Kasachstan, Kosovo, Georgien Ist Mining Fluch oder Segen für Schwellenländer?

Ob Kasachstan oder Kosovo; das Mining stellt immer mehr Schwellenländer vor große Herausforderungen. Einen Lösungsansatz präsentiert dabei ein Staat im Kaukasus.

Daniel Hoppmann
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Kraftwerk in Georgien

Beitragsbild: Picture Alliance

| Ein Kraftwerk in Georgien.

Als China im Juni vergangenen Jahres Bitcoin Mining ächtete, wich dem kurzzeitigen Schock schnell Euphorie. Nicht wenige sahen im Krypto-Verbot die Chance für eine Diversifikation der globalen Hashrate. Und tatsächlich brachen ein Großteil der digitalen Schürfer ihre Zelte im Reich der Mitte ab und flüchteten vor den restriktiven Maßnahmen Pekings. Größter Profiteur waren dabei die Vereinigten Staaten, die sich zur neuen Großmacht innerhalb der Industrie aufschwingen konnten.

Vor allem aber brachte die Entmonopolisierung Chinas Schwellenländern neue Möglichkeiten, einen attraktiven Standort für die noch junge Mining-Industrie zu schaffen. So avancierten Kasachstan und Russland innerhalb kürzester Zeit zu den zweit- beziehungsweise drittwichtigsten Mining Hotspots. In Europa hoffte der Kosovo auf einen zusätzlichen finanziellen Segen als eines der ärmsten Länder des Kontinents.

Es dauerte jedoch nicht lange, bis sich die Schattenseiten des digitalen Schürfens offenbarten. Schnell zeigte sich, dass der Wille für die Akzeptanz der Mining-Industrie zwar vorhanden war, die Strominfrastruktur der Länder den gestiegenen Energieaufwand jedoch kaum bewältigen konnte. Die Konsequenzen für Miner waren mitunter drastisch.

Kosovos Miner schmeißen Geräte auf den Markt

Im Kosovo verhängte die Regierung infolge von Stromausfällen und Energieengpässen Ende Dezember letzten Jahres ein temporäres Mining-Verbot von 60 Tagen. Kurz darauf begannen Behörden mit der Beschlagnahmung. In der Folge befindet sich die Branche des Westbalkanstaats derzeit im Panikmodus. Wie The Guardian unter Berufung auf Facebook– und Telegram-Gruppen berichtet, bieten zahlreiche Miner im Land ihre Gerätschaften teils zu Spottpreisen zum Verkauf an oder verlagern ihren Standort in benachbarte Länder.

Auch Kasachstan machte lange vor den Unruhen der vergangenen Wochen Bekanntschaft mit der Kehrseite der Mining-Medaille. Energieengpässe zwangen die Regierung, die Stromversorgung für die digitalen Schürfer zu drosseln. Experten beobachteten daraufhin einen Abwanderungstrend, der sich durch die Internet-Ausfälle im Zuge der blutigen Auseinandersetzungen im zentralasiatischen Land beschleunigte.

Und auch in Russland führte die Zentralbank des Landes Mining als einen Teilgrund für die Forderung nach einem generellen Krypto-Verbot an. Das digitale Schürfen weise “einen unproduktiven Stromverbrauch” auf, der die Energieversorgung von Wohngebäuden, sozialer Infrastruktur und Industrieobjekten sowie die Umweltagenda Russlands untergrabe.

Ist Mining eine Gefahr für Schwellenländer?

Die Beispiele zeigen: Schwellenländer müssen sich die Frage stellen, inwiefern ein Zuzug von Minern eine Gefahr für die heimische Strominfrastruktur bedeutet. Das sieht auch Peter Marggraff so. Im Gespräch mit BTC-ECHO sagt der CEO der Crypto Supply GmbH:

Ja, zumindest wenn man den Zuzug unkontrolliert zulässt. Ich glaube, jeder Umzug ist problematisch, wenn es keine klaren Spielregeln gibt, wenn man etwa das Stromkontingent im Voraus nicht klar begrenzt.

Peter Marggraff gegenüber BTC-ECHO

Einen Lösungsansatz sieht Marggraf im Vorstoß Georgiens. Der Staat im Südkaukasus hat im Zuge eines hohen Wirtschaftswachstums, niedriger Strompreise und zugenommener Mining-Aktivitäten einen deutlich gestiegenen Energiebedarf im vergangenen Jahr verzeichnet. Die Regierung in Tiflis reagierte und schlug den Weg zur Liberalisierung des Strommarktes ein.

Energieerzeuger müssen nun einerseits genau angeben, wie viel Strom sie mit ihren Anlagen produzieren können. Andererseits verpflichten sich aber auch die großen Energieabnehmer zur Einhaltung des angegebenen Verbrauchs. Mit dem Konzept kann man sowohl die Erzeugung als auch die Verbräuche besser abschätzen und harmonisieren.

Peter Marggraff gegenüber BTC-ECHO

Ein Konzept, das man auch auf andere Schwellenländer anwenden könnte, so der Mining-Experte. Immerhin habe die mangelhafte Nachverfolgung des Stromverbrauchs in Kasachstan unter anderem zu den Energieengpässen geführt.

Ob das georgische Modell tatsächlich die Runde macht, bleibt allerdings abzuwarten. Das von der Bundesregierung finanzierte German Economic Team bezeichnete die Ausbaupläne der georgischen Strominfrastruktur als “ambitioniert” und deren Umsetzung als “fraglich”.

Sollte es Georgien allerdings gelingen, das Vorhaben erfolgreich umzusetzen, dürfte sich das Mining in dem Land als finanzieller Segen entpuppen.

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