Wash Trading in großem Stil auf Binance? So soll Changpeng Zhao die Krypto-Kurse manipuliert haben

Fake-Handelsvolumen, gepumpte Preise: Binance soll über Jahre Wash Trading begangen haben. Warum das den ganzen Kryptomarkt gefährdet.

Giacomo Maihofer
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Binance

Beitragsbild: Picture Alliance

| Changpeng Zhao in Paris, 2022

Der Vorwurf wiegt schwer: Binance-Chef Changpeng “CZ” Zhao soll mit einem eigenen Marketmaker die Kurse auf seiner Kryptobörse manipuliert haben. Das behauptet die SEC in ihrer Anklageschrift gegen Binance (ab S. 65). Das Phänomen heißt Wash Trading. Und es kann das Vertrauen in den gesamten Markt erschüttern.

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Nach außen hin brüstet sich Binance mit den besten Sicherheitsmaßnahmen gegen ebensolche Verbrechen. On-Chain-Analysetools, KI-Technologie und Human Intelligence: Binance sei vor Manipulationen sicher. Hinter den Kulissen sieht es wohl anders aus. “Offenbar haben wir nichts, um Wash Trading zu verhindern?”, schreibt im Januar 2021 ein Binance-Mitarbeiter an seine Chefin, Catherine Coley. Sie leitet BAM-Trading, den Betreiber von Binance.US: “Ich habe es gerade selbst getestet, habe eine Order in mein eigenes Angebot verkauft.”

Noch schwerwiegender: Sigma Chain, ein von CZ persönlich kontrollierter Marketmaker, soll laut SEC selbst Wash Trading im großen Stil betrieben haben. Allein im ersten Halbjahr von 2022 handelte Sigma Chain 48 der 51 neuen gelisteten Assets. Beim Listing von COTI am 6. April 2022 war man für fast 35 Prozent des Volumens verantwortlich. In einem anderen Fall waren es “99 Prozent des Handelsvolumens der ersten Stunde.” Am Tagesende lag der Wert bei 70 Prozent. Von einem Account von Sigma Chain kaufte CZ sich angeblich eine Yacht für elf Millionen US-Dollar.

Warum Wash Trading so gefährlich ist

“Anschuldigungen wegen Wash Trading gegen jede Organisation oder Person sind besorgniserregend”, erklärt die US-Anwältin Joshua Klayman gegenüber BTC-ECHO. “Denn sie berühren den Kern so vieler Dinge: Wenn man dem Handelsvolumen oder der Nachfrage nach einem Vermögenswert nicht trauen kann, wirft das Fragen zur Preisfindung, Marktkapitalisierung und Liquidität auf. Und sogar zur wahren Größe einer Börse.” Der Ex-SEC-Anwalt John Reed Stark geht im Fall Binance sogar noch einen Schritt weiter: “Es stellt alle Daten in Bezug auf Krypto infrage”, sagt er gegenüber Bloomberg.

Wash Trading gilt als Form der Marktmanipulation und ist strafbar. In den meisten Fällen eröffnet eine Person oder Unternehmen zwei oder mehrere Accounts auf einer Plattform. Man kauft und verkauft sich selbst Assets, um den Preis zu manipulieren und Liquidität und Nachfrage vorzugaukeln.

Laut einem Report des National Bureau of Economic Research handelt es sich bei 70 Prozent des Handelsvolumens auf unregulierten Börsen um Wash Trading. Eine Forbes-Studie von 157 zentralisierten Börsen sieht in mehr als der Hälfte aller Bitcoin-Trades ebenfalls Wash Trading. Der Milliardär, Investor und Krypto-Fan Mark Cuban warnte in einem Interview im Januar 2023: “Die nächste Krypto-Implosion wird durch die Entdeckung und Entfernung von Wash Trading auf zentralisierten Börsen kommen.”

Binance hüllt sich in Schweigen – noch

Bisher hat Binance keine Gegendarstellung veröffentlicht, aber alle Vorwürfe scharf zurückgewiesen. Eine BTC-ECHO-Anfrage blieb unkommentiert. “Wir werden uns erbittert wehren”, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme. “Die Klagen präsentieren nur eine Seite der vermeintlichen Fakten. Wir haben die andere Seite noch nicht gehört”, mahnt Joshua Klayman gegenüber BTC-ECHO. Binance stellt derzeit ein Team aus Staranwälten zusammen, um sich für einen langen Rechtsprozess zu wappnen.

In der kommenden Ausgabe des BTC-ECHO-Magazins vom Juli 2023 lest ihr eine lange investigative Reportage rund um die Anschuldigungen der US-Behörden gegen die größte Kryptobörse der Welt. Was ist dran – und wie gefährlich können sie für das Kryptoimperium werden? Lesen könnt ihr die ganze Geschichte ab dem 1. Juli 2023.

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