Schürfen mit Kernkraft Bitcoin-Mining mit Atomstrom? In den USA ist das bald Realität

In den USA steht die Inbetriebnahme des ersten vollständig mit Kernenergie betriebenen Rechenzentrums für Bitcoin-Mining kurz bevor.

Tim Reindl
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Atomkraftwerk

Beitragsbild: Shutterstock

| Der direkte Anschluss an ein Atomkraftwerk soll die Stromkosten der Bitcoin-Mining-Farm deutlich senken

In den USA soll noch im ersten Quartal dieses Jahres das Rechenzentrum “Cumulus Susquehanna” eröffnen, das unter anderem Bitcoin-Mining aus nuklear erzeugtem Strom betreiben wird und damit ein neues Kapitel in der Geschichte des Krypto-Schürfens einläutet. Die Anlage befindet sich in unmittelbarer Nähe zum örtlichen Atomkraftwerk im Nordosten von Pennsylvania und wird über einen Direktanschluss mit der nötigen Energie versorgt.

Geführt wird das Rechenzentrum vom Unternehmen Cumulus Data, einer Tochterfirma des Energieerzeugers Talen Energy. Unter dem Namen “Nautilus Cryptomine” schloss sich der Energiekonzern im August 2021 mit dem Bitcoin-Mining-Unternehmen TeraWulf zusammen. Ziel der Kooperation soll es sein, konkurrenzfähig und kohlenstofffrei Bitcoin zu schürfen. Das 1,2 Hektar große Areal, auf dem neben dem Mining auch Cloud-Computing betrieben wird, kann auf unmittelbarem Weg durch das 2,5 Gigawatt-Kernkraftwerk mit Strom beliefert werden. Durch das Wegfallen der Zwischenschaltung üblicher Stromübertragungs- und -verteilungsunternehmen, will das Projekt seinen Kunden einen Wettbewerbsvorteil durch niedrigere Strompreise in Aussicht stellen.

“Unser Vorzeige-Rechenzentrum Cumulus Susquehanna ist in der Lage, seine ersten Mieter zu empfangen und den kommerziellen Betrieb noch in diesem Jahr aufzunehmen”, sagte CEO Alejandro “Alex” Hernandez. “Wir freuen uns darauf, mit unserem ersten Rechenzentrums-Campus unsere Mission voranzutreiben, das Energie-‘Trilemma’ zu lösen” (die steigende Nachfrage nach Energie, die sowohl günstig, zuverlässig als auch CO₂-frei ist).

Bitcoin-Mining mit Atomstrom: Segen oder Fluch?

Das Bitcoin-Netzwerk benötigt Strom. Darüber, wie die Umweltfolgekosten der Blockchain so gering wie möglich gehalten werden können, werden in der Branche hitzige Debatten geführt. Eine langfristige Strategie besteht darin, überschüssigen Strom zu verwenden. Zum Beispiel nachts, wenn es zu einer Überproduktion kommt. Das natürlich am liebsten aus regenerativen Energiequellen. Einige Miner docken bereits an Windkraftanlagen an, um sauberen, überproduzierten Strom abzugreifen. Dass die Atomkraft sich als grüne Energie inszeniert, die kostengünstig Strom produziert, ohne die Atmosphäre mit CO₂ zu belasten, spaltet die Kryptowelt mindestens genauso wie die öffentlichen Diskurse. Die Kehrseite der Kernenergie ist hinlänglich bekannt: Atommüll, Sicherheitsbedenken und Emissionen anderer Art (zum Beispiel durch den Abbau und den Transport von Uran).

Die Studienlage darüber, wie viel Strom des Bitcoin-Netzwerks bereits durch regenerative Energie abgedeckt wird, ist ebenfalls nicht ganz eindeutig. Denn die Ergebnisse variieren. Der Bitcoin Mining Council, ein Interessensverband, dem an einem hohen Anteil grüner Energie gelegen ist, spricht von rund 60 Prozent. Laut einer Studie der Universität von New Mexico aus dem September 2022 sollen es hingegen nur 39 Prozent sein. Zwar verbraucht Bitcoin Strom in der Größenordnung ganzer Nationalstaaten. Im globalen Maßstab beläuft sich der Energieverbrauch laut einem Bericht des BMC aber lediglich auf 0,17 Prozent.

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