Es ist der Albtraum von jedem Kunden. Über Nacht verschwindet das Unternehmen, dem man sein Geld anvertraut hat. Auszahlungen sind nicht mehr möglich. Chancen auf Rückerstattung gibt es zunächst keine. Die Verantwortlichen sind unerreichbar, scheinen vielleicht sogar über alle Berge.
Kunden der polnischen Bitcoin-Börse Bitmarket, des bis dato zweitgrößten polnischen Handelsplatz für Kryptowährungen, ist genau das in dieser Woche widerfahren. Scheinbar aus dem Nichts stellte die Börse am Montag, den 8. Juli, ihren Betrieb ein. Offiziell begründet wird dies in einer Meldung auf der Unternehmenswebsite mit einem Verlust von Liquidität. Dort heißt es:
Sehr geehrte Nutzer,
wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Bitmarket.pl/net aufgrund eines Liquiditätsverlusts seit dem 08.07.2019 gezwungen ist, seinen Betrieb einzustellen. Wir informieren Sie über weitere Schritte.
Warum die Nachricht so plötzlich kam und wieso die Zahlungsunfähigkeit von jetzt auf gleich den gesamten Betrieb lahmlegt, lassen die Betreiber dabei jedoch offen.
Beobachter spekulieren derweil, ob es sich beim Grund der Schließung um einen Hack gehandelt haben könnte. In einem solchen Fall dürften die Hoffnungen der Kunden auf Rückerstattung ihrer Einlagen schwinden. Auch ein Exit-Scam scheint auf den ersten Blick denkbar.
Hack, Exit-Scam oder Misswirtschaft: Offizielle Informationen von Bitmarket fehlen derzeit
Laut einem entsprechenden Post auf dem Online-Forum Reddit soll es bereits seit Wochen zu verdächtigem Verhalten von Seiten der polnischen Börse gekommen sein. So hätte Bitmarket seine Kunden ohne ersichtlichen Grund aufgefordert, Passwörter zu ändern. Zudem sollen Transaktionen nur noch eingeschränkt möglich gewesen sein.
„Weitere Schritte“, wie sie Bitmarket in der Meldung ankündigt, stehen zur Stunde noch aus. Weder auf der Website noch auf dem offiziellen Twitter-Kanal der Börse lassen sich nähere Informationen zum Betriebsschluss finden.
Kunden dürften derweil beruhigende Parallelen zum Fall Bitsane erkennen. Die irische Börse hatte im vergangenen Monat ebenfalls ihre Pforten über Nacht geschlossen. Auch hier sollen offiziell technische Schwierigkeiten Grund des Betriebsschlusses gewesen sein. Viele gehen jedoch von einem großangelegten Exit-Scam aus. Rund 250.000 Kunden stehen Berichten zufolge derzeit ohne Hoffnung auf Rückerstattung ihrer Gelder da. Die Geprellten sollen jedoch Kontakt mit den US-Bundesbehörden FBI aufgenommen haben.