Nur ein OneCoin 2.0? Warum die Binance Smart Chain mit großen Vorwürfen kämpft

Die meisten Rug Pulls, mysteriöse Bugs, starke Zentralisierung: BNB sieht sich seit Monaten harter Kritik ausgesetzt. Das sind die Vorwürfe.

Giacomo Maihofer
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Binance Smart Chain

Beitragsbild: Shutterstock

| Ein Erfolgsmodell? Die Binance Smart Chain in der Kritik

2019 gegründet, rasant aufgestiegen: Die Binance Smart Chain (kurz BNB) ist heute eine der wertvollsten Blockchains der Welt. Über 1.400 dApps zählt das Ökosystem, das zur größten Kryptobörse der Welt gehört, laut Angaben von Binance. BNBs Vorteil: Der Proof-of-Stake-Coin ist einfach zu benutzen und schnell, Transaktionen kosten kaum Gebühren und Tokens lassen sich ohne große Vorkenntnisse kreieren. Von acht Cent auf knapp 300 US-Dollar stieg der Wert des Coins, mit einem Allzeithoch von über 600 US-Dollar im November 2021. Aktuelle Marktkapitalisierung: 45 Milliarden US-Dollar. Damit rangiert BNB auf Platz vier der wertvollsten Blockchains. Doch in den letzten Monaten bekommt die unglaubliche Erfolgsstory immer mehr Risse.

Bereits im Januar 2023 lancierte Dirty Bubble Media einen Großangriff auf das Projekt der Kryptobörse. Der Tenor: BNB ist im Grunde ein Scam, nicht viel besser als das infame Projekt OneCoin, eine der größten Krypto-Betrügereien aller Zeiten. Die Kritik:

Die überwiegende Mehrheit der BNB-Token scheint direkt im Besitz von Binance zu sein. Marktanalysen deuten darauf hin, dass der Preis künstlich aufgebläht wurde. Milliarden von Dollar in angeblichen Stablecoins, die auf BSC an den US-Dollar gekoppelt sind, waren wochenlang nicht durch reale Vermögenswerte gedeckt. Die Codebasis für BSC ist nicht quelloffen und scheint direkt von Binance-Mitarbeitern kontrolliert zu werden. Und, was am wichtigsten ist: Ein tiefer Einblick in die Binance Smart Chain legt nahe, dass sie möglicherweise gar nicht wie eine Blockchain funktioniert

Dirty Bubble Media

Laut ihren Recherchen hält Binance damals BNB im Wert von 28-31 Milliarden US-Dollar. Der Großteil davon wird auf der eigenen Exchange getradet, aktuell rund 30 Prozent. Der Chefredakteur des Bitcoin-Magazins Dylan LeClair glaubt, dass das Allzeithoch von BNB in 2021 auf Marktmanipulation zurück geht, ähnlich wie einst bei FTX:

Auch seltsam: Der in den USA mittlerweile verbotene Binance-Stablecoin von Paxos, BUSD, war laut Recherchen des Datenanalysten DataFinnovation teilweise über Wochen nicht ausreichend kollateralisiert. Anders gesagt: Binance druckte laut ihm Stablecoins aus dem Nichts, genau zu den Zeiten des größten Pumps.

Ein Blockchain-Forscher namens @cryptohippo65 entdeckte laut Dirty Bubble Media ein Tool, dass es den Entwicklern erlaubt, die Historie der Blockchain umzuschreiben. Ein Verstoß gegen eines der Grundprinzipien von der Technologie, ihre Unveränderbarkeit. Binance-Entwickler schienen “kaputte Hashs” manuell zu korrigieren. Sein Fazit:

Wenn Ihre Blockchain ein “Zustandswiederherstellungs-Tool” hat, um Hashes neu zu ordnen, ist es vielleicht keine Blockchain (…) Wenn dieses Ding nicht wirklich eine Blockchain ist, bedeutet das, dass derjenige, der diese Hashes repariert, das System betreibt.

@cryptohippo65

Generell steht die Dezentralität von BNB seit langer Zeit infrage. Die Hälfte der Tokens behielt Binance beim Initial Coin Offering für sich selbst ein. Bis heute besitzt die Chain nur 44 Validatoren, die den Betrieb des Netzwerks absichern. Die meisten davon stehen in direkter Verbindung zu Binance. Konkurrent Ethereum setzt im Vergleich auf über 500.000 weltweit verteilte Validatoren.

Neben diesen Vorwürfen kämpft BNB mit einem weiteren großen Problem: Sicherheit. Die Blockchain-Sicherheitsfirma stellt in ihrem Q1-Report von 2023 fest: Die meisten Hacks und Scams passieren auf der Binance Smart Chain. Fast zwei Drittel aller Rug Pulls finden dort statt. Dabei sammeln Entwickler von Investoren Geld für ein Projekt ein – und machen sich damit aus dem Staub. Das Fazit des Immunefy-Sicherheitschefs, vernichtend:

BNB Chain hat immer noch ein ernsthaftes Problem mit Entwicklern, die Forked Code verwenden. Seiner Gemeinschaft fehlt ein sicherheitsorientierter Ansatz und sie zieht viele Nutzer an, die auf der Suche nach schnellem Geld sind. Deshalb sehen wir in diesem Ökosystem auch weiterhin die meisten Exploits und Rug Pulls.

Adrian Hetman, Sicherheitschef von Immunefi

Binance hat im März 2023 eine Anti-Scam-Kampagne gestartet, gemeinsam mit staatlichen Behörden aus Hongkong. Darin enthalten: “Hilfreiche Tipps, Beispiele für die häufigsten Betrügereien sowie relevante Ressourcen und Kontakte”, so eine Ankündigung. Laut Binance habe man damit bereits “enorme Erfolge erzielt”.

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