Coin der Woche Waves, Neutrino und FTX: Steht das Projekt vor dem Aus?

Im März war Waves der Überflieger. Nun stürzt der Kurs ab. Sein Stablecoin implodierte fast. Der Gründer wird der Marktmanipulation beschüldigt. Was steckt hinter den Vorwürfen?

Giacomo Maihofer
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Waves

Beitragsbild: Shutterstock

Nach einem gewaltigen Höhenflug im März stürzt Waves diese Woche um fast 50 Prozent ab. Der Crash folgt auf ein großes Drama mit gewaltigen Vorwürfen, die seit Anfang April gegen das Team und ihr Projekt laut werden. Waves soll extreme Marktmanipulation betreiben, gar der “größte Ponzi-Scheme in Krypto” sein.

Der Waves-Stablecoin, genannt Neutrino, verlor wenig später seine Bindung an den US-Dollar, fiel über zwei Tage – kurzzeitig auf 68 Cent. Waves selbst wird aggressiv geshortet, angeblich unter anderem von der Krypto-Börse FTX. Der Gründer des Netzwerks, Sasha Ivanov, beleidigt seine Kritiker, droht mit rechtlichen Schritten. Um das Shortselling seines Tokens zu stoppen, fordert er umstrittene Maßnahmen. Steht das Projekt vor dem Aus?

Was ist Waves?

Waves wurde 2016 gegründet. Es ist ein Layer1-Netzwerk auf Open-Source-Basis und ermöglicht es Nutzern, per Knopfdruck eigene Kryptowährungen zu kreieren. Mittlerweile umfasst es ein ganzes Ökosystem inklusive Play-To-Earn-Videospiel, einer Krypto-Börse, DeFi-Plattformen, einem NFT-Marktplatz und mehr. Das beliebteste Feature der Plattform ist, ähnlich wie bei Terra (LUNA), ein eigener Algorithmus-basierter Stablecoin. Er heißt Neutrino USD (USDN) und wird durch den Waves-Token abgesichert.

Das Projekt profitierte stark vom Altcoin-Boom 2021. Die Marktkapitalisierung stieg von unter 700 Millionen Dollar im Januar letzten Jahres auf heute über 3 Milliarden Dollar. In diesem März erreichte Waves ein Allzeithoch von fast sechs Milliarden US-Dollar. Viele führten die Rallye auf ein bevorstehendes Netzwerk-Upgrade zurück, auch BTC-ECHO berichtete.

Ist Waves das “Ethereum Russlands”?

Erste Anschuldigungen gegen das Team kamen bereits im März auf. Kurz nach der Invasion der Ukraine hieß es, Waves sei “Russlands Ethereum”. Es würde von Russen genutzt, um die Wirtschaftssanktionen zu umgehen, Google-Suchanfragen nach dem Token explodierten, genauso wie sein Wert.

Die Plattform arbeitete in der Vergangenheit eng mit russischen Unternehmen zusammen, wie der staatlichen Rüstungsfirma Rostec und der Privatbank Alfa. Außerdem unterhielt Waves ein Büro in Moskau. Nach eigenen Angaben hat das Team jedoch alle Verbindungen zu Russland gekappt und ist umgesiedelt. Sasha Ivanov selbst betont, dass er zwar in Russland gelebt habe, aber Ukrainer sei.

Hat Waves seinen Token selbst gecrasht?

Am 31. März erhob 0xHamz, ein anonymer Krypto-Investor mit knapp 16.000 Followern auf Twitter, neue und schwere Vorwürfe gegen das Team. In einem langen Twitter-Thread angereichert mit Zahlen und Blockchain-Daten erklärte er, Waves sei der “größte Ponzi-Scheme in Krypto”.

Das Team würde Geld in Form seines Neutrino-Stablecoins drucken und damit den Preis von Waves künstlich in die Höhe treiben. Die Folge: Der Token werde bald crashen und Neutrino seine Bindung an den Dollar verlieren. Über eine Milliarde an US-Dollar sind in Form des Stablecoins Neutrino im Umlauf. Er ist einer der Haupt-Use-Cases des Netzwerks, die Entkopplung vom echten Dollarwert eine existentielle Bedrohung. “Bereitet euch auf eine Apokalypse vor”, so die Warnung. Wenig später bewahrheitete sie sich. Mittlerweile kletterte der Wert von Neutrino zurück auf 96 Cent.

Sasha Ivanov beleidigt seine Kritiker

Waves-Gründer Sasha Ivanov sieht in den Anschuldigungen gegen sich und sein Team eine organisierte Kampagne, lanciert vom Hedgefonds Alameda. Am 3. April twitterte er: “Holt euer Popcorn: Alameda versucht, den Preis von Waves zu manipulieren.” Der Hedgefonds soll eine große Short-Position gegen Waves eröffnet haben. Bei einem Short leiht sich ein Investor Token oder Aktien und wettet auf den Fall ihres Kurses. Alameda ist eine Tochterfirma der Krypto-Börse FTX.

FTX-CEO Sam Bankmann-Fried antwortete auf Twitter, die Vorwürfe von Waves gegen ihn seien eine “offensichtliche Bullshit-Verschwörungstheorie”. Eine Anfrage vom Krypto-Magazin CoinDesk, ob Alameda eine Short-Position gegen Waves eröffnet habe, kommentierte der Hedgefonds nicht.

Am 5. April organisierte Waves einen Twitter-Space, um über die Vorwürfe zu sprechen, wie CoinDesk berichtete. Auch Krypto-Investor 0xHamz wurde eingeladen. Doch der Waves-Gründer soll ihn beleidigt und bedroht haben, mit den Worten:

Du bist ein Troll … vielleicht wird deine Stimme von einer künstlichen Intelligenz erzeugt, ich weiß es nicht. Ich würde gerne unter vier Augen mit dir diskutieren. Ich kann dir alles zeigen, mein Freund. Du machst deine Hausaufgaben nicht. Es sind haltlose Anschuldigungen. Und wenn du eine echte Person bist, mein Freund, kann das hier rechtliche Konsequenzen für dich haben. Ich rate dir also: Überlege dir gut, was du tust.

Sasha Ivanov zitiert nach CoinDesk

Gleichzeitig hat Waves einen Vorschlag für eine Veränderung seines Netzwerks eingebracht. Sie würde es fast unmöglich machen, den Token zu shorten. Einen Großteil der Kryptowährung verwahrt die eigene DeFi-Plattform, Vires Finance. Das Team möchte verhindern, dass man große Mengen an Waves von der Plattform leihen kann. Bisher ist die Abstimmung jedoch noch nicht durch.

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