Wie die belgische IT-Genossenschaft Société Internationale de Télécommunication Aéronautique (SITA) am Dienstag, dem 4. Februar, in einer Pressemitteilung verkündete, werden sie ab sofort mit der MRO Blockchain-Allianz die Reise einzelner Flugzeugteile verfolgen, aufspüren und aufzeichnen. Damit ist die Wartung, Reparatur und Überholung (MRO) gemeint. Hierbei könnte die Branche schätzungsweise 3,5 Mrd. US-Dollar einsparen. So berichtete es die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC schon im April 2019. Die Blockchain-Technologie soll nun dabei helfen, dieses Einsparpotenzial auszuschöpfen.
Massive Umsätze und kein effizientes Netzwerk
Bislang durchläuft jedes einzelne Flugzeugteil verschiedene logistische Produktionsketten, die sich über mehrere Stakeholder und Stationen verteilen. Diese stehen dabei im Prinzip in keinem Austausch miteinander. Angesichts der massiven Größe der Luft- und Raumfahrtindustrie wäre aus diesem Grund eine effektive Vernetzung der Interessengruppen besonders wichtig. Die Branche verzeichnete 2018 einen Umsatz von 838 Mrd. US-Dollar. Das entspricht ziemlich genau dem gesamten Bruttoinlandsprodukt der Niederlande in 2017. Aus den Berechnungen von PwC ergab sich, dass der weltweite Umsatz unter der Benutzung der Blockchain um bis zu 4 Prozent oder 40 Mrd. US-Dollar steigern könnte. Also so viel, wie die Samsung Group, der südkoreanische Tech-Gigant, im ganzen letzten Jahr verdiente.
Blockchain: Schneller, einfacher, sicherer
Der Plan der Blockchain-Allianz: Jedes Flugzeugteil wird nach seiner Herstellung mit allen relevanten Daten, beispielsweise der Prüfnummer, in der Blockchain unter einem sogenannten „digitalen Faden“ und einem digitalen Pass aufgenommen. Der digitale (rote) Faden funktioniert wie eine lückenlose Dokumentation. Damit kann der komplette Wartungsverlauf eines einzelnen Flugzeugteils in Echtzeit zurückverfolgt werden und das vom Hersteller über die Fluggesellschaft bis zum MRO-Dienstleister. Dagegen entspricht der digitale Pass einem Reisepass mit einer ausgewiesenen Identität. So erklären sich auch die möglichen Einsparungen: Prozesse werden schneller, einfacher und sicherer.
Darüber hinaus sind die einzelnen Stakeholder über ein Netzwerk verbunden. Hierzu zählt beispielsweise die Fluggesellschaft Cathay Pacific, aber auch Erstausrüster wie der Motorenhersteller HAECO Group, Logistikanbieter wie Bolloré Logistics sowie Instandhaltungsbetriebe. Matthys Serfontein ist der Vorsitzende der Luftfracht-Transportlösungen bei SITA. Er lässt sich in der Pressemitteilung zitieren:
Diese Initiative ist ein Teil SITAs fortlaufender Untersuchung der Blockchain, einer Technologie, die unseres Erachtens eine enorme Chance für die Vereinfachung des Austauschs und der Aufzeichnung von Informationen in der gesamten Luftverkehrsbranche bietet.
Auch abseits der Luftfahrtindustrie hält die Blockchain-Technologie zunehmend Einzug in den Logistik-Sektor. Egal ob Kaffee, Kleidung oder Kobalt: Immer mehr Wertschöpfungsketten werden auf der Blockchain abgebildet.