non-tangible Assets [immaterielle, nicht-physische Vermögenswerte, Anm. d. Red.] in Wertpapierportfolios der Fortune-500-Unternehmen eine viel größere Rolle spielen. Daher gibt es eine große Notwendigkeit, dass wir Copyright Assets gleichsetzen mit klassischen, materiellen Gütern.

BTC-ECHO: Was sind die nächsten Schritte?

Schulz: Aktuell arbeiten wir an der ersten Live-Version (V0). Das wird aber wie bei allen anderen Plattformen eher eine Basis-Version. Parallel wollen wir einen Testmarkt aufbauen. Das heißt, als Testumgebung fassen wir ein komplettes Land ins Auge, in dem wir unsere Plattform mit der Branche im Live-Betrieb ausprobieren können.

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