Ex-Celsius-CEO  Alex Mashinsky: Vom Lending-Olymp auf die Anklagebank

Mit seinem Krypto-Unternehmen hat er mehrere Milliarden US-Dollar an Kundengeldern in den Sand gesetzt. Jetzt muss er sich vor Gericht verantworten.

Tim Reindl
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Alex Mashinsky

Beitragsbild: Picture Alliance

| Alex Mashinsky verlässt das Manhattan-Bundesgericht in New York City, USA, 25. Juli 2023

Als der Krypto-Lending-Dienst Celsius im Juli 2022 insolvent ging, hinterließ das Unternehmen einen Milliardenschaden. Bis heute warten Anleger auf ihr Geld. Kurze Zeit später trat Alex Mashinsky als Geschäftsführer zurück. Mehrere US-Behörden klagten. Das Justizministerium wirf ihm Betrug und Marktmanipulation vor. Im Juli 2023 kommt es zur Verhaftung. Jetzt soll ein Gericht die Rolle von Mashinksky in der causa Celsisus klären.

Antrag auf Abweisung abgelehnt

Am 4. August 2023 lehnte die Richterin am obersten Gerichtshof des New York County, Margaret Chan, nun einen Antrag auf Abweisung der Klage von Mashinsky ab. Demzufolge muss er sich der Zivilklage stellen, die die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James im Januar eingereicht hat.

Als ehemaliger CEO von Celsius versprach Alex Mashinsky, Investoren in die finanzielle Freiheit zu führen, führte sie aber auf den Weg des finanziellen Ruins. Das Gesetz besagt eindeutig, dass es illegal ist, falsche und unbegründete Versprechungen zu machen und Anleger in die Irre zu führen. Heute ergreifen wir Maßnahmen im Namen Tausender New Yorker, die von Herrn Mashinsky betrogen wurden, um ihre Verluste auszugleichen.

New York Attorney General, Letitia James

Laut James trugen die Maßnahmen von Mashinsky zu Anlegerverlusten bei, indem sie die Finanzlage der Plattform falsch darstellten und bestimmte regulatorische Anforderungen nicht einhielten.

Mashinsky argumentierte, die Klage beinhalte Mängel bei der Darstellung des Sachverhalts und der rechtlichen Argumentation. In ihr würden lediglich “Fehlinformationen nachgeplappert”. Die Richterin Chan entschied jedoch, dass es genügend Vorwürfe gibt, die eine plausible Schlussfolgerung stützten, dass Mashinsky falsche Angaben in Bezug auf die umstrittenen “Earn-Konten” machte, die neue Investoren dazu veranlasst hätten, auf diese einzuzahlen.

Celsius war neben BlockFi einer der großen Lending-Dienste, der hohe Zinsen an Nutzer gezahlt hat, die ihre Bitcoin dort verliehen haben. Bei “Earn” konnten Investoren Kryptowährungen einsetzen und erhielten im Gegenzug eine Rendite (Lending). Im Januar 2023 entschied das Gericht, dass die Kryptos, die auf diese Konten eingezahlt wurden, zur Insolvenzmasse gehören. Ein Schock für die Anleger. Kundengelder im Wert von 4,2 Milliarden US-Dollar steckten fest. Die Klage ziele darauf ab, Mashinsky künftig davon abzuhalten „Geschäfte in New York zu tätigen“, so James. Außerdem wird er darin zur Zahlung von Schadensersatz an betroffene Celsius-Investoren aufgefordert.

SEC schaltet sich ein

Neben der Klage der New Yorker Generalstaatsanwaltschaft, die vor allem die Rechte der 26.000 geschädigten New Yorker vertritt, haben auch die US-Wertpapierbehörde (SEC) und die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) rechtliche Schritte gegen den Ex-CEO eingeleitet. Am 13. Juli klagte die SEC. Der Vorwurf: Mashinksy habe durch nicht registrierte und betrügerische Angebote „Milliarden Dollar“ eingesammelt und illegal „Krypto-Asset-Wertpapiere“ verkauft.

In der Beschwerde argumentierte die SEC, dass Mashinsky den Anlegern mit dem besagten „Earn Interest Program“ fälschlicherweise eine sichere Investition versprochen habe. Zudem soll er den Kurs des hauseigenen Celsius-Token manipuliert haben. Noch am Tag der Anklage durch die SEC kam es zur Festnahme. Mittlerweile ist Mashinsky gegen eine Kaution von 40 Millionen US-Dollar wieder auf freiem Fuß.

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Heikle Deals kurz vor der Insolvenz

Laut einem Bericht der Financial Times hat der Unternehmer die operative Kontrolle über die Investment-Geschäfte von Celsius kurz vor dem Kollaps übernommen. Weiter heißt es, Mashinsky habe dabei seine erfahrenen Investment-Strategen überstimmt und fragwürdige Trades angeordnet. Dabei soll es zur Vernachlässigung interner Sicherheitsprozeduren gekommen sein. Die Insolvenz des Unternehmens konnte auf diese Weise nicht abgewendet werden. Im Zuge des Verfahrens deckten die Konkursverwalter hohe Schuldenbeträge und Misswirtschaft auf.

Anleger warten weiter

Der Großteil der Celsius-Kunden hofft weiter auf eine baldige Entschädigung. Das zuständige Konkursgericht in New York schlägt mehrere Vergleiche vor und stellt Anleger vor die Wahl. Das zeigt ein Gerichtsdokument. Einer der Deals: Anleger können ihre Schadensersatzansprüche rund um die Vorwürfe um Betrug und Täuschung gegen das Management von Celsius fallen lassen. Im Gegenzug erhalten die geschädigten Nutzer 5 Prozent zusätzlich auf ihre eingezahlten Einlagen. Geschädigte Nutzer, die den Deal ablehnen, können individuell dennoch weiter klagen. Das Gericht warnt jedoch vor einem Prozess, der “Monate, wenn nicht sogar Jahre” dauern könnte. Mehr dazu in diesem Artikel.

Immerhin: Anfang März erhielten einige Anleger wieder Zugang zu ihren Vermögenswerten. Im Vorfeld veröffentlichte Celsius eine Liste mit Personen, denen Abhebungen ermöglicht werden. Darunter fallen vor allem Kunden des Custody-Programms (Depotkonten). Diese sollen laut Unternehmensangaben bislang 94 Prozent ihrer Vermögenswerte zurückerhalten. Die Depotkonten waren nur für Kunden mit Wohnsitz in den Vereinigten Staaten zugänglich.

Der Großteil der Anleger muss sich aber weiter in Geduld üben. In dem Gerichtsdokument zur Insolvenzabwicklung heißt es: “Die Schuldner hoffen, den Plan im Oktober bestätigen zu können und vor Ende des Kalenderjahres mit der Ausschüttung an die Gläubiger zu beginnen”.

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