Der "Solana Killer" “Aptos” – Blockchain-Wunder oder leeres Versprechen?

Holprig ist die als “Solana-Killer” betitelte Blockchain gestartet. Was es mit Aptos auf sich hat, zeigt sich bei genauerer Betrachtung.

Johannes Macswayed
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Aptos

Beitragsbild: Shutterstock

| Aptos (APT) gewinnt an Fahrt und legt zweistellig im Wert zu

Das Blockchain-Projekt Aptos gab am 17. Oktober den Start des Mainnets bekannt. Schon am 19. Oktober soll der eigene Token auf großen Börsen wie Coinbase, FTX und Binance an den Start gehen. Das hochambitionierte Projekt wurde von Ex-Entwicklern Diems (ehemals Libra) ins Leben gerufen, nachdem der Facebook-Stablecoin auf Eis gelegt wurde.

Mehr als 300 Millionen US-Dollar konnte das Projekt von Kapitalgebern wie Andreessen Horowitz (a16z), FTX Ventures und Coinbase Ventures einsammeln. Auf etwa vier Milliarden US-Dollar wird das Projekt derzeit geschätzt.

Aptos setzt sich zum Ziel, Solana als “Highspeed”-Blockchain abzulösen. Bis zu 160.000 Transaktionen die Sekunde soll die fertige Blockchain erreichen, dreimal so viel wie Solana zu Bestzeiten. Doch der jüngste Start verlief weniger überzeugend und lässt Fragen offen.

Venture-Kapital-Liebling?

Aptos genießt einen zwiespältigen Ruf. Nicht nur die Facebook-Vergangenheit haftet hartnäckig am Projekt. Auch soll die Gefahr groß sein, dass Kleinanleger zum Börsenstart des APT-Tokens als Kanonenfutter für die Gewinnmitnahmen großer Kapitalgeber werden. Finanziert wurde Aptos nämlich fast ausschließlich von zahlungskräftigem Venture-Kapital. Als “VC-Darling”, also “Venture-Kapital-Liebling”, wird es daher oft lästerlich im Krypto-Sektor bezeichnet. Einen öffentlichen Verkauf gab es bisher nicht.

Verdächtig ist in diesem Zusammenhang, dass bis kurz vor Start wichtige Informationen über die Verteilung der Token unbekannt waren. Die großen Krypto-Börsen, teils selbst Investoren, wollen den gehypten Token natürlich trotzdem führen.

Inzwischen hat das Projekt eine Zusammenfassung seiner Token-Verteilung (Tokenomics) veröffentlicht. Rund die Hälfte der Token sind zur Förderung des Ökosystems bereits an interne Projekte vergeben, der Rest liegt bei besagten Investoren und dem Team selbst.

Ganze 82 Prozent des gesamten Angebots wurden zudem bereits gestakt. Eine künstliche Verknappung der Token ist bei neueren Blockchain-Projekten gängig. Der dadurch anfänglich entstehende Preisanstieg sorgt für Euphorie, ehe nach einigen Monaten weitere Token freigeschaltet werden und das Angebot stark verwässern.

Blockchain der neuen Generation?

Von der Kritik ließ sich Aptos bisher jedoch nicht beirren. Die Tokenomics seien im Sinne der Community entworfen, heißt es. “Wie geplant” laufe die Blockchain nach Tag eins laut dem Twitter-Kanal des Projekts.

Gegründet wurde Aptos von Mo Shaikh and Avery Ching, die zuvor an Diem arbeiteten. Was mit dem gescheiterten Facebook-Projekt nicht möglich war, soll nun mit Aptos gelingen. Ihre jahrelange Erfahrung im klassischen Tech-Sektor will das Team im Web 3.0 anwenden und die “sicherste und skalierbarste Layer-1-Blockchain” schaffen.

Möglich machen soll es eine neuartige Herangehensweise bei der Blockchain-Programmierung. “Parallel Execution” nennt sich die Art der Transaktionsbearbeitung, die bis zu 160.000 Ausführungen pro Sekunde erlauben soll. Obendrauf erleichtert die neue Programmiersprache “Move” angeblich die Arbeit aller Entwickler und soll diese von Solana oder Ethereum abwerben.

Zum Start war davon scheinbar aber noch wenig zu sehen. Einem Nutzer zufolge Nutzer zählte der Block-Explorer lediglich vier Transaktionen die Sekunde (TPS). Das wäre langsamer als Bitcoin.

Fragwürdig sei laut Paradigm Engineer auch gewesen, dass Aptos unmittelbar vor dem Start seine Discord Server deaktivierte, wodurch die Kommunikation mit dem Team für Nutzer nicht möglich war. Ein “notwendiger Schritt”, um die Community vor Betrügern zu schützen, wie Aptos behauptet.

Die anfangs niedrige Transaktionsgeschwindigkeit sei laut Entwicklern lediglich eine Folge der noch geringen Aktivität auf der Blockchain. Kurz nach Start sei dies normal, heißt es in einer Discord-Nachricht dazu. Mit einer erhöhten Nutzung soll dann auch die Geschwindigkeit zunehmen.

Marketing oder Massenadaption?

Wie immer bleibt festzuhalten, dass sich erst im weiteren Verlauf zeigt, ob Aptos wirklich mit Solana konkurriert oder die Begeisterung ähnlich schnell abebbt wie vergangene “Blockchain-Revolutionen”. Erinnerungen werden wach an den lange zuvor gehypten und mehr als gescheiterten Start des “Internet Computer Protocol” (ICP).

Der Aptos-Blockchain könnte es noch an der nötigen Reife fehlen. Nach knapp vier Jahren Entwicklung ist es zwar schwer, von einem überhasteten Launch zu sprechen. Doch die Behauptung, dass der Start verfrüht wirkt, wäre nicht unbegründet. Denn Konkurrent “Mysten Labs” steckt derzeit in den letzten Phasen der Entwicklung ihrer “Sui” genannten Blockchain.

Auch dieses Projekt zählt ehemalige Meta-Entwickler zu seinem Team und arbeitet mit der Move-Programmiersprache. Möglich wäre, dass Aptos eilig versucht, sich mit einem früheren Start als Vorreiter zu positionieren. Auf Kosten der breiteren Funktionalität.

So oder so werden sich beide Projekte in der bestehenden Blockchain- und Krypto-Community beweisen müssen. Ob die ehemaligen Facebook-Entwickler das Blockchain-Trilemma wirklich gelöst haben oder lediglich ihre Marketing-Erfahrung für sich nutzen, dürfte die Adaption von Aptos in den kommenden Wochen und Monaten zeigen.

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