Libra Leak: Rückhalt der Partner bröckelt

Visa und MasterCard sollen Insiderangaben zufolge ihr Engagement bei Libra nochmal überdenken. Zuckerberg bleibt unterdessen noch gelassen.

Christopher Klee
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Beitragsbild: Shutterstock

Der geplante Facebook Coin Libra läuft Gefahr, zum Rohrkrepierer zu verkommen. Offenbar hat der regulatorische Gegenwind, der dem Stable Coin in spe aus allen Himmelsrichtungen mal mehr, mal weniger stark entgegenweht, einige große Unterstützer des Projekts verschreckt. Das berichtet das Wallstreet Journal unter Berufung auf Insider-Berichte. Demnach habe die harsche Haltung von EU- und US-Regulatoren gegenüber Libra dafür gesorgt, dass einige Libra-Partner – darunter die Zahlungsdienstleister Visa und MasterCard – ihr Engagement bei Libra noch einmal überdenken möchten. Visa und MasterCard sind Gründungsmitglieder der Libra Association. Bei dieser handelt es sich um einen eigens für Libra gegründeten, branchenübergreifenden Dachverband mit Sitz in Genf.

Neben Visa und MasterCard gehören unter anderem die Vodafone-Gruppe, eBay, Spotify, Uber Technologies und Andreessen Horowitz zu den prominenten Gründungsmitgliedern. Diese sollen auch als die Betreiber von Netzwerkknoten in Libra fungieren. Voraussetzung dafür ist eine Investition von 10 Millionen US-Dollar. Diese soll über den Erwerb des „Libra Investment Token“ erfolgen. Die Einnahmen aus dem Token-Verkauf an die Gründungsmitglieder bilden einen Teil des Kapitals, mit dem die Libra-Reserve aufgebaut werden soll. Die Libra-Reserve, die letztlich für die Wertstabilität des Stable Coin garantieren soll, setzt sich aus einem Währungskorb sowie aus diversen Staatsanleihen zusammen. Libra-Kritiker aus Banken- und Regierungskreisen befürchten unter anderem, dass der Facebook Coin aufgrund der großen Nutzerbasis von Facebook zu einer Gefahr für das staatliche Geldmonopol werden kann.

Libra: Bislang niemand offiziell an Bord

Dass Libra sich gerade im Hinblick auf die ungelöste Regulierungsfrage noch lange nicht in trockenen Tüchern befindet, darauf hat Visa-Chef Alfred Kelly Jr. bereits im Juli hingewiesen. So zügelte er die Erwartungen von Visa-Investoren an Libra bereits im Juli. Anlässlich einer Fragerunde zum Geschäftsquartal 2019 fragte ein Analyst der Deutschen Bank den Visa CEO nach dessen Einschätzung in Bezug auf die Libra-Kooperation:

Es gibt einige Verwirrung auf dem Markt darüber, was man davon halten soll. Ist es ein strategischer Partner von Visa oder eine potenzielle disruptive Bedrohung? Ich bin nur neugierig auf deine Gedanken und das Niveau der erwarteten Visa-Beteiligung an Facebooks Libra.

Woraufhin Kelly – auch unter Verweis auf die unklare Regulierungslage –  abwiegelte:

Das erste, was ich sagen würde, ist, dass ich es wichtig finde, die Fakten hier zu verstehen und keine Schnellschüsse zu machen. Deshalb haben wir eine unverbindliche Absichtserklärung für den Beitritt zu Libra unterzeichnet. Wir sind eines von – ich glaube, es sind 27 – Unternehmen, die dieses Interesse bekundet haben. Also hat sich noch niemand offiziell angemeldet. […] Wir befinden uns in Diskussionen und unsere endgültige Entscheidung für den Beitritt wird von einer Reihe von Faktoren bestimmt, darunter natürlich die Fähigkeit des Verbandes, alle erforderlichen regulatorischen Anforderungen zu erfüllen.

Ferner spricht Kelly von einer „gewaltigen Menge“ an Aufgaben, die es für die Libra Association noch zu bewältigen gebe. Derzeit befände sich das Projekt noch in einer „sehr, sehr frühen“ Phase.

Zuckerberg zur Libra-Kritik: Privates Engagement schlägt Medientheater

Unterdessen gelangte jüngst der Mitschnitt einer Facebook-internen Q&A-Runde mit Mark Zuckerberg an die Öffentlichkeit. Darin gibt sich der Facebook-Chef hinsichtlich der Regulierungsfragen bei Libra weitestgehend gelassen:

Die öffentlichen Dinge, denke ich, sind in der Regel etwas dramatischer. Aber ein großer Teil davon ist die private Zusammenarbeit mit Regulierungsbehörden auf der ganzen Welt, und ich denke, dass diese oft substanzieller und weniger dramatisch sind. Und diese Meetings werden nicht für die Kamera gespielt, vielmehr werden dort viele Diskussionen und Details ausgehandelt,

so Zuckerberg in dem geleakten Mitschnitt, der dem Magazin The Verge vorliegt.

Libra vs. Gehirnchirurgie

Offenbar hat Zuckerberg bislang weder seinen Mut noch seinen Humor verloren. Eine der Fragen an den Facebook-Gründer bezog sich auf die zukünftige Implementierung von Gehirn-Computer-Schnittstellen, wie sie etwa von dem Unternehmen Neuralink entwickelt werden.

Was hältst du von der Privatsphäre in einer Welt, in der wir die Kaufabsicht erfassen und Anzeigen über einen direkten Gehirn-Link schalten könnten?

Zuckerberg betont in seiner Antwort, dass Facebook in den kommenden Jahren zwar den Sektor Augmented und Virtual Reality aufmischen will, die Schädeldecken der Facebook User sollen dabei jedoch intakt bleiben:

Wir konzentrieren uns ausschließlich auf nicht-invasive [VR- und AR-Lösungen]. Wir versuchen, AR und VR in den nächsten fünf bis zehn Jahren zu einer großen Sache zu machen. […] Du denkst, Libra ist schwer zu starten. „Facebook will eine Gehirnoperation durchführen,“ – ich will nicht die Kongressanhörung dazu sehen,

so Zuckerberg weiter.

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