Kommentar zur Verurteilung Sam Bankman-Fried hat sich verzockt

Sam Bankman-Fried erwartet ein Leben im Gefängnis. Das verdankt der FTX-Gründer nicht zuletzt seiner Arroganz und Hybris. Ein Kommentar.

Daniel Hoppmann
Teilen
Sam Bankman-Fried

Beitragsbild: Picture Alliance

| Sam Bankman-Fried drohen bis zu 115 Jahre Gefängnis

Einer der größten Betrugsfälle der Krypto-Geschichte fand am heutigen Donnerstag sein vorläufiges Ende. Sam Bankman-Fried, der Gründer der insolventen Krypto-Börse FTX, muss ins Gefängnis. 25 Jahre sind es am Ende geworden. Dabei beteuerte er bis zuletzt seine Unschuld, doch die Beweise waren zu stichhaltig und seine Verteidigungsstrategie zu schwach. Am Ende muss man sagen: SBF hat sich verzockt. Ein Kommentar.

Der Prozess war ein Spektakel. Ein Drama aus dem Lehrbuch, das bald ihren Weg auf die Bildschirme der heimischen Streaming-Dienste finden dürfte. (Angeblich hat sich Amazon bereits die Rechte an der Geschichte gesichert.) Es hatte alles, was ein guter Gerichts-Thriller haben muss: schockierende Enthüllungen, hitzige Diskussionen, abrupte Wendungen, emotionale Ausbrüche – und am Ende einen verurteilten Milliardenbetrüger: Sam Bankman-Fried.

Es war aber auch eine Demaskierung. Die Entzauberung eines “Krypto-Wunderkindes”, eines “Trading-Genies”, das am Ende nur allzu menschliche Fehler machte – getrieben von Arroganz und Hybris. In Summe sorgten sie dafür, dass die Chancen für eine mildere Strafe immer weiter schrumpften.

Das begann schon kurz nach dem Untergang von FTX, als SBF es für eine gute Idee hielt, öffentliche Statements über den Kollaps seines Krypto-Imperiums abzugeben. Wohl wissentlich, dass der lange Arm des US-Gesetzes ihn irgendwann mit diesen Aussagen strangulieren könnte. “Ich habe es vermasselt. Ich war der CEO, also war es auch meine Verantwortung”, sagte Sam Bankman-Fried in einem Interview mit der New York Times knapp einen Monat nach dem Zusammenbruch. Im Gerichtssaal offenbarten sich dann plötzlich Gedächtnislücken. Über 140 Mal spulte der ehemalige Multimilliardär in seiner Vernehmung verschiedene Variationen von “Ich kann mich nicht erinnern” oder “Ich weiß es nicht mehr” ab. Auch von seiner Verantwortung wollte der FTX-Gründer nichts mehr wissen. Stattdessen wälzte er die Schuld auf seine Mittäter ab.

Dass SBF überhaupt in den Zeugenstand trat, war ein Sargnagel von vielen. Kaum ein Anwalt hätte ihm geraten, diesen riskanten Schritt zu gehen. Warum er es dennoch tat, wird nur er beantworten können. Vielleicht liegt es an SBFs Charakter. Er ist bekannt dafür, vor hohen Risiken nicht zurückzuschrecken. Diese Eigenschaft brachte ihm damals einen Job bei Jane Street ein, einer der größten Trading-Firmen der Wall Street. Doch der Gerichtssaal ist kein Trading-Desk. Die Gesetze des hochfrequentierten Finanzmarktes gelten dort nicht, sondern einzig Beweise, Kredibilität und letztlich auch die Sympathie der Jury – kaum etwas konnte SBF wirklich vorweisen.

Im Prozess wirkte er oft arrogant und unbelehrbar. Eine Situation sticht besonders hervor, als er im Zeugenstand auf eine Frage der Staatsanwaltschaft antwortete, obwohl einem Einspruch seines Verteidigers zuvor stattgegeben worden war. “Ich hatte das Gefühl, dass ich auf die Frage antworten muss”, sagte SBF fast schon trotzig.

Generell muss man sagen, dass SBFs Anwälte oft blass wirkten. Vor Gericht konnten sie kaum wirksame Treffer landen, besonders im Kreuzverhör der Kronzeugen rund um Caroline Ellison, Nishad Singh und Gary Wang. Der Deal, den die ehemaligen Führungskräfte von FTX und Alameda mit den US-Behörden eingegangen waren, sollte eigentlich einer der Hauptpfeiler der Strategie bilden. Stattdessen kam dieser Punkt aber nur selten in den Vernehmungen vor.

Das Schicksal von Sam Bankman-Fried, es ist entschieden. Der FTX-Gründer ist schuldig. Ihn erwartet eine lange Haftstrafe. 25 Jahre sind es am Ende geworden. Angesicht möglicher 115 erscheint das Urteil schon fast milde. Bis zuletzt hatte das einstige “Krypto-Wunderkind” sich gegen die zahlreichen Anschuldigungen des Betrugs, Verschwörung und der Geldwäsche gewehrt – vergebens. Am Ende muss man sagen: SBF hat sich verzockt. Dieses Mal war der Einsatz jedoch nicht das Geld seiner Kunden, sondern seine Freiheit.

Du willst wissen, wo du am besten Bitcoin und andere Kryptos kaufen kannst?
Mit unserem Krypto-Börsen- und Broker-Vergleich helfen wir dir, den für dich besten Anbieter zu finden.
Zum Krypto-Börsen- und Broker-Vergleich