coindex-CEO Kai Kuljurgis: „Eine Diversifizierung macht trotz hoher Bitcoin-Dominanz Sinn“

Wir haben uns zum Interview mit Kai Kuljurgis, CEO von coindex getroffen, um mit ihm über die Lage am Krypto-Markt zu sprechen. Neben seiner Markteinschätzung geht es auch um die Frage, wie sich die Verschmelzung zwischen traditionellem Finanzsektor und Krypto-Sektor weiterentwickelt.

Sven Wagenknecht
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Beitragsbild: Kai Kuljurgis

Sein Unternehmen entwickelt einen digitalen Vermögensmanager für Kryptowährungen wie Bitcoin & Co. Anleger können indexbasiert und automatisiert in ein diversifiziertes Portfolio aus Krypto-Werten investieren. Die Investmentstrategie basiert auf einem der Krypto-Indizes aus der hauseigenen cdx® Indexfamilie. Der Leitindex der Indexfamilie – der cdx® – agiert als Benchmark für den globalen Krypto-Markt und ist der erste deutsche Krypto-Index mit eigener Wertpapierkennnummer (SLA6T7).

BTC-ECHO: Wie bewertest du die aktuelle Marktsituation bei Bitcoin & Co.? 

Kai Kuljurgis: Ich denke, dass wir insbesondere in den letzten Monaten einen positiven Markttrend zu verzeichnen hatten – sowohl für vorder- als auch hintergründige Marktparameter wie Wallet- und Hash-Aktivitäten. Man muss aber auch sagen, dass der Krypto-Markt ein noch größtenteils unregulierter Markt ist. Beispielsweise gibt es eine verhältnismäßig hohe Konzentration von Assets auf wenige Player. Solche Umstände machen eine zuverlässige Einschätzung schwierig.

BTC-ECHO: Wie groß schätzt du in diesem Zusammenhang das Problem der Marktmanipulation und des Wash Tradings ein?

Kai Kuljurgis: Dass es dieses Problem gibt, ist nicht von der Hand zu weisen. Ich sehe, dass es eine Reifung am Markt gibt und man versucht, das Thema anzugehen. Auf der anderen Seite muss man mit der Regulierung aufpassen, dass man das gesamte Konzept nicht ad absurdum führt. Zurück zur Frage: Ich bin bullish und ich glaube, dass das Marktsentiment sehr positiv ist. Ich wäre aber vorsichtig, Zockern und Tradern, die eine baldige Wiederkehr zum Allzeithoch propagieren, zu folgen.

BTC-ECHO: Geht die technologische Weiterentwicklung des Blockchain-Ökosystems denn schnell genug voran, um höhere Kurse technisch-fundamental zu rechtfertigen?

Kai Kuljurgis: Wenn man eine allgemeine Akzeptanz möchte, muss man dafür auch die notwendigen technologischen Schritte einleiten. Das passiert. An manchen Stellen mag das nicht so schnell vonstatten gehen, wie sich das die größeren Marktteilnehmer wünschen würden. Aber es passiert und das sehe ich positiv.

BTC-ECHO: Was schätzt du aktuell als ein großes Marktrisiko für Kryptowährungen ein?

Kai Kuljurgis: Wir von coindex hängen sehr eng mit der Regulierung hier in Deutschland zusammen. Ich glaube, dass Regulierung – insbesondere für den Schutz von Anlegern – super wichtig ist. Wenn man in Sachen Regulierung nun aber einen Alleingang machen würde, wäre das problematisch. Die [Krypto-Regulierung] muss mindestens auf europäischer Ebene, besser auf globaler Ebene stattfinden. In Deutschland ist das Thema zum Teil unübersichtlich komplex und teilweise noch komplett im Unklaren. Einige Regelungen gelten z. B. bisher für Bitcoin als derzeit wichtigstes Asset, es ist aber nicht geklärt, ob auch für andere Krypto-Werte wie Ethereum oder Litecoin. Das führt entweder dazu, dass Projekte überhaupt nicht realisiert werden oder sich Anleger in einen rechtsfreien Raum begeben, wenn sie in diese Projekte investieren wollen. Wir müssen aufpassen, dass man uns nicht abhängt.

BTC-ECHO: Wie sieht die Zukunft des Krypto-Handels aus? Klassisch über Krypto-Börsen und mit „echten“ Token oder via regulierte Finanzprodukte wie Zertifikate und Fonds, die Token als Basiswert halten?

Kai Kuljurgis: Grundsätzlich muss man bedenken, dass wir von coindex keine Cypherpunks sind. Da treffen zwei Ideologien aufeinander: einerseits der „böse“ Kapitalismus mit seinen strukturierten Finanzprodukten, in dem es nur um Rendite geht und andererseits dezentral organisierte Krypto-Werte wie Bitcoin, bei denen es darum geht, Zugang zu Wertetransfer und darum liegenden Services zu liberalisieren. Wenn man so eine Frage beantworten will, muss man dieses Spannungsfeld immer im Blick haben. Ich denke schon, dass regulierte Finanzprodukte an Bedeutung gewinnen werden, ich hoffe aber auch, dass der ideologische Aspekt im Vordergrund stehen wird. Denn alles andere wirkt in etwa so: Wir wollen auch etwas von dem Kuchen abhaben, aber wir holen uns unser Stück mit den Förmchen, die wir bereits im Sandkasten hatten. Den neuen Sandkasten wollen wir aber nicht.

BTC-ECHO: Warum sollte man deiner Meinung nach sein Krypto-Portfolio diversifizieren? Letztlich richtet sich der gesamte Markt doch nach Bitcoin, oder?

Kai Kuljurgis: Die derzeitige Marktdominanz von Bitcoin ist nur eine Momentaufnahme, die bereits stark schwankt und für die Zukunft unklar ist. Eine Diversifizierung macht trotz aktuell hoher Bitcoin-Dominanz Sinn, da sich die Verhältnisse am Krypto-Markt schnell ändern können. Unter anderem ist das auch ein Grund, warum wir bei coindex Krypto-Indizes entwickeln, die datengetrieben sind und automatisch mehrere Krypto-Werte abbilden. Wenn also die Dominanz von Bitcoin plötzlich von 60 Prozent auf 50 Prozent fällt, muss man sich darum als coindex-Nutzer nicht kümmern, denn das der ausgewählten Index-Strategie folgende Portfolio wird diese Anpassung im Rahmen des Rebalancings objektiv und automatisch vornehmen.

BTC-ECHO: Wie schätzt du die Chancen ein, dass wir dieses Jahr noch einen Bitcoin ETF sehen, der auch von Kleinanlegern gehandelt werden kann?

Kai Kuljurgis: Ich muss zugeben, dass ich mich mit den regulatorischen Abläufen in den USA nicht so sehr auskenne. Ich fand aber auffällig, dass die Chicagoer Optionsbörse ihre Bitcoin-Produkte wieder delistet hat [die Rede ist von der Cboe, die Terminkontrakte an der CME sind noch handelbar]. Das war offenbar wirtschaftlich nicht attraktiv genug. Im D-A-CH-Markt gibt es allerdings Krypto-Finanzprodukte und die sind teilweise sehr erfolgreich. Man sollte aber mit Spekulationen über Kursexplosionen nach der Zulassung eines Bitcoin ETF vorsichtig sein.

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