"Tractor-as-a-Token" Industrie 4.0 als Token-Ökonomie?

Die Digitalisierung ebnet den Weg für neue Geschäfts- und Finanzierungsmodelle. Welche Rolle spielt dabei die Tokenisierung von Maschinen und vergleichbaren Assets?

Anton Livshits
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Industrie 4.0 Symbolbild Landwirtschaft

Beitragsbild: Picture Alliance

| Industrie 4.0 in Aktion: Eine Multispektralkamera an der Drohne erkennt den Bedarf an Düngemitteln der Ackerpflanzen.

Industrie 4.0 und Digitalisierung. Diese Schlagworte beschreiben anhaltende Prozesse, die unsere Wirtschaft nachhaltig verändern werden. Denn auch abseits der informationshungrigen Tech-Giganten eröffnet der Trend zur Digitalisierung Spielräume für neuartige Geschäftsmodelle. Die Blockchain-Technologie und Token-basierte Finanzierungsformen könnten hierbei eine gewichtige Rolle spielen.

Diese These vertritt zumindest der Wirtschaftswissenschaftler Philipp Sandner, der in einem Artikel für Forbes von einem “Tractor-as-a-Token”-Modell träumt. Allein der Titel ist Grund genug, um sich Sandners Überlegungen einmal genauer anzuschauen.

Digitalisierung heißt Flexibiliserung

Den Ausgangspunkt all dieser Überlegungen bildet die Feststellung, dass die Digitalisierung auch für den Produktionssektor den Weg zu flexiblen und dynamischen Geschäftsmodellen ebnet. Sensoren und das Internet der Dinge (Internet of Things; IoT) gestatten schließlich die Messung der tatsächlichen Nutzung von Maschinen und vergleichbaren Kapitalgütern – den namensgebenden Traktoren also. Haben Unternehmen ihre Maschinen früher an Geschäftskunden verkauft, gehen sie heute deshalb zunehmend dazu über, Abonnements oder vergleichbare “Pay-per-Use”-Modelle anzubieten. Abgerechnet wird dabei je nach Nutzung – oftmals voll automatisiert.

Diese nutzungsbasierten Geschäftsmodelle gewähren den Herstellern den Zugang zu neuen Kundenkreisen. Sie eröffnen derart weitere Einnahmequellen. Auf der Finanzierungsseite macht die Digitalisierung dergestalt aber ebenfalls flexiblere Methoden zur Kapitalbeschaffung erforderlich.

Von flexiblen Krediten zur Token-Ökonomie

Die erste flexible und Daten-basierte Finanzierungsstrategie, die Sandner diskutiert, sind sogenannte Pay-per-Use-Kredite. In Deutschland offeriert beispielsweise die Commerzbank bereits seit 2018 ein derartiges Finanzprodukt. Unternehmen A verkauft hier eine Maschine an Unternehmen B, das sie per Kredit finanziert. Normalerweise würde Unternehmen B auf den Kredit stets denselben Tilgungsbetrag entrichten. Mit einem Pay-per-Use-Kredit richtet sich die Tilgungshöhe indessen nach der tatsächlichen Auslastung der Maschine. In Phasen der geringeren Produktivität nimmt der Tilgungsbetrag folglich ab.

In Sandners Szenario scheinen die Dinge indessen leicht anders gelagert. Hat Unternehmen A seine Maschine hier doch gar nicht an Unternehmen B verkauft, sondern lediglich verliehen. Dies sorgt bei der Bilanzierung für einen höheren Kapitalbedarf aufseiten des verleihenden Unternehmens. Ein Pay-per-Use-Kredit kann in diesem Szenario also gerade für Unternehmen A Abhilfe schaffen. In Zeiten, in denen die eigenen Maschinen kaum genutzt werden, würde auch hier der Rückzahlungsbetrag automatisch absinken. Die Liquidität wäre garantiert.

Die Tokenisierung erlaubt demgegenüber eine Finanzierungsmöglichkeit, die ohne Banken auskommt. Werden die Maschinen – sagen wir ein Traktor – als Token abgebildet, können sogar Kleinanleger in diese investieren. Der Erwerb der Token sichert ihnen dabei einen Anteil am Gewinn, der durch die Nutzung der Maschine erwirtschaftet wird. Die Wertversprechen des Internets der Dinge und der Blockchain-Technologie würden sich hier aufs eindrücklichste bestätigen. Denn während der Token-Verkauf relativ schnell und einfach von der Hand geht, ist hierbei auch eine automatisch kalkulierte Gewinnausschüttung gewährleistet.

Dezentralität und Flexibilität – die genuinen Vorteile von digitalen Assets kämen bei derartigen Geschäftspraktiken somit voll zur Geltung. Auch beim dezentralen Stromnetz der Zukunft verspricht die Tokenisierung deshalb interessante Anwendungsfälle.

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