Klimadebatte War Bitcoin Mining 2021 wirklich umweltschonender als Banken, Gold und Co.?

Über den CO₂-Ausstoß von Bitcoin wird heftig gestritten, doch wie schneidet das Mining im Vergleich ab? Das sagen neue Studien zum Thema.

Giacomo Maihofer
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Beitragsbild: Shutterstock

Bitcoin gilt unter Laien als absoluter Klimakiller. Tausende von Spezialcomputern überall auf der Welt müssen jede Sekunde Rechnungen lösen, um das dezentrale System am Leben zu halten. Dieser als Mining bekannte Prozess beruht auf dem sogenannten Proof-of-Work-Algorithmus – und frisst mittlerweile so viel Strom wie kleine Nationen, beispielsweise Finnland oder die Schweiz. Die EU wollte BTC-Mining deshalb 2022 de facto gesetzlich verbieten, BTC-ECHO berichtete exklusiv. China ging den Schritt im letzten Jahr schon, was zu einem Massenexodus von BTC-Minern aus der Volksrepublik führte. Wie gerechtfertigt ist das Image als Klimasünder überhaupt?

Der europäische Vermögensverwalter Coinshares lenkt in einer Studie vom Januar 2022 den Blick auf einen anderen und viel wichtigeren Faktor: die tatsächlichen CO₂-Emissionen. Sie sagen über die reale Umweltbelastung weit mehr aus, als der reine Stromverbrauch. Und da kommt Bitcoin laut dem Report deutlich besser weg, als viele andere längst etablierte Branchen. Das globale Bankensystem, die Gold-Industrie, Datencenter, Flugverkehr und Schiffsfahrt – im Vergleich mit Bitcoin sind sie die deutlich größeren CO₂-Schleudern.

Coinshares hat nach eigenen Angaben umfassende Datensätze aus verschiedenen Quellen zu einem Modell zusammengelegt, dem bis heute vollständigsten Report. Ihr Ergebnis: 42 Millionen Tonnen soll der CO₂-Ausstoß jährlich betragen, ein Vielfaches weniger als vergleichbare Industrien. Es gibt auch andere Zahlen: Eine Studie von Forex schätzt den CO₂-Ausstoß auf 57 und Digiconomist kommt gar auf 65 Millionen Tonnen. Das ist immer noch sehr viel weniger als Banken, Gold und Co.

Das Problem mit den Zahlen

Zu welchen Ergebnissen man bei diesen Berechnungen kommt, hängt von den verfügbaren Datensätzen zum Mining ab. Wo wird geschürft, wie viel und aus welchem Energiequellen? Und da gibt es – auch im Coinshares-Report – immer noch große Lücken, die durch Schätzungen geschlossen werden. Deshalb die große Spannbreite. Auch ist es wichtig, zu beachten, welche Faktoren überhaupt in die Berechnung einbezogen werden. Während nämlich Coinshares mit seinem Modell einen Stromverbrauch von 89 Terawatt pro Jahr schätzt, spricht eine Studie aus Cambridge von 299 Terawatt pro Jahr. Zusätzlich muss man sagen: Die Investmentfirma verdient selbst am Verkauf von ETPs (Exchange Traded Products) für Bitcoin, ist also nicht unabhängig in dieser Angelegenheit.

Zentral für die Debatte, wie klimaschädlich das BTC-Mining wirklich ist, bleibt die Frage: Aus welchen Quellen kommt die Energie für das Netzwerk? Miner lassen sich oft in bestimmten Regionen nieder, bauen dort große Hardware-Farmen auf. Diese sind in ihrer CO₂-Bilanz ganz unterschiedlich einzustufen.

Eine Minerfarm für Bitcoin. Die Grafikkarten werden für die Berechnungen genutzt.
Eine Minerfarm für Bitcoin. Die Grafikkarten werden für die Berechnungen des Proof-of-Work-Algorithmus benutzt. Quelle: Shutterstock

Aus Kasachstan, den US-Bundesstaaten Montana und Kentucky sowie der kanadischen Provinz Alberta kommen beispielsweise 26 Prozent der gesamten Energie für das Netzwerk, sie sind aber für 43 Prozent der CO₂-Emissionen verantwortlich, so der Report. Diese Miner setzen vor allem auf Kohle, Gas und Öl. Andere Regionen wie Schweden und die kanadischen Provinzen Quebec, Manitoba und neuerdings auch Texas verursachen nur geringe Emissionen, bei vergleichsweisem hohen Nutzen für das Netzwerk. Der Trend ist laut Digiconomist leider negativ: Dort schätzt man, dass der Anteil an erneuerbaren Energien beim BTC-Mining im letzten Jahr gefallen ist, von insgesamt 43 auf 25 Prozent. Grund dafür ist das Verbot von Mining in China, dort schürfte man besonders viel und umweltfreundlich.

Mehr als 200 Unternehmen und Einzelpersonen aus der Branche haben sich im vergangenen Jahr für den Crypto Climate Accord zusammen getan. In dieser Klimavereinbarung verpflichten sie sich bis 2030 zu Netto-Null-Emissionen beim Krypto-Mining, vor allem durch den Wechsel hin zu erneuerbaren Energiequellen.

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