Elon Musk hat es tatsächlich getan. Etwa 44 Milliarden US-Dollar wird der Tesla-Chef für die Übernahme vom Kurznachrichtendienst Twitter bezahlen. Damit avanciert der 50-Jährige zum einflussreichen Medienmogul – immerhin verzeichnet das soziale Netzwerk zum jetzigen Zeitpunkt 217 Millionen Nutzer weltweit. Die reagieren auf Musks Akquisition zwiegespalten. Einerseits hoffen User auf mehr Meinungsfreiheit. Diese sei auf der Plattform zuletzt in Mitleidenschaft gezogen worden. Andere befürchten eine starke Einflussnahme des selbsternannten “King of Mars” auf die Twitter-Landschaft.
Die Krypto-Community hingegen jubelt. Meinungsführer aus der Szene wie Michael Saylor oder Antony Pompliano beglückwünschten Elon Musk auf der Plattform, die er bald sein Eigen nennen darf. Doch was kann der Krypto-Space von dem neuen Eigentümer erwarten?
So viel vorab: Besonders viel ist zu Musks konkreten Plänen hinsichtlich Twitter bisher nicht bekannt. Lediglich ein Delisting des börsennotierten Unternehmens gilt als sicher. Die Akquisition soll noch in diesem Jahr über die Bühne gehen. Der Tesla-Chef möchte die Übernahme einerseits aus seinem Privatvermögen (etwa 21 Milliarden US-Dollar) sowie aus einer Beleihung seiner Tesla-Aktien (etwa 12,5 Milliarden US-Dollar) finanzieren. Der Rest kommt von Kreditgebern, wie etwa Morgan Stanley.
Aus früheren Tweets lässt jedoch herleiten, wie Elon Musk Twitter umstrukturieren könnte.
Twitter-Algorithmus soll Open Source werden
Seine Ambitionen, Twitter zur “Plattform der Meinungsfreiheit” zu machen, dürfte in einer Veröffentlichung des Algorithmus ihren Anfang finden. Das hatte Musk bereits vor einem Monat gefordert. Dass der Krypto-Space mit dieser Idee sympathisiert, ist dabei kaum verwunderlich. Schließlich verfolgen die Protokolle von Bitcoin und Co. einen ähnlichen Ansatz.
Zudem will der Tesla-Chef die ausartende Flut an Spam Bots in den Griff bekommen, die auch der Krypto-Community immer wieder Kopfzerbrechen bereiten. In regelmäßigen Abständen bedienen sich Betrüger der Identität berühmter Persönlichkeiten und versuchen, über vermeintliche Giveaways Kryptowährungen zu erbeuten. Auch Elon Musks Twitter-Profil wurde dafür schon mehrfach missbraucht.
Kommen bald Dogecoin-Trinkgelder?
Ein weiterer logischer Schritt könnte eine Trinkgeld-Funktion in Dogecoin sein. Elon Musk macht aus seiner Liebe zum Memecoin bekanntlich keinen Hehl, akzeptierte die Kryptowährung bereits für Merchandise seines Autobauers Tesla.
Twitter hingegen experimentierte im September vergangenen Jahres mit Trinkgeldern über das Lightning-Netzwerk von Bitcoin. Damit können Nutzer ihre Lieblingsprofile mit einem Obolus unterstützen. In Anbetracht der innigen Beziehung zwischen Elon Musk und Dogecoin erscheint eine Ausweitung der Funktion auf den Memecoin nicht abwegig. Zumal es bereits inoffizielle Projekte gibt, die eine Auszahlung von Trinkgeldern in DOGE ermöglichen.
Apropos Dogecoin. In der Vergangenheit fiel der Tesla CEO mit Tweets zur Kryptowährung mit dem Shiba-Inu-Konterfei auf, die immer wieder heftig mit dem Kurs des Memecoins korrelierten. Böse Zungen warfen ihm daraufhin eine Beeinflussung des Doge-Kurses vor, die auch der Regulierungsbehörde, allen voran der Securities and Exchange Commission (SEC), nicht verborgen blieb. Die US-Wertpapieraufsicht leitete im März 2021 sogar Ermittlungen gegen den selbsternannten “Dogefather” ein. Konsequenzen gab es für Musk jedoch nicht.
Wird Twitter zu Musks persönlicher Pump&Dump-Plattform?
Es ist dabei nicht die erste Auseinandersetzung zwischen dem Milliardär und der SEC. Bereits zuvor mahnte die Behörde Tesla ab, weil ihr CEO per Twitter für die Unternehmensaktie warb. Seit 2018 muss sich Musk deshalb jeden Tweet über Tesla von seinen Anwälten genehmigen lassen (“Twitter Sitter”). Bei Tweets zu Kryptowährungen fehlt es der SEC allerdings an einer entsprechenden Regulierung, erklärt BTC-Marktexperte Stefan Lübeck.
Der Umstand, dass Elon Musk relativ ungehindert Tweets zu verschiedenen Kryptowährungen publizieren kann, ohne rechtliche Konsequenzen fürchten zu müssen, hat primär zwei Gründe. Einerseits ist Krypto in den USA noch nicht ausreichend reguliert, weshalb die SEC kaum Handhabe beim Pumpen und Dumpen von Coins hat.
Andererseits gebe Musk auf Twitter keine klare Investmentanweisung, so Lübeck weiter. Vielmehr bewege er sich in einer Art Graubereich, weil seine Posts prinzipiell unter das Recht auf freie Meinungsäußerung fielen. Könnte Twitter nun durch die Übernahme durch den Tesla-Chef zur privaten Pump&Dump-Plattform des Milliardärs verkommen? “Unwahrscheinlich”, meint Stefan Lübeck. Zudem hat die Biden-Administration Anfang März zur großen Krypto-Regulierung geblasen. Spätestens dann dürfte das Gebaren, um Pump&Dumps über Twitter abnehmen.