Bitcoin: Dieses Tool soll die On-Chain-Analyse revolutionieren

Wie viele Bitcoins sind verloren, wie lange werden sie gehalten? Mit einem verbesserten Framework will Glassnode die On-Chain-Analyse neu erfinden. Das Auslesen von On-Chain-Daten ist seit jeher das schärfste Schwert der Bitcoin-Analyse. Die Blockchain ist öffentlich einsehbar. Jeder kann nachsehen, wie viel Geld in einer Wallet liegt. Und wohin es wandert. Eigentlich ein Traum für die Analyse. Ein Problem jedoch: Niemand kann mit Sicherheit sagen, ob die Coins in einer Wallet nicht schon verloren sind. Private Key verloren oder Langzeit-Hodler? Für Analysten eine wichtige Information. "Cointime Economics" ein neues Toolkit, das gemeinsam von Glassnode und Ark Invest entwickelt wurde, verspricht die On-Chain-Analyse diesbezüglich neu aufzurollen. Und führt dafür eine neue Zeitmessung ein. Wie funktioniert das Tool? BTC-ECHO hat einen Blick hinter die Kulissen geworfen. Cointime Economics: Bitcoin-Zirkulation neu gedacht? 18 Monate feilten die Unternehmen an ihrem neuen Framework. Es umfasst Wirtschaftsmetriken, Korrekturfaktoren und Bewertungsmodelle, abgeleitet aus Rohdaten der Bitcoin-Blockchain. Und zwar aus der Perspektive der "Investor-Holding-Time", also der Zeit, die vergeht, bis Coins wieder in Bewegung geraten. Den Grundstein für den Ansatz von Cointime Economics legte der Analyst Tamás Blummer. Bereits 2018 entwickelt er zwei bedeutende Metriken. Die "Liveliness" und den "Hodled or Lost Supply". Liveliness und Hodled or Lost Supply Die Liveliness setzt die On-Chain-Aktivität ins Verhältnis zur gesamten Lebensspanne (zeitlich) des Netzwerks. Die Idee dahinter: Jeder im Umlauf befindliche Coin erzeugt einen "Coinday" am Tag. Gleichzeitig werden einige dieser Coins ausgegeben (bewegt). Damit wird die Lebensspanne dieses Coins auf null gesetzt. Wird ein Coin zum Beispiel fünf Tage lang gehalten und dann transferiert, wurden fünf "Coindays" zerstört. Liveliness und BTC-Kurs (USD) Die Liveliness setzt die erzeugten Coindays (aller Bitcoin) mit den vernichteten Coindays ins Verhältnis. Sie ist daher eine Kennzahl, um die Aktivität im Netzwerk darzustellen und die gesamte Lebensspanne aller im Umlauf befindlichen Coins dabei zu berücksichtigen. Mehr dazu in diesem Video. Hodled or Lost Supply Der Hodled or Lost Supply trifft eine Aussage darüber, wie viele Bitcoin verloren oder längere Zeit gehalten werden und fasst damit die Bestände zusammen, die nicht zirkulieren. Werden zum Beispiel sehr alte und/oder große Bestände bewegt, schlägt sich das im Chart nieder. Er wird berechnet, indem die Liveliness von 1 subtrahiert und das Ergebnis mit dem zirkulierenden Angebot multipliziert wird. Wer es ganz genau wissen will, wird hier fündig. Coinblocks: Next Level On-Chain-Analyse? Cointime Econmics baut auf diesen Überlegungen auf. Es dient dazu, Aussagen über den Einfluss von verlorenen oder gehaltenen Coins zu treffen, ohne dabei zu wissen, welche Coins exakt betroffen sind. "Wir können dieses Modell verwenden, um tatsächlich eine geschätzte Anzahl verlorener Münzen zu ermitteln", erklärt Glassnode. Die große Neuheit sind die sogenannten Coinblocks. Dabei handelt es sich um eine neue Berechnung der Zeiteinheiten des Bitcoin-Ökosystems. Alle Metriken und Modelle von Cointime Economics bauen darauf auf. Cointime Economics Ähnlich wie bei der Liveliness gibt es drei Kategorien. Erschaffene, zerstörte (bei Coin-Bewegung) und gehaltene Coins. Der große Unterschied: die Coinblocks lösen die Coindays ab. "Bitcoin-Blöcke werden aufgrund der probabilistischen Natur des Minings und Änderungen in der Netzwerk-Hashleistung nicht mit einem exakten Blockintervall von 10 Minuten geschürft", erklärt Glassnode. Daher sei der traditionelle Ansatz zur Messung der Anlegerhaltezeit über vernichtete Coindays uneinheitlich. Daraus folgt: Coindays sind einzigartig und daher nicht übertragbar. Ein Problem für die Analyse und Vergleichbarkeit. Eine neue Zeitrechnung Coinblocks sind eine neue Messung der Netzwerkzeit. Coinblocks sind einheitlich und daher austauschbar, was sie für die Analyse besser eignet und es ermöglicht optimierte Modelle darauf aufzubauen. Doch was ist ein Coinblock und wie berechnet er sich? Relativ einfach. Ein Coinblock ist das Produkt aus dem Coin-Volumen einer Adresse (genauer einer UTXO) und der Anzahl der bestätigten Blöcke (Confirmations), die dieser nicht bewegt wurde. Glassnode gibt ein Rechenbeispiel: Eine UTXO mit 2,1 BTC (Münzvolumen) und 400 Bestätigungen (Lebensdauer) hat eine Münzzeit von 2,1 * 400 = 840 Coinblocks, angesammelt. Weiter Vorteile durch das neue Zeitmaß laut den Entwicklern: Die herkömmliche On-Chain-Analyse erfordert ein hohes Maß an Datentechnik, um das wirtschaftliche Verhalten auf UTXO-Ebene zu verfolgen. Coinblocks erfordert keine Verfolgung bestimmter UTXOs. Da Coinblocks einheitlich und fungibel sind, bedeute dies auch, dass es keine Diskrepanzen zwischen On-Chain-Datenanbietern gibt, was eine einfache Gegenprüfung und Validierung der Ergebnisse ermöglicht. Das Ganze noch einmal auf den Punkt gebracht: Weil die Bitcoin-Blockchain nicht immer exakt alle 10 Minuten einen Block erstellt, sind Blockdays ungenau und nicht austauschbar. Coinblocks hingegen sind fungibel und ermöglichen dadurch eine bessere Vergleichbarkeit und bereiten den Weg für eine Reihe optimierter Analysemetriken. Ark Invest und Glassnode haben unter dem Titel "Cointime Economics" eine Reihe dieser Metriken entwickelt.

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