Die nächste Evolutionsstufe des Internets – das Web 3.0 – soll einer dezentralisierten Version unseres heutigen Webs entsprechen, in dem die Plattformökonomie à la Meta keinen Platz mehr hat und Nutzer:innen Macht über ihre eigenen Daten haben.
Ein Bestandteil dieses gerechteren Internets sind sogenannte DAOs (Decentralized Autonomous Organizations). Diese können als System verstanden werden, nach dem sich Unternehmen, Projekte und Communitys organisieren.
Ebenjene Organisationsstrukturen versuchen DAOs zu demokratisieren. Über eine eigene Kryptowährung (Governance Token) verteilen DAOs die Verwaltung des Zusammenschlusses auf Nutzer:innen, Investor:innen und andere Stakeholder.
DAOs: Der Wolf im Schafspelz?
Ein neuer Bericht der Blockchain-Anaylsefirma Chainalysis, der BTC-ECHO vorab vorlag, kommt jedoch auf ein ganz anderes Ergebnis: DAOs seien im Gegensatz zu ihrem Grundversprechen zentralisiert.
“Bei der Analyse der Verteilung der Governance-Tokens von zehn großen DAOs stellen wir fest, dass im Durchschnitt weniger als 1 Prozent aller Inhaber 90 Prozent der Stimmrechte besitzen”, schreibt Chainalysis.
Das Diagramm zeigt, dass jede der zehn analysierten DAOs konzentrierte Entscheidungsmachtverhältnisse aufweist. Dies habe ernstzunehmende Auswirkungen auf die Steuerung von DAOs, meint das Unternehmen: “Wenn zum Beispiel nur ein kleiner Teil der obersten 1 Prozent der Inhaber zusammenarbeitet, könnten sie theoretisch die restlichen 99 Prozent bei jeder Entscheidung überstimmen.”
Zentralisierte Änderungsvorschläge
Nicht nur bei Abstimmungen kann der zentralisierte Machtapparat zu Ungleichheiten führen. Auch einen Schritt früher – beispielsweise beim Einreichen von Änderungsvorschlägen – macht sich der Einfluss bemerkbar.
Im Kontext der zehn analysierten DAOs geht Chainalysis davon aus, dass man zwischen 0,1 Prozent und 1 Prozent der Token brauche, um einen entsprechenden Vorschlag einzureichen.
Das Ergebnis: “Wenn wir diese Bereiche als Unter- und Obergrenze verwenden, stellen wir fest, dass zwischen 1 von 1.000 und 1 von 10.000 der Inhaber dieser zehn DAOs genug Token haben, um einen Vorschlag zu erstellen”, heißt es in dem Bericht.
Es wird jedoch noch heikler, wenn es um die Freigabe von eingereichten Vorschlägen geht. Demnach sollen lediglich zwischen einem und 10.000 und einem und 30.000 Mitgliedern befähigt sein, dies zu tun.
Anzumerken ist jedoch auch, dass DAOs in ihren Funktionalitäten sehr unterschiedlich sind. Manche haben demnach mehr mit einem zentralisierten Machtapparat – getarnt als neue, demokratisierte Organisationsform – zu kämpfen als andere.