Meinungs-ECHO Bitcoin Jesus redet sich in Rage

Peter Brandt rupft ein Huhn mit Tether-Hodlern, während Roger Ver Dampf über Corona ablässt. Das Meinungs-ECHO.

Moritz Draht
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micophon an einem pult befestigt vor einem roten schleier

Beitragsbild: Shutterstock

Die Sache mit Tether

Als der Bitcoin-Kurs (BTC) vergangenen Donnerstag durch die Decke schoß und über Nacht auf über 9.300 US-Dollar kletterte, lief auch die Tether-Gelddruckmaschine auf Hochtouren. Wie Whale Alerts berichtete, wurden im gleichen Zeitraum Tether (USDT) im Gegenwert von mehr als 160 Millionen US-Dollar in nur zwei Transaktionen ausgegeben. Die ersten 60 Millionen US-Dollar wurden geprägt, als der Bitcoin-Kurs knapp die Marke von 8.000 US-Dollar durchbrach. Eine zweite Transaktion in Höhe von 100 Millionen USDT wurde kurz vor dem abrupten Durchmarsch von Bitcoin auf über 8.500 US-Dollar ausgegeben.

Gleichzeitig gab es erhebliche USDT-Bewegungen von Walen zwischen den Krypto-Börsen Binance und OKEx. Innerhalb von knapp 12 Stunden wurden 91 Millionen Token aus unbekannten Wallets an die beiden Börsen transferiert. Der Löwenanteil – 85 Millionen US-Dollar aus zwei Transaktionen – floss dabei an Binance.

Dieses Muster ist keineswegs ungewöhnlich. Anleger nutzen Tether gewöhnlich als Brückenwährung, um schnell auf die Dynamiken am Markt reagieren zu können und zum richtigen Zeitpunkt in Bitcoin ein- oder aus Bitcoin auszusteigen.

Peter Brandt wünscht Tether-Hodlern angenehme Träume

Daran dürfte auch Peter Brandt im Grunde nichts auszusetzen haben. Der Trader hat dennoch eine Rechnung mit dem Stable Coin – oder besser gesagt, mit allen, die Tether hodln – offen. In einem Tweet verglich Brandt den Tether mit der nigerianischen Währung Naira, dessen Inflation dort bei etwa 12 Prozent liegt. Brandts Argument gegen Tether scheint, wenn man den ironischen Unterton ausklammert, zu sein, dass der Stable Coin kein seriöses Asset ist, in das Anleger Geld parken sollten.

Dabei legte er sarkastisch nach und wünschte allen Tether-Hodlern eine gute Nacht:

Tether-Hodler – schlaft gut. Euer Vermögen wird über Nacht bei einem Flickenteppich von Börsen liegen, die keinen Regulierungsbehörden unterliegen und über deren Finanzkraft Sie nur wenig wissen.

Bitcoin Jesus in Rage

Der Bitcoin-Kurssprung hat scheinbar auch beim Vorsitzenden von Bitcoin.com, Roger Ver (auch bekannt als „Bitcoin Jesus“) die Synapsen durcheinander gewürfelt. In einer Rede auf der Virtual Blockchain Week forderte er ein sofortiges Ende des Lockdowns, da die Maßnahmen die Persönlichkeitsrechte aushebeln.

Demnach soll es jedem selbst überlassen sein, die vier Wände zu hüten. Alle, die sich über das Virus sorgen, können ja schließlich zuhause bleiben, der Rest frönt dem Freigang.

Mit dieser – interessanten – Meinung steht er nicht alleine da. Elon Musk ließ seinem Frust ebenfalls freien Lauf und nannte die geltenden Beschränkung, in völliger Missachtung überlasteter Gesundheitssysteme in vielen Teilen der Welt, als faschistisch.

Im Kern spricht er vielleicht einigen aus der Seele, die seit Wochen nicht nur in ihrer persönlichen Freiheit beschränkt, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht existenziell bedroht sind. Aber auf der Blockchain Week zu behaupten, dass

die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser weltweiten Abschaltung der Wirtschaft dazu führen werden, dass weit mehr Menschen sterben werden als am Coronavirus selbst,

entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage und zeigt, dass Krypto-Experten nicht unbedingt auf anderen Sachgebieten glänzen.

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