Chainalysis-Bericht “Pro-russische Milizen erhielten 2,2 Millionen US-Dollar in Krypto”

Seit dem Überfall auf die Ukraine erhält nicht nur das kriegsgebeutelte Land finanzielle Unterstützung in Krypto. Auch pro-russische Milizen setzen auf Spenden in Bitcoin und Co.

Daniel Hoppmann
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Pro-russischer Panzerwagen.

Beitragsbild: picture alliance/dpa/TASS | Taisiya Vorontsova

| Ein pro-russisches gepanzertes Fahrzeug fährt durch die Straßen von Buhas in der Donbas-Region.

Der Krieg in der Ukraine geht nun schon in seinen sechsten Monat. Seitdem erhielt das Land Millionen an Spenden – auch in Kryptowährungen. Doch auch die pro-russischen Unterstützer nutzen Bitcoin und Co. zur Finanzierung von paramilitärischen Milizen. Das zeigt ein aktueller Bericht der US-Analysefirma Chainalysis.

Demnach identifizierte das Unternehmen seit Beginn des Konflikts 54 Organisationen, die insgesamt 2,2 Millionen US-Dollar in Kryptowährungen erhalten hatten. Wenig überraschend wurden die meisten Transaktionen in Bitcoin und Ethereum getätigt (1,45 beziehungsweise 0,6 Millionen US-Dollar).

Knapp die Hälfte der Adressen gehörten zu Accounts, die in sozialen Medien zu Spenden für Milizen in der Donbas-Region aufriefen – insbesondere in Donezk und Luhansk. Laut Chainalysis konzentriere sich ein Großteil der Gelder auf nur wenige Konten. So gingen 88 Prozent aller Spenden an fünf Wallets.

Chainalysis: “Spenden finanzieren Militärausrüstung und Propaganda”

Primär kauften die Empfänger mit den eingenommenen Geldern Militärausrüstung, schreibt Chainalysis. Zudem würden die Spenden auch für russische Propagandaseiten wie “SouthFront” verwendet. In einem Beitrag heißt es etwa:

Uns fehlen noch 150.000 Rubel für eine Drohne, die unseren ukrainischen “Freunden” ein paar “Geschenke” bringen kann. Wir hoffen, dass wir euch bald mit interessanten Aufnahmen erfreuen können.

Unter ihnen sei auch eine paramilitärische Organisation, die enge Verbindungen zur russischen “Gruppe Wagner” haben soll. Die Söldnertruppe operiert im Auftrag des Kremls weltweit in Krisengebieten. Ihr werden unter anderem schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

Ungewiss bleibe, wo die Ausrüstung letztlich beschafft werde, schreibt Chainalysis auf Anfrage von BTC-ECHO. Staatliche Behörden sowie Krypto-Dienstleister könnten jedoch dank des Transparenzversprechens der Blockchain besser der Spur des Geldes folgen. So könne man herausfinden, welche Dienste genutzt wurden, um die Krypto-Spenden in den realen Wirtschaftskreislauf zu überführen.

Ukrainischer Digitalminister: “Krypto hat das Leben unserer Soldaten gerettet”

Derweil erhielt auch die Ukraine zahlreiche Krypto-Spenden. Stand März bekam das Land etwa 100 Millionen US-Dollar in Bitcoin und Co. Jüngst meinte der ukrainische Digitalminister Alex Bornyakov auf Twitter, dass die digitalen Währungen aufgrund ihrer Schnelligkeit und Flexibilität enorm bei der Verteidigung helfen würden.

Die Regierung in Kiew richtete kurz nach Beginn des Kriegs zahlreiche Krypto-Spendenadressen ein. Darüber hinaus formierten sich mehrere NGOs, die ebenfalls Gelder für militärische und humanitäre Zwecke sammelten.

In letzter Zeit habe die Spendenbereitschaft allerdings drastisch abgenommen, meint Michael Chobanian, Gründer der ukrainischen Krypto-Börse Kuna, gegenüber BTC-ECHO. Allgemeine Kriegsmüdigkeit sowie die Auswirkungen des Krypto-Winters hätten Investoren ihre Wallets enger schnüren lassen.