US-amerikanische Banken dürfen künftig Netzwerkknoten, sogenannte Nodes, in Zahlungsnetzwerken betreiben. Dafür haben sie am 4. Januar von der zuständigen Behörde, dem Office of the Comptroller of the Currency (OCC), grünes Licht erhalten. Damit einher geht die Erlaubnis, Bankdienstleistungen mit Stablecoins anzubieten. Dabei handelt es sich um Digitale Währungen, die – beispielsweise durch eine 1:1 Deckung durch Dollar-Rücklagen – einen möglichst stabilen Wechselkurs gewährleisten. Die US-Großbank JPMorgan experimentiert intern bereits seit längerem mit einem eigenen Stablecoin für den Interbanken-Handel. Der OCC-Brief verwendet für dezentral verwaltete Zahlungsnetzwerke den Begriff „Independent Node Verification Network“ (INVN). Wörtlich heißt es in dem Schreiben an die US-Geldhäuser:
Nationale Banken und Bundessparkassen (gemeinsam als „Banken“ bezeichnet) können neue Technologien, einschließlich INVNs und damit verbundene Stablecoins, verwenden, um bankenzugelassene Funktionen durchzuführen, wie z.B. Zahlungsaktivitäten.
Bitcoin bei der Bank kaufen – keine Zukunfstmusik mehr
Das OCC legt damit die Grundlage für eine weitere Verzahnung von Krypto- und traditioneller Finanzwirtschaft in den USA. Die Erlaubnis, Netzwerkknoten zu betreiben und Stablecoins zu verwalten, könnte die Verbreitung von klassischen Krypto-Assets wie Bitcoin und Ether weiter befördern, denn:
INVNs können mehrere verschiedene Kryptowährungen übertragen, einschließlich, aber nicht beschränkt auf Stablecoins. Stablecoins dienen als Mittel zur Abbildung von Fiat-Währung auf einem INVN. Auf diese Weise bietet der Stablecoin ein Mittel für Fiat-Währung, um Zugang zu den Zahlungsschienen eines INVN zu erhalten.
Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Banken künftig auch eine Anlaufstelle für den Kauf und Verkauf von Bitcoin und Co. werden könnten. Die Weichen hat dafür hat das OCC bereits im September 2020 gestellt, als sie Banken die Verwahrung von Stablecoins erlaubt hat. Der Weg von der Bank zum Kryptoverwahrer war damit geebnet – auch wenn sich die Erlaubnis seinerzeit noch explizit auf Stablecoins beschränkt hat, die 1:1 mit einer einzigen Fiat-Währung gedeckt sind. Der jüngste Brief des OCC scheint den Banken hier einen größeren Spielraum zu gewähren.
OCC-Chef Brooks hat Blockchain-Erfahrung
Der aktuelle Chef der Behörde, Brian P. Brooks, hat damit bereits zum zweiten Mal ein starkes Signal an die Blockchain-Industrie gesendet. Der im Mai 2020 von der Trump-Regierung ins Amt berufene Banker, Anwalt und Unternehmer hat bereits Erfahrungen im Blockchain-Sektor gesammelt. Brooks war von 2018 bis 2020 der Chief Legal Officer bei der US-amerikanischen Bitcoin-Börse Coinbase. Gleichzeitig saß Brooks im Beirat von Spring Labs, einem Blockchain-Start-up für Finanzdienstleistungen. Es ist durchaus denkbar, dass Brooks in seinen verbleibenden Amtszeit von viereinhalb Jahren noch das ein oder andere Schmankerl für die US-amerikanische Tokenökonomie bereit hält.