Duell der Wertspeicher Messari: ETH2 könnte Bitcoin vom Sockel stoßen

Bitcoin scheint längst die Wandlung vom digitalen Cash zum digitalen Gold vollzogen zu haben. Doch wenn es nach Messari-Analyst Ryan Watkins geht, könnte Ethereums ETH2 BTC langfristig den Rang ablaufen.

Christopher Klee
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Das Logo von Ethereum 2.0 (ETH2)

Beitragsbild: Shutterstock

Kann Ethereums ETH2 Bitcoin als Wertspeicher ablösen? Für Messari-Analyst Ryan Watkins ist das alles andere als ein unrealistisches Szenario.

Bitcoin: Vom digitalen Cash zum digitalen Gold

“Bitcoin: Ein elektronisches Peer-to-Peer-Cash-System”, der Titel des legendären Bitcoin Whitepapers, bringt den Ursprungsgedanken von BTC auf den Punkt. BTC soll digitales Bargeld sein, das rund um den Globus übertragen werden kann, ohne dass es dazu einen Mittelsmann, allen voran einer (Zentral-)Bank bedarf. Während Bitcoin in seiner Anfangszeit durchaus für das Bezahlen von Waren benutzt wurde – zunächst im Darknet, später auch bei Unternehmen wie Overstock oder (zwischenzeitlich) Steam, hat sich das Bitcoin-Narrativ vom Elektro-Cash zunehmend in Richtung Wertspeicher verschoben.

Blickt man auf die Fundamentaldaten von Bitcoin, erkennt man, warum: So ist das Bitcoin-Netzwerk mit durchschnittlich drei bis fünf Transaktionen pro Sekunde nicht dazu imstande, es in Sachen Geschwindigkeit mit zentralisierten Anbietern wie Visa und Konsorten aufzunehmen. Auch die hohen Kursschwankungen lassen Händler von einer direkten Bitcoin-Akzeptanz zurückschrecken. Wenn ein Unternehmen die Bezahloption Bitcoin anbietet, erfolgt das bislang in den meisten Fällen über einen Mittelsmann.

Ethereum 2.0: Sicherer als Bitcoin?

So liegt die Stärke von Bitcoin nicht in seiner Geschwindigkeit, sondern in seiner unübertroffenen Sicherheit, die nicht zuletzt auf seiner transparenten und berechenbaren “Geldpolitik” und seiner auf 21 Millionen Einheiten gedeckelten Umlaufmenge beruht. Wer seine Private Keys zu managen weiß, findet auf der Welt wohl kaum einen sichereren Ort für sein Geld als das stetig wachsende Bitcoin-Netzwerk. Zumindest bislang. Denn wenn es nach Ryan Watkins vom Krypto-Analyse-Unternehmen Messari geht, dann könnte Ethereums ETH2 Bitcoin langfristig den Rang als gefragtesten Wertspeicher im Krypto-Versum ablaufen.

“Das Verkaufsargument von Bitcoin gegenüber Ethereum als Wertaufbewahrungsmittel läuft darauf hinaus, dass die Geldpolitik sehr vorhersehbar ist und die Bitcoin-Blockchain sehr sicher ist. Ich denke, dass mit der Umstellung auf Eth2 und auf Proof-of-Stake, […] Ethereum möglicherweise tatsächlich sicherer ist als Bitcoin.”

Ryan Watkins im Interview mit Fintech Today

Wie Watkins auf die Idee kommt, dass Proof of Stake tatsächlich sicherer ist als Bitcoins Proof-of-Work-Mechanismus, erklärt der Messari-Analyst nicht. Doch Watikins hat noch ein weiteres Argument für ETH2 in petto, dessen Prämisse sich leichter überprüfen lässt: die absehbare Deflation von ETH2.

Ethereum 2.0: Deflation in Sicht?

Die Geldpolitik von Ethereum wird sich in ETH2 tatsächlich ändern, sodass es nicht nur weniger inflationär sein wird als Bitcoin, sondern tatsächlich deflationär sein wird. Also gibt es dann tatsächlich jedes Jahr immer weniger Ether, weil sie verbrannt werden.

Watkins spielt dabei auf den Ethereum-Verbesserungsvorschlag (Ethereum Improvement Proposal, EIP) Nr. 1559 an. EIP-1559 will das Gebührenmodell von Ethereum umkrempeln und eine Basis-Gebühr einführen, deren Betrag bei jeder Transaktion vernichtet (“verbrannt”) wird. Darüber hinaus sieht EIP-1559 eine Verdoppelung des Gaslimits eines Blocks auf 25 Millionen Gas vor. Das Gaslimit begrenzt die Summe der in einem Block gesammelten Netzwerkgebühren. Damit bedingt es auch die Zahl der Transaktionen, die in einen Block “passen”.

Allerdings strebt EIP-1559 an, dass Blöcke durchschnittlich zu 50 Prozent ausgelastet sind. Das geschieht, in dem der Preis einer Gas-Einheit – wie auch die Höhe der Base Fee – mit der Netzwerkauslastung variiert. Ist ein Block zu weniger als 50 Prozent ausgelastet, sinkt der Gas-Preis und vice versa. Auf diese Weise soll das Netzwerk besser mit Auslastungsspitzen auskommen.

Dass EIP-1559 kommt, wird derweil immer wahrscheinlicher. Anfang März wurde einer Konferenz von Ethereum-Kernentwicklern Juli 2021 als Termin für die Einführung vorgeschlagen.

ETH2 könnte ein knappes Gut werden

Die Änderungen der Geldpolitik, die Watkins anspricht, bezieht sich auf die sinkende Inflation von Ethereum, die der Umstieg auf Proof of Stake mit sich bringt. Bislang beträgt die Inflation von Ethereum rund 4,5 Prozent. Für Ethereum 2.0 wird ein Wert von 0-2 Prozent angepeilt. Die Menge der neu erschaffenen ETH2-Token richtet sich dabei nach der Menge der ETH2, die insgesamt im Netzwerk gestakt sind. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der ETH-Produktion und gibt Ausblick auf die drastische Drosselung beim Nachschub, die das Umsatteln auf Proof-of-Stake für Ethereum bedeuten könnte.

Quelle: Ethhub.io

Als letztes Argument für den Wertspeicher Ether nennt Watkins die Rolle, die Ethereum bei der Entwicklung von dezentralen Anwendungen (dApps) spielt. So verfüge Ethereum einerseits über die mit Abstand größte Entwickleraktivität. Was alle Ethereum dApps verbindet, ist der Umstand, dass ohne ETH gar nichts geht. Schließlich fallen bei jeder Transaktion eines Ethereum Token Transaktionsgebühren an, die in Ether zu entrichten sind. Je rasanter sich das Ethereum Ökosystem entwickelt, desto größer die Nachfrage nach ETH. ETH beziehungsweise ETH2 spielen für Watkins in der Ethereum-Welt jene Rolle, die Bitcoin im Meatspace versagt bleibt: ETH ist ein anerkanntes Bezahlmittel. Zusammen mit EIP-1559 und der Aussicht auf einen stark gedrosselten Supply sieht der Messari-Analyst darin einen weiteren Grund, warum ETH Bitcoin langfristig nicht nur als Wertspeicher ablösen, sondern auch im Kurs überflügeln könnte.

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