Hash Wars 2.0 Bitcoin Cash (BCHA) kämpft ums Überleben

Es ist nicht gut bestellt um das jüngste Mitglied der Bitcoin-Fork-Familie. Bitcoin Cash ABC (BCHA) leidet unter einer mageren Hash Rate – ein Angriff wäre bereits zum Schnäppchenpreis möglich.

Christopher Klee
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Hand die eine Gabel hält, im Hintergrund Bitcoin-Münzen, darunter der Schriftzug Bitcoin Cash

Beitragsbild: Shutterstock

Die Bitcoin Cash Miner hatten am 15. November ein klares Votum abgegeben: Mit ihrer Hash Rate stimmten sie darüber ab, ob sie einen Teil ihrer Mining-Einnahmen in ein Programm fließen lassen, dass sich der Weiterentwicklung und der Wartung des Bitcoin-Cash-Netzwerks widmet. Der Infrastructure Funding Plan (IFP) war ein Vorstoß von Bitcoin ABC, dem Entwicklerteam hinter der gleichnamigen Node-Software, die einst auf einer Mehrzahl der Bitcoin-Cash-Netzwerkknoten lief – bis zu jenem verhängnisvollem Tag Mitte November, an dem die sich die Bitcoin Cash Blockchain erneut in zwei konkurrierende Netzwerke gesplittet hat: BCHN und Bitcoin ABC. Zuletzt war das bei der Abspaltung von Bitcoin Satoshi Vision (BSV) am 15. November 2018 geschehen.

Trotz des Widerstandes von weiten Teilen der Bitcoin-Cash-Community hat Bitcoin ABC an dem IFP festgehalten und den Chain Split in Kauf genommen. Bislang macht Bitcoin ABC keine Anstalten, aufzugeben – obwohl die Verteilung der Hash Rate ein klares Bild zeichnet.

Mit 0,087 EH/s (Exahashes pro Sekunde) beträgt die Hash Rate von Bitcoin ABC lediglich ein Siebzehntel der Rechenleistung, die beim „originalen“ BCH zum Einsatz kommt.

Risiko-Faktor Hash Rate

Für die jüngste BCH-Fork bedeutet das, dass das Netzwerk auf extrem wackeligen Beinen steht. Denn je niedriger die Hash Rate, desto leichter ist es für potenzielle Angreifer, die Blockchain zu manipulieren. Anders gesagt: Je geringer die Hash Rate, desto realistischer ist das Szenario einer 51-Prozent-Attacke. Bei diesem Angriffsvektor stellt ein böswilliger Akteur die Mehrheit der Hash Rate in einem Proof-of-Work-basierten Netzwerk und kann somit über den Zustand der Blockchain und damit defacto über die Vermögen der einzelnen Adressen frei verfügen. Gerade für kleinere Krypto-Netzwerke müssen Aggressoren dazu häufig nicht einmal selbst über die entsprechende Mining Hardware verfügen, sondern können die Hash Rate bei Cloud-Mining-Anbietern mieten.

BCH: 51-Prozent-Attacke zum Schnäppchenpreis

Laut der Website Crypto51.App würde ein Angriff auf Bitcoin Cash (dass das Portal fälschlicherweise als BitcoinCashABC aufführt) derzeit lediglich 9.859 US-Dollar pro Stunde kosten. Die Preise werden dabei auf Grundlage des Cloud-Mining-Anbieters NiceHash berechnet:

NameSymbolMarktkapitalisierungMining-AlgorithmusHash RateKosten 51-%-Attacke/hNiceHash-bar
BitcoinBTC358,45 Milliarden US-DollarSHA-256125,129 PH/s784,248 US-Dollar0%
EthereumETH68,42 Milliarden US-DollarEthash269 TH/s429,803 US-Dollar3%
BitcoinCashABCBCH6,43 Milliarden US-DollarSHA-2561,573 PH/s9,859 US-Dollar27%
LitecoinLTC5,86 Milliarden US-DollarScrypt211 TH/s29,766 US-Dollar6%
BitcoinSVBSV3,82 Milliarden US-DollarSHA-2561,191 PH/s7,462 US-Dollar35%
DashDASH1,12 Milliarden US-DollarX117 PH/s3,299 US-Dollar2%
EthereumClassicETC0,90 Milliarden US-DollarEthash4 TH/s7,141 US-Dollar184%
Kosten einer 51-Prozent-Attacke für verschiedene Kryptowährungen. Quelle: Crypto51

Den gutwilligen Netzwerkteilnehmern bleibt im Falle einer 51-Prozent-Attacke häufig nur die Möglichkeit einer weiteren Fork oder einer Chain-Reorganisation, bei der die böswillig erstellten Blöcke für ungültig erklärt werden. Freilich liegt es letztlich an den Netzwerkteilnehmern, für welche Blockchain sie sich entscheiden – auch eine Chain, die Blöcke von Angriffen enthält, kann weiterleben. Das bekannteste Beispiel hierfür liefert Ethereum Classic (ETC), das nach einem verheerenden Angriff auf Ethereum (den DAO Hack) entstanden ist. Allerdings erlitt ETC in diesem Jahr bereits mehrere 51-Prozent-Angriffe. Laut Crypto51 ist ein solcher derzeit nicht nur bereits für 7.141 US-Dollar pro Stunde möglich, sondern mit den Kapazitäten von NiceHash auch ohne weiteres zu bewerkstelligen.

Bitcoin: Oft kopiert, nie erreicht

Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass der originale Bitcoin in Sachen Hash Rate in einer ganz anderen Liga, wenn nicht auf einem anderen Planeten spielt.

Die Hash Rates von BTC (blau), BSV (gelb) und BCH (rot) im Vergleich

Das macht Bitcoin zu einem ungleich besseren Wertspeicher als seine Epigonen, auch wenn letztere BTC sowohl durch niedrigere Transaktionsgebühren als auch hinsichtlich der Skalierbarkeit teilweise überlegen sind. Doch was nützen mehr Transaktionen pro Sekunde, wenn sich das Netzwerk der ständigen Gefahr einer 51-Prozent-Attacke ausgesetzt sieht? Wenn Bitcoin Cash, Satoshi Vision und der Neuzugang BCHA auch in Zukunft noch eine Rolle spielen wollen, müssen sie zwangsläufig um die Hash Rate der BTC-Miner buhlen.

Da bei allen Forks der gleiche Mining-Algorithmus wie beim Original eingesetzt wird, ist dieses Szenario zwar nicht auszuschließen. Letztlich arbeiten die Miner für das Netzwerk, in dem sie am meisten verdienen. Die Geschichte hat jedoch gezeigt, dass es bei praktisch jeder Fork zum Hash-Rate-Schwund kommt. Wenn sich die Geschichte auch nur ansatzweise reimt, hat der Chain Split bei Bitcoin Cash dahingehend unter keinem guten Stern stattgefunden.

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