Zieht Binance sich vom US-Markt zurück? Darum kann die CFTC-Klage gegen die Krypto-Börse so gefährlich werden

Die US-Finanzaufsicht CFTC (Commodity Futures Trading Commission) verklagt Binance – und legt brisantes Beweismaterial vor. Das sagen Anwälte zum Fall.

Giacomo Maihofer
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Binance

Beitragsbild: Shutterstock

| Die größte Krypt-Börse der Welt steht unter Druck.

Diese Woche kam er, der Paukenschlag, auf den viele seit Monaten warten: Die US-Finanzaufsicht CFTC klagt gegen Binance – und legt brisantes Beweismaterial vor. Die größte Krypto-Börse der Welt soll US-Gesetze aktiv missachtet und Terroristen wissentlich unterstützt haben. Auch bei russischer Geldwäsche habe man weggeschaut. Dazu kommt der Vorwurf der Marktmanipulation. Binance dementiert alles. Doch von der CFTC veröffentlichte interne Chatverläufe sprechen eine andere Sprache. Und zwar deutlich. Geht es dem umstrittenen Krypto-Börsenimperium in den USA nun an den Kragen?

Die Liste an mutmaßlichen Gesetzesverstößen, die mit der 78-seitigen Anklageschrift ans Licht kommen, ist umfangreich und schockierend: Sie legt interne Chatverläufe zwischen Binance-CEO Changpeng Zhao, Mitarbeitern und dem ehemaligen Chief Compliance Officer Samuel Lim offen.

Düstere Einblicke in das Binance-Imperium

Einige Beispiele: Ein Mitarbeiter informiert Lim über fünf Millionen US-Dollar an Transaktionen aus “kriminellen Quellen” und fragt, ob man den Kunden von der Plattform nehmen soll. Der Chief Compliance Officer antwortet: “Ich kann ihn darauf hinweisen, dass er mit seinem Geldfluss vorsichtig sein soll, vor allem aus dem Darknet wie Hydra. Er kann mit einem neuen Konto zurückkommen, aber das aktuelle muss verschwinden, es ist verdorben.”

An anderer Stelle spricht man offen über Transaktionen, die von der radikal-islamischen Terrororganisation Hamas kommen. Illegale Aktivitäten von russischen Kunden werden beantwortet mit: “Komm schon. Sie sind wegen Verbrechen hier.” Die Antwort eines Angestellten: “Wir sehen das Böse, aber schließen beide Augen.” US-Kunden, die eigentlich gar nicht auf Binance handeln dürfen, berät man bei der Verschleierung ihrer Identität. So geht es weiter, bis hin zu Indizien der Marktmanipulation. “Das wichtigste Asset von Finanzunternehmen ist die Reputation gegenüber Kunden und Aufsicht”, sagt Peter Großkopf, CEO von Unstoppable Finance. “Diese Reputation ist nun angekratzt, wenn nicht für immer zerstört”.

So beurteilen Anwälte den Binance-Fall

“Zumindest weite Teile der Klage sind anscheinend gut begründet, mit etlichen Beweismitteln und Kommunikation bis hin zur Firmenleitung. Der Vorwurf ist schwerwiegend”, meint US-Anwalt Philipp Behrendt. Eine außergerichtliche Einigung dürfte für den Beklagten nur unter hohen Kosten zu erreichen sein – und zwar nicht nur monetär, sondern existenziell: “Die CFTC scheint nur gewillt zu sein, sich zu einigen, wenn Binance zumindest sein gesamtes US-Geschäft einstellt, Gewinne aus dem US-Geschäft zurückzahlt und eine Geldstrafe akzeptiert.”

“Die Vorwürfe sind unbestreitbar groß”, meint auch Anwalt Phil Hamacher, u.a. spezialisiert auf Krypto. “Insbesondere, dass sich Binance sehenden Auges nicht der Terrorismusfinanzierung verstellt haben soll. Dem wird nachzugehen sein.” Die Klage fuße nicht alleine auf den Chatverläufen. “Sie sind ein Puzzleteil von vielen. Allen wird nachzugehen sein.”

Die Anwälte sind sich einig: Noch entscheidender als dieser Fall wird sein, was das Department of Justice als Nächstes tut. Laut Reuters ermittelt es schon seit 2018 gegen Binance. Eine Klage steht noch aus. Sie könnte noch viel gravierendere Folgen haben. Laut Reuters-Insidern soll es um Geldwäsche und die Umgehung von Sanktionen gehen. Auch andere Behörden könnten mit Klagen nachziehen. Die SEC steht mit Binance schon seit 2022 vor Gericht wegen “illegaler Wertpapierausgabe.”

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