Was wurde aus ... ? “Wassa wassa wassuuuuup!”: Das wurde aus BitConnect-Animateur Carlos Matos

Bis heute gilt BitConnect als eine der größten Betrügereien in der noch jungen Geschichte des Krypto-Space. Vor allem eine Person bringt man mit dem Vorfall in Verbindung: Carlos Matos. Doch die Rolle des unverhofften YouTube-Stars in dem Scam ist nicht vollends geklärt. War er Täter oder Opfer – und wie erlangte er überhaupt seine Berühmtheit?

Daniel Hoppmann
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BitConnect

Beitragsbild: Shutterstock

Es ist der 28. Oktober 2017. Wir befinden uns in Pattaya, einer Küstenstadt am Golf von Thailand. Im Konferenzsaal eines Luxushotels werden knapp 2.000 Menschen erwartet. Was sie alle verbindet, lässt sich mit einem Wort beschreiben: BitConnect. Plötzlich betritt ein glatzköpfiger Mann die Bühne und beginnt, eine flammende Rede zu halten, die ihn auch Jahre später noch zu einer Internetberühmtheit machen sollte.

Der Mann stellt sich vor als Carlos Matos aus New York. Er sei begeistert, diesen “glorreichen und wunderbaren Moment” seines Lebens mit den anwesenden Menschen teilen zu können. Gemeinsam werde man die Welt verändern. Dabei untermauert Matos seine Überzeugungen, indem er mehrmals intensiv “BITCONNECT!” schreit. 

Weiter erzählt er, dass er bereits etwas mehr als 25.000 US-Dollar investiert habe. Daraus seien nun 140.000 US-Dollar erwachsen. Dennoch halte seine Frau ihn für verrückt und das “Projekt” BitConnect für einen Riesenschwindel – sie sollte Recht behalten.

BitConnect: Ein Ponzi-Scheme?

Denn das Geschäftsmodell basierte im Grunde auf einem sogenannten Ponzi-Scheme – einer Art Schneeballsystem, bei dem die Betrüger:innen mit ihren Kund:innen in direktem Kontakt stehen – vor allem die exorbitanten Gewinnversprechen locken an. Dabei sollten die Investor:innen nichts anderes tun, als einfach ihre Bitcoin gegen den nativen BitConnect Coin (BCC) einzutauschen. Den Rest würde ein Trading-Bot übernehmen – und so Renditen von bis zu 40 Prozent pro Monat erwirtschaften. 

So kam es, dass die Marktkapitalisierung von BCC in kürzester Zeit auf 2,5 Milliarden US-Dollar anschwoll. Der Haken: Die hoch angepriesene “Volatility Software” hat es nie gegeben. Die Scheinrenditen waren im Endeffekt nur Liquidität, die von neuen Nutzer:innen in das Projekt flossen, und dann an zuvor eingestiegene Investor:innen weitergereicht wurden. Im Januar 2018 stellte sich das Projekt als Betrug heraus. In der Folge kam es zu einem Gesamtschaden von schätzungsweise 250 Millionen US-Dollar und zur Strafverfolgung durch das FBI, die SEC und andere Behörden.

Ups and Downs

Nachdem der Schwindel aufgeflogen war, wurde es still um Carlos Matos. Einige vermuteten ihn als das Mastermind hinter BitConnect – wohl ein Trugschluss. Denn auch juristisch gab es nie ein Verfahren gegen Matos. Anders als gegen andere “Promoter” des Netzwerks, wie beispielsweise Trevon James oder Craig Grant. In einem Video auf seinem YouTube-Kanal meldete sich Matos im Mai 2019 erstmals zu Wort und gab dabei tiefe Einblicke in sein inneres Seelenleben. Er wirkte resigniert, erzählte, wie er insgesamt 200.000 US-Dollar bei BitConnect in den Sand setzte, wie er weitere 160.000 US-Dollar bei anderen Scams verlor, dass seine Frau ihn als Versager ächtete und ihn schlussendlich auch verließ. 

Doch er schöpfte auch neue Hoffnung. Er wollte sich beruflich weiterentwickeln. Sein aktueller Job als Therapeut würde ihn zwar erfüllen, trotzdem strebte er den Board Certified Behavior Analyst an. Dabei ging es ihm nicht nur um Geld, sondern vor allem auch um Anerkennung und Prestige.

Was Carlos Matos heute macht

Auf seinem YouTube-Kanal “Partner With Carlos Matos” gibt er in regelmäßigen Streams Einblicke in sein Leben und Tipps rund um die persönliche Weiterentwicklung. In seinem aktuellen Video zeigt er beispielsweise, wie er sich ein neues Tesla Model Y kauft. Auch dem Krypto-Space hält Matos weiterhin die Treue. Auf Twitter diskutiert er mit seinen Follower:innen über aktuelle Trends und nimmt immer wieder Coins unter die Lupe.

Heute ist Carlos Matos vor allem für seine legendäre BitConnect-Rede bekannt. Ob er es mit seiner beruflichen Weiterbildung geklappt hat, ist ungewiss. Zumindest der neue Tesla impliziert jedoch, dass Matos seine finanziellen Schwierigkeiten überwinden konnte. Während die ehemaligen Drahtzieher:innen hinter BitConnect mittlerweile auf der Anklagebank sitzen, scheint Matos ein erfülltes Leben führen zu können. Auch, wenn er das investierte Geld wahrscheinlich nie wieder sehen wird, profitierte Matos in gewisser Weise doch von seinen Verwicklungen in die Causa BitConnect. Sein “Versagen” hat ihn letztendlich zu dem gemacht, was er heute ist – eine Berühmtheit des Krypto-Space.

Disclaimer

Dieser Artikel wurde geprüft und aktualisiert und wurde zuerst in der Juli-Ausgabe unseres monatlich erscheinenden Magazins Kryptokompass veröffentlicht. Für Informationen rundum ein Abonnement geht es hier entlang.

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