Wer in den vier zurückliegenden Wochen die Augen vor dem Marktgeschehen verschlossen hat und nun verträumt aus dem Winterschlaf erwacht, könnte meinen, dass der Krypto-Markt seine gewöhnliche Volatilität zeigt. Nahezu alle Kryptowährungen drehen unter der Marktdominanz von Bitcoin wieder ins Plus und auch die derzeitige Gesamtmarktkapitalisierung lässt zunächst nicht darauf schließen, dass der Krypto-Markt einen seiner schwärzesten Monate hinter sich gelassen hat. Der Schock des Corona-Crashs sitzt aber noch tief und weckt das Misstrauen über die derzeitigen Kursentwicklungen. Zumal sich die Effekte der Weltwirtschaftskrise noch erst zeitverzögert auf die Märkte auswirken werden. Das momentane Aufbäumen des Krypto-Markts könnte demnach nur Ausdruck einer Bärenrallye sein, nach der die Finanzmärkte abermals und mit voller Wucht zusammenbrechen könnten.
Von den möglichen Szenarien am Markt unbeirrt, legt der Bitcoin-Kurs aber weiter zu und ist in den letzten 24 Stunden um knapp 1,8 Prozent im Wert gestiegen. Aktuell notiert die Krypto-Leitwährung bei 7.358 US-Dollar und liegt im Wochenvergleich mit 14,5 Prozent deutlich im Plus.
Auch die Altcoins zieht es wieder nach oben. Der Ether-Kurs (ETH) hat 2,4 Prozent im Tagesvergleich zulegen können und liegt aktuell bei 172,42 US-Dollar. Die zweitgrößte Kryptowährung nach Marktkapitalisierung konnte somit in einer Woche um 29,7 Prozent steigen. Der Ripple-Coin XRP zieht ebenfalls deutlich an und konnte in den letzten 24 Stunden um 2,5 Prozent zulegen. Immerhin: Im Wochenvergleich legt der XRP-Kurs um 14,6 Prozent zu. Und auch IOTA (MIOTA) verzeichnet ein Plus von 1,8 Prozent im Tagesvergleich und konnte somit binnen einer Woche um 18,1 Prozent steigen.
B2C2: Starker Anstieg der Spreads im Krisen-März
Der zurückliegende März stand ganz im Zeichen des Corona-Crashs. Nachdem der Bitcoin-Kurs Mitte Februar noch sein Hoch bei über 10.400 US-Dollar ausbilden konnte, knickte der Kurs bereits zu Beginn des Monats auf knapp 8.500 US-Dollar ein und steuerte geradewegs seinem Tiefstwert entgegen, den die größte Kryptowährung nach Marktkapitalisierung am 13. März bei knapp 5.000 US-Dollar erreichte. Der drastische Rückgang war das Symptom einer gewaltigen Abverkaufswelle, unter dessen Druck sowohl die traditionellen Märkte, als auch der Krypto-Markt kurzerhand kollabiert sind.
Die hohe Volatililtät des Markts hat sich in der Schwankungsbreite der Kauf- und Verkaufspreise von Krypto-Assets wiedergespiegelt. Einem aktuellen Bericht von B2C2 nach haben sich die Spreads im außerbörslichen OTC-Handel im Monat März massiv ausgedehnt. Spreads bezeichnen die Geld Brief Spanne, also der Abstand zwischen dem Kurs, den ein Anleger gewillt ist zu zahlen (Geldkurs) und dem Kurs, zu dem Investoren das Asset veräußern (Briefkurs):
Am Donnerstag, dem 12. März, und Freitag, dem 13. März, kam es zu heftigen Bewegungen bei den Krypto-Preisen, mit einem 50-prozentigen Bitcoin-Abzug über den Zeitraum von 2 Tagen, dem größten seit 2013. Die Spreads zwischen Angebot und Nachfrage weiteten sich aus, da die Unsicherheit bezüglich der Preise zunahm und die Liquiditätsanbieter sich von den Märkten zurückzogen,
heißt es in dem Bericht. Am besagten 12. März stieg die Geld-Brief-Spanne an den untersuchten Referenzbörsen auf 200 Basispunkte.
Eine der Bitcoin-Börsen wies dabei sogar Spreads von über 500 Basispunkten auf:
Anders ausgedrückt, das ist ein Unterschied von 5 Prozent zwischen dem Kurs, zu dem ein Anleger an dieser Börse kaufen konnte, und dem Kurs, zu dem ein Anleger verkaufen konnte. Am Freitag durchbrach die Spanne zwischen Angebot und Nachfrage an einer der Börsen die Grenze von 10 Prozent.
Die Untersuchungen von B2C2 geben einen interessanten Einblick in die Dynamiken am Krypto-Markt während hochvolatiler Phasen und panischen Verkauswellen. Einzig Börsen und Handelsplattformen konnten dadurch profitieren, da sie die Spreads einbeziehen.
Bitcoin-Kurs: Technische Analyse
Die technische Analyse zum Bitcoin-Kurs von Chief Analyst Dr. Philipp Giese.
Und weiter geht es im Aufwärtstrend, den der Bitcoin-Kurs seit Mitte März verfolgt. Aktuell scheint zwar der gleitende Mittelwert der letzten 50 Tage ein Widerstand zu sein, der Bitcoin von höheren Kursen trennt. Schauen wir auf die Indikatoren, gibt es Grund zu Hoffnung, dass auch dieser Widerstand fällt: MACD und RSI steigen und auch das Aroon-Up-Signal ist hoch. Wir kommen deshalb auf eine bullishe Einschätzung und halten an der gestrigen Handelsempfehlung fest:
- Long Position: Wer noch nicht in einer Long Position ist kann den Entry bei 7488,38 US-Dollar nutzen. Targets wären dann bei 7.988,78 US-Dollar und 9.153,79 US-Dollar und der Stop Loss bei 7.212,23 US-Dollar.
- Short Position: Entry bei Fall unter 6.737,36 US-Dollar, Target bei 5.856,00 US-Dollar, Stop Loss bei 7.212,23 US-Dollar.
Tages- und Stundenchart auf Basis des Wertepaares BTC/USD auf der Börse Bitstamp erstellt.
Im Stundenchart sieht es danach aus, als liegt die Konsolidierung, über die wir gestern sprachen, hinter uns. Zwar fiel der Kurs temporär auf das Einstiegslevel für die Short Position zurück, konnte jedoch daran abprallen. Der Kurs kennt jetzt auch im Stundenchart nur eine Richtung: aufwärts. Ein Blick auf die Indikatoren führt zu einer bullishen Einschätzung .Die Handelsempfehlungen sind dieselben wie gestern:
- Long Position: Entry bei 7.455,77US-Dollar, Targets bei 7.636,00 US-Dollar und 8.154,40 US-Dollar, Stop Loss bei 7.338,13 US-Dollar.
- Short Position: Entry bei Fall unter 7.087,46 US-Dollar, Target bei 6.773,37 US-Dollar, Stop Loss bei 7.212,23 US-Dollar.
Die auf dieser Seite dargestellten Kursschätzungen stellen keine Kauf- beziehungsweise Verkaufsempfehlungen dar. Sie sind lediglich eine Einschätzung des Analysten.
Charts am 08.04.2020 mithilfe von TradingView erstellt.
USD/EUR-Kurs zum Redaktionsschluss: 0,92 Euro.