Wie gut, dass es Bitcoin gibt Silicon Valley Bank, Bitcoin und Co.: Lehren aus der Banken-Krise

Die USA verhindern einen weiteren Flächenbrand am Finanzmarkt, zumindest vorerst. Silicon Valley Bank, Signature und Silvergate werden abgewickelt. Welche Lehren daraus zu ziehen sind und warum Krypto keine Schuld trifft.

Sven Wagenknecht
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USA Bank Run

Beitragsbild: Shutterstock

| Erst Silvergate, dann Silicon Valley Bank und nun Signature. Einer Bank nach der anderen wird der Stecker gezogen

Ich habe mich geirrt. Als die Nachrichten zum Bank Run auf die Silicon Valley Bank (SVB) am Donnerstagabend durch alle Kanäle gingen, hätte ich nicht erwartet, dass es zu einer derart schnellen Vollbremsung kommt. Die Silicon Valley Bank ist schließlich die 16. größte Bank der USA, gar kein Vergleich zur Silvergate Bank, die erst wenige Tage vorher ihre Abwicklung bekannt gab.

Nur wenige Stunden später, am Freitagnachmittag, kam es zur Schließung beziehungsweise Übernahme durch den Staat – Game over in Hochgeschwindigkeit. Der Flächenbrand hat sich nun auch auf die Signature Bank, eine der letzten Krypto-freundlichen Banken der USA, ausgedehnt. Auch sie ereilt das gleiche Schicksal wie die Silicon Valley Bank.

Finanzsystem: Ohne Vertrauen ist alles nichts

In der jetzigen Situation zeigt sich, dass es nicht so sehr auf die Zahlen und Fakten ankommt, sondern in erster Linie um das Vertrauen in unser Banken- und Geldsystem. Der Fehlbetrag von 1,8 Milliarden US-Dollar, der zum Anlass für das SVB-Debakel genommen wurde, hätte ohne die Massendynamik beziehungsweise Panik, nicht zu einem Einsturz führen müssen. Dabei offenbart sich die Macht einzelner Meinungsführer, wie unter anderem Peter Thiel. Ihre Worte und Einschätzungen haben eine nicht zu unterschätzende Signalwirkung auf den gesamten Markt.

Der Bank Run führt uns vor Augen, dass das Mindestreserve-System nur mit ausreichendem Vertrauen funktionieren kann. Jedes Mal, wenn eine gewisse Schwelle unterschritten wird, muss der Staat einspringen, sofern sich dieser für eine Rettung entscheidet. Aus diesem Grund sollten wir nie vergessen, dass wir unser Geld auf dem Bankkonto nicht besitzen. Wir besitzen lediglich Forderungen gegen ein Unternehmen, ergo die Bank – nicht mehr und nicht weniger.

Bitcoin macht den Unterschied

Im Bewusstsein über diese Abhängigkeit, gar Ohnmacht, der jeder einzelne von uns gegenüber unserem Banken- und Geldsystem ausgesetzt ist, zeigt sich die Stärke von Bitcoin. Bitcoin ist Geld, das man besitzen kann. Es braucht kein Vertrauen in ein Mindestreserve-System oder einer einzelnen Counterparty sowie den Staat als letzten Retter.

Zwar steht und fällt der Wert von Bitcoin auch mit dem Vertrauen, allerdings auf eine vollkommen andere Art und Weise. Bei Bitcoin geht es um das Vertrauen darin, dass möglichst viele andere Menschen auf dieser Welt seine Funktionalität und Beschaffenheit schätzen, sodass dadurch, eine Nachfrage entsteht, ähnlich wie bei Gold. Bitcoin ist nicht ohne Grund als eine Antwort auf die Lehman-Brothers-Pleite geschaffen worden. Rund 15 Jahre später werden wir wieder daran erinnert, warum Bitcoin als Fiatgeld-Alternative eine derart große Relevanz für unsere Gesellschaft besitzt.

Krypto ist nicht schuld

Als die Silvergate Bank ins Wanken geriet, waren sich die meisten amerikanischen Behördenvertreter einig: Krypto ist schuld. Vor allem die Krypto-Hasserin Elizabeth Warren hat sich bestätigt gefühlt und gab zu zum Besten, dass sie es ja immer schon gewusst hätte. Nur wenige Tage später hat sich gezeigt, wie unsinnig diese Monokausalität ist. Die Bankenprobleme sind nicht nur Ausdruck eines Krypto-Winters, sondern das Symptom einer ganzen Branche und der schnellsten geldpolitischen 180-Grad-Wendung seit dem 2. Weltkrieg.  

Rund 50 Prozent aller öffentlich gehandelten Tech-Unternehmen unterhielten eine Geschäftsbeziehung zu SVB. Ist nun “Tech” schuld? Sicherlich nicht! Die Verantwortung sollte nie bei einer Branche gesucht werden, also bei “Tech” im Allgemeinen oder “Krypto” im Speziellen. Es geht immer um die internen wie externen Strukturen sowie die Risikosteuerung. Sowohl die Banken selbst als auch der Staat, der die Regeln setzt, tragen eine Verantwortung dafür, wenn eine Bank zusammenbricht.

Zumal ohne das billige Geld der letzten Jahre keine Konditionierung an das Nullzinsniveau bei den Tech-Unternehmen stattgefunden hätte. Mit ihrem Kurswechsel, also dem rasanten Anstieg der Leitzinsen, hat die US-Notenbank dem Tech-Sektor die sicher geglaubte Gewissheit an niedrige Kapitalkosten unter den Füßen weggezogen. Der Sektor hatte nicht ausreichend Zeit, sein Geschäfts- und Finanzierungsmodell an die neuen Gegebenheiten anzupassen.

Die sicherste Bank: Der Staat

Eine weitere Lehre ist die der staatlichen Vollkaskoversicherung. Bei der Signature Bank sowie der systemrelevanten Silicon Valley Bank springt der Staat ein. Niemand muss Angst um seine Einlagen haben. Vater Staat hat damit vorerst erfolgreich ein Finanzbeben abgewendet. Zwar betont man, dass man keine Banken rettet, sondern nur die Kundeneinlagen, doch ist auch dies am Ende des Tages ein teures Unterfangen für die Steuerzahler. In diesem Kontext hört es sich euphemistisch von US-Finanzministerin Yellen an, dass es zu keinen extra Kosten für die Steuerzahler kommen soll.

Die konsequente Rettungsaktion zeigt, wie angespannt man bei den amerikanischen Behörden ist. Die Angst vor einem Vertrauenskollaps ist groß. Sobald Spillover-Effekte drohen, zieht der Staat in Windeseile den Stecker. Handelt es sich dabei um systemrelevante Player, dann kann man sich der Rettung durch den Staat sicher sein. Die Kosten spielen keine Rolle, schließlich ist das Vertrauen in unser Finanzsystem unbezahlbar.

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