Mit Token gegen Inflation Staking statt Staatsanleihen

Die Zinsen von Anleihen erreichen mal wieder neue Rekordtiefststände. Aus Investorensicht wird diese Anlageklasse damit immer mehr zu einer Zumutung. Über das Ausmaß der Negativverzinsung, die Rolle der Geldumlaufgeschwindigkeit und die Frage, ob das Staking von Kryptowährungen eine Zuflucht für „Rentenpapierfans“ bieten kann.

Sven Wagenknecht
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Brennende Euro-Banknote: Staking statt Staatsanleihen

Beitragsbild: Shutterstock

Wer auf planbare und regelmäßige Einkünfte aus Kapitalvermögen setzt, hat in der Vergangenheit überwiegend auf festverzinsliche Schuldverschreibungen respektive Anleihen gesetzt. Insbesondere, wenn es um die Altersvorsorge ging, haben Pensionskassen und Lebensversicherer den größten Teil ihrer zu erwirtschaftenden Erträge via Anleihen, ergo Staats- und Unternehmensanleihen, generiert. Erst dann kamen Dividendenerträge aus Aktien oder Einnahmen aus der Immobilienvermietung beziehungsweise durch REITs.

Damit ist nun endgültig Schluss. Durch Nullzins und Ausweitung der Anleihen-Aufkaufprogramme haben es alle europäischen Staatsanleihen in den überwiegend negativen Bereich geschafft. Seit kurzem notieren nicht mehr nur die deutschen oder österreichischen Staatsanleihen im negativen Bereich, sondern sogar jene von Ländern, die ohne EZB-Hilfen kurz vor der Insolvenz stehen würden.

Egal, ob Deutschland oder Italien: Hauptsache Eurozone

Mit Blick auf die aktuellen Zinsen für Staatsanleihen fällt auf: Alle kurz- bis mittelfristig laufenden Staatsanleihen aus dem Euroraum notieren im negativen Bereich. Auch fällt auf, dass die Bonität der Länder aus der Eurozone kaum noch ins Gewicht fällt. So stuft man eine 1-jährige italienische Staatsanleihe (-0,47 Prozent) als fast genauso sicher ein wie eine deutsche Staatsanleihe (-0,75 Prozent). Dass der Unterschied nur so gering ausfällt, hat weniger etwas mit den Fundamentaldaten zu tun als mit der Tatsache, dass die EZB als Garant hinter den Staatsanleihen steht.

Auch bei den länger laufenden 10-jährigen Staatsanleihen ändert sich nicht viel. Der Korridor der Euro-Staatsanleihen bewegt sich von (-0,57 Prozent) Deutschland bis Griechenland (+0,58 Prozent). Wenn man mit einer 10-jährigen Staatsanleihe des Landes Portugal, dessen Verschuldung aktuell über 130 Prozent hinausschießt, noch 0,02 Prozent Zinsen pro Jahr draufzahlen muss, um sein Geld bei diesem Land parken zu dürfen, dann ist dies absolut besorgniserregend.

Außer für Kurspekulationen sind Staatsanleihen damit eine tote Anlageklasse. Wenn Anleihen, dann bleiben also nur noch Unternehmensanleihen oder spezielle Zertifikate übrig, die fachkundige Investoren in ihr Portfolio legen können. Doch auch hier schnürt das Zinsumfeld immer mehr die Luft ab.

Anlagenotstand erreicht neues Hoch

Die Folge ist, dass seit Jahren Sparer und Menschen mit Rentenpapieren immer ärmer werden. Am deutlichsten zeigt sich dies bei den Lebensversicherern, die den Garantiezins mal wieder absenken müssen. Von zuletzt 0,9 auf nun 0,25 Prozent soll der Garantiezins für Verträge ab 2022 reduziert werden. Mit Vermögensschutz, gar Vermögensaufbau, hat dies freilich nichts mehr zu tun.

Wer kann – und über ausreichendes Wissen verfügt – rettet sich in Sachwerte, allen voran Aktien. Zurück bleibt nur noch das Geld der Notenbanken und Versicherer respektive Pensionskassen, die die Altersvorsorge der Privatanleger verwalten. Das Ergebnis können wir schon seit Jahren an den steigenden Kursen von Aktien, Immobilien, Edelmetallen und Bitcoin sehen.

Leidensdruck könnte im Sommer 2021 massiv zunehmen

Sollten sich die immer wieder thematisieren Inflationsängste bewahrheiten, dann bieten Anleihen im Gegensatz zu früheren Phasen höherer Inflation wie beispielsweise in den 70er Jahren keinen Schutz mehr. Zwar kann niemand genau sagen, wann eine Inflation genau eintritt. Dennoch mehren sich in den letzten Wochen wieder die Expertenmeinungen, dass es bereits im nächsten Frühjahr / Sommer so weit sein könnte und die Inflation nach oben schießt.

Die Argumentation: Durch den Corona-bedingten Lockdown wird die Geldumlaufgeschwindigkeit signifikant reduziert, gleichzeitig wird massiv Geld in die Märkte und aber auch Realwirtschaft gepumpt. Sollte mit Beendigung des Lockdowns die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ruckartig anziehen, dann könnte das viele neue Geld in die Wirtschaft schwimmen und höhere Inflationsraten verursachen.

Für den Fall, dass dieses Szenario eintritt, dürfte es einen weiteren Mittelzufluss gen Sachwerte geben. Schließlich gab es in den letzten Jahren praktisch keine realwirtschaftliche Inflation, sodass der Leidensdruck für viele Anleger noch nicht groß genug war. Wenn nun neben der Vermögensinflation auch noch eine Inflation in der Realwirtschaft hinzukommt, dürfte selbst für sehr unbewegliche Investoren der Zenit der Geldwerte überschritten sein.

Staking als experimentelle Beimischung

Wer sich trotz Abzug aus den Geldwerten nicht ganz von „bequemen Zinserträgen“ trennen möchte, kann einen Blick auf das immer stärker gehypte Staking von Kryptowährungen werfen. Dabei hinterlegen Anleger ihre Staking-fähigen Kryptowährungen in einem Smart Contract, um damit zur Absicherung und Abwicklung des Blockchain-Netzwerkes beizutragen. Als Gegenleistung können sich Staker über attraktive Zinserträge in der jeweiligen Kryptowährung freuen.

Die Zinserträge aus der Überlassung von Kryptowährungen können damit innovationsaffinen Anlegern einen neuen Markt offenbaren. So irrelevant das Staking im Vergleich zum Anleihensektor aktuell noch sein mag, wächst dieser Markt enorm. Das Staking könnte in den nächsten Jahren ein ernstzunehmendes Investitionsumfeld werden. Während es also gegenwärtig primär Privatanleger sind, die hier mitmischen, könnte sich dieser Bereich sukzessive auch für institutionelle Anleger öffnen.

Institutionelle Investoren: Folgt das Staking dem Bitcoin-Hype?

Genauso wie Bitcoin jahrelang in der Hand von Privatanlegern war, hat das Jahr 2020 den nun endgültigen Durchbruch für Bitcoin in der institutionellen Geldanlage gebracht. Den gleichen Werdegang könnte in den kommenden Jahren auch das Staking durchlaufen.

Schließlich gewinnen dezentrale Netzwerke zunehmend Bedeutung. Um diese Infrastrukturen dezentral zu betreiben und abzusichern, bedarf es eines Konsensmechanismus. Wenn man auf den energieintensiven Mechanismus Proof of Work (PoW) wie bei Bitcoin verzichten möchte, dann landet man schnell bei Proof of Stake (PoS). Insbesondere durch die Umstellung bei Ethereum von PoW auf PoS wird der Mechanismus immer relevanter. Im Jahr 2021 ist hier mit einem massiven Wachstum des Staking-Ökosystems und Marktkapitalisierungen zu rechnen.

Auch für DAX-Konzerne interessant

Hinzu kommen immer mehr professionelle Anbieter, die sich in diesen Bereich vorwagen. Dazu gehören auch Unternehmen, die man nicht primär in der Krypto-Ökonomie verortet. So engagiert sich die Deutsche Telekom mit ihrer Tochter T-Systems im Staking-Bereich.

Was auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint, ist auf den zweiten Blick absolut schlüssig. Wer unsere Kommunikationsinfrastruktur absichert, kann in der Wertschöpfung auch einen Schritt weiter gehen und zur Abwicklung von Wertetransaktionen beitragen. Ganz gleich, ob Universität, Krankenhaus oder Verwaltungsbehörde: Zukünftig wird es verstärkt zu Verarbeitung von dezentralen Transaktionen kommen, die von Staking-Anbietern abgewickelt respektive abgesichert werden müssen. In diesen neuen Netzwerken können sich dann sowohl Privat- als auch institutionelle Akteure engagieren und so Zinsen erwirtschaften. Das Beste daran ist: Im Gegensatz zu Staatsanleihen gibt es in der Krypto-Ökonomie (noch) keine Negativzinsen für Anleger.

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