Wackelt der nächste Riese? Bilanz von Crypto.com wirft Fragen auf

Nach dem Crash von FTX gerät die nächste Krypto-Börse ins Wanken. Hat sich Crypto.com ebenfalls verzockt?

Moritz Draht
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Crypto.com

Beitragsbild: Shutterstock

| Die Krypto-Börse aus Singapur expandiert

Den Schock um FTX kaum verdaut, deutet sich um Crypto.com der nächste Krimi an. Fragen wirft nicht nur eine versehentliche Transaktion in Höhe von 400 Millionen US-Dollar auf. Auch der Transfer von Stablecoins im Wert von 260 Millionen US-Dollar, kurz bevor Crypto.com seine Reserven offenlegte, weckt Zweifel an der Liquidität der Krypto-Börse. Von offizieller Seite wird beschwichtigt.

Crypto.com: Wackelt der nächste Krypto-Riese?

Als Reaktion auf den FTX-Crash kündigte neben Binance auch Crypto.com an, seine Rücklagen offenzulegen. CEO Kris Marszalek sprach von “vollständiger Transparenz”. Für Krypto-Plattformen solle es “notwendig sein, den Nachweis von Reserven öffentlich zu teilen”. Lookonchain zufolge gibt es dabei jedoch Klärungsbedarf.

Demnach verfüge Crypto.com über Assets im Wert von rund 2,7 Milliarden US-Dollar. Laut den Blockchain-Analysten bestehen 20 Prozent davon aus Shiba-Inu-Token: 531 Millionen US-Dollar. Nach Bitcoin (857 Millionen US-Dollar) nimmt der Memecoin die größte Position in den Reserven ein, noch vor Ether (446 Millionen US-Dollar).

Hinzu komme ein nicht geringer Anteil des eigenen Exchange-Token Cronos (CRO). Rund 1,2 Milliarden CRO-Token (80 Millionen US-Dollar) soll die Börse als Rücklage halten. Etwa 40 Prozent der Reserven bestehen Lookonchain zufolge demnach aus “low liquidity assets” – Vermögenswerte, die nur eine geringe Liquidität garantieren.

Bericht wirft Fragen auf

Crypto.com soll zudem Stablecoins im Wert von 260 Millionen US-Dollar transferiert haben, möglicherweise, um die eigenen Rücklagen zu frisieren. “Wir haben festgestellt, dass Crypto.com insgesamt 210 Millionen Dollar in USDT von Binance und 50 Millionen Dollar in USDC von Circle abgezogen hat”, so Lookonchain. Überwiesen wurde das Geld, kurz bevor CEO Kris Marszalek die Offenlegung der Reserven ankündigte. Ein Timing, das Lookonchain als “sehr seltsam” kommentiert.

Anlegern raten die Blockchain-Analysten daher: “Wenn Sie Gelder auf Crypto.com haben, achten Sie bitte auf die Sicherheit Ihrer Gelder”. Ähnlich äußerte sich Binance-Chef Changpeng Zhao: “Wenn eine Börse große Mengen an Kryptowährungen verschieben muss, bevor oder nachdem sie ihre Wallet-Adressen zeigen, ist das ein klares Zeichen für Probleme. Bleiben Sie weg”.

400 Millionen Dollar aus Versehen überwiesen?

Die Nachverfolgung der Wallet-Bewegungen hat zudem ergeben, dass Crypto.com bereits am 21. Oktober 320.000 Ether, umgerechnet 400 Millionen US-Dollar, an die konkurrierende Handelsplattform Gate.io geschickt hat. Offenbar aus Versehen: “Es sollte eigentlich an eine neue Cold-Storage-Adresse verschoben werden, wurde aber an eine externe Exchange-Adresse gesendet”, so Marszalek. Laut eigenen Angaben hat Crypto.com demnach unbeabsichtigt 80 Prozent seiner gesamten ETH-Reserven versendet.

Der Transfer erfolgte, kurz bevor Gate.io seine eigenen Reserven öffentlich machte. Der Börse zufolge seien die Ether aber nicht Teil des Berichts gewesen. Am 29. Oktober überwies Gate.io den Betrag von 456 Millionen US-Dollar zurück an Crypto.com.

“Der gesamte ETH-Betrag wurde von Crypto.com erfolgreich abgehoben und in unseren Cold Storage zurückgeführt”, schrieb Marszalek auf Twitter. “Seitdem haben wir unsere Prozesse und Systeme verbessert, um diese internen Transfers besser zu verwalten.”

Es wäre nicht die erste versehentliche Überweisung der Krypto-Börse. Nachdem eine Australierin eine Rückerstattung von 100 Dollar in Auftrag gab, wurden ihr 10 Millionen US-Dollar von Crypto.com ausgezahlt. Statt der Geldsumme soll die Kontonummer in das Computersystem eingetragen worden sein. Erst sieben Monate nach der Überweisung fiel der Vorfall auf.

Vor dem Hintergrund der FTX-Pleite hat die jüngste Fehltransaktion aber eine andere Dynamik angenommen. Gerüchte, dass Crypto.com in finanzieller Schieflage steckt, mehren sich, die Anzahl der Anleger, die ihre Assets auf der Börse abziehen, ist über das Wochenende stark gestiegen.

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